Dortmund: Erstes Bordell mit Sexpuppen in Deutschland eröffnet
In Dortmund (Nordrhein-Westfalen) eröffnete das erste Puppen-Bordell Deutschlands: BorDoll. Ein Kommentar von Katrin A. Otrzonsek.
- 80 Euro pro Stunde Puppen-Sex
- "Personifizierte Frauenleichen aus Silikon"
- "willig, unkompliziert, tabulos"
- Echte Gleichberechtigung wird nicht gelebt
- Alle Bordelle sind ein Nährboden für sexistische Gedanken
- Männer wissen, dass sie könnten, wenn sie wollten
- Viele Frauen eifern dem sexistischen Frauenbild nach
Das BorDoll ist ein Angriff auf die Würde der Frauen. Silikonpuppen, die aussehen wie Menschen. Die von Männern nach Lust und Laune penetriert werden können. Bei den Puppen handelt es sich "um absolut realistisch gearbeitete Silikon-Liebespuppen", wie BorDoll schreibt, "mit einem bildhübschen Gesicht, auf Wunsch einen geilen DD-Busen und den Topmodel-Maßen 90-60-90, sowie drei scharfen Löchern, die Du für eine gewisse Zeit in unserer niveauvollen Location mieten und nach Belieben in jeder verrückten Stellung benutzen darfst."
80 Euro pro Stunde Puppen-Sex
Im BorDoll werden überzogene Schönheitsideale der westlichen Gesellschaften auf die Spitze getrieben. Denn klar ist: Keine echte Frau kann dem gängigen Schönheitsideal mehr entsprechen - nicht einmal mit Silikonbrüsten, nach einer Fettabsaugung, einem Gesichtslifting und einer Foto-Retusche. Dem heutigen Schönheitsideal der Frau können nur noch Puppen gerecht werden.
Was aus den Aussagen BorDolls schnell klar wird, ist: Hier wird nicht (nur) mit Sexpuppen gehandelt. Hier handelt man - wenn auch nur indirekt - mit echten Frauen. Sie haben alle einen Vornamen, heißen Anna, Sabrina, Nicole, Jenny, Lisa, Naomi, Linda, Elena, Jessica, Olivia und Katie. Sie sind mal blond, mal brünett, haben rote oder schwarze Haare, die wahlweise gelockt oder geglättet sind. Mit ihren blauen, grünen oder braunen Augen starren sie leblos vor sich hin, als würden sie sich ihrem Schicksal, verbraucht zu werden, untergeben.
"Personifizierte Frauenleichen aus Silikon"
Die personifizierten Frauenleichen aus Silikon wiegen um die 30 Kilogramm. Die Körpertemperatur der Puppe soll durch die beheizten Räume möglichst "natürlich" sein. Weitere Angaben betreffen den Durchmesser ihres Mundes, ihrer Vagina, ihres Anus. Eine "Doll" (englisch für "Puppe") kostet pro Stunde 80 Euro. Wer sie für satte 12 Stunden reserviert, zahlt 650 Euro. Wem eine Puppe nicht ausreicht, kann sich direkt zwei buchen. Sie zu mieten kostet den Kunden 300 Euro für 2 Stunden - wahlweise 1.150 Euro für 12 Stunden.
Doch: Es sind nur Puppen.
"willig, unkompliziert, tabulos"
Auf der Homepage von BorDoll heißt es weiter: "Die Damen sind echte Traumfrauen - für Jedermann ist garantiert etwas dabei und sie sind natürlich immer willig, unkompliziert und absolut tabulos." Hier ist nicht mehr die Rede von Puppen. Hier ist die Rede von "Damen", von "Traumfrauen." Und wie die Definition einer "Traumfrau" auszusehen hat, wird direkt vermittelt: "willig, unkompliziert und absolut tabulos."
Es ist nicht zu fassen, welches Frauenbild hier vermittelt wird - in einem Land, in dem Frauen und Männer juristisch gleichberechtigt sind. In einer Zeit, in der mächtige Männer wie Harvey Weinstein und Donald Trump Frauen sexuell belästigen oder sogar vergewaltigen.
Echte Gleichberechtigung wird nicht gelebt
Die öffentliche Empörung über Männer, die Frauen zu einem Objekt degradieren, ist heute größer, als noch vor einigen Jahrzehnten. Doch die Kluft zwischen der Forderung echter Gleichberechtigung und der tatsächlich gelebten, vorgeführten Pseudo-Gleichberechtigung, ist gigantisch. Auf der einen Seite sprechen sich Politiker und Prominente für die Gleichberechtigung aus. Gleichzeitig aber werden Bordelle - ob mit Frauen aus Fleisch oder aus Silikon - von der Gesellschaft offiziell toleriert, geduldet, akzeptiert und beworben. Wie kann das sein?
Alle Bordelle sind ein Nährboden für sexistische Gedanken
Bordelle sind der Nährboden für frauenfeindliche Gedanken in den Köpfen von Männern - und Frauen. In einem Land, in dem Frauen als Objekte gehandelt und ihre Körper zum Verkauf angeboten werden, kann es keine ausreichende Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern geben. Hier bleiben Männer aktiv, Frauen passiv. Hier haben Männer das Sagen - Frauen haben sich zu fügen.
Das Bild der unterwürfigen Frau und des mächtigen Mannes, verfestigt sich in den Köpfen der Menschen. An dieser Stelle sei an folgende Weisheit aus dem Talmud erinnert:
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Männer wissen, dass sie könnten, wenn sie wollten
Das Bild, welches durch die Toleranz und Akzeptanz der Bordelle (jeglicher Art) entsteht, prägt unsere Gesellschaft. Es prägt nicht nur jene Männer, die von diesen Angeboten Gebrauch machen, sondern auch jene, die "nur" von ihrer Existenz wissen; die wissen, dass sie könnten wenn sie wollten.
Und nicht zuletzt prägt die Objektivierung der Frauen auch ihr eigenes Selbstbild. Was kann eine Frau schon erreichen, die sich als Gegenstand begreift? Die mit dem Gefühl aufwächst, dass jeder Mann sie unterwerfen, vergewaltigen könnte - vor allem dann, wenn sie sich nicht fügt?
Viele Frauen eifern dem sexistischen Frauenbild nach
Zahlreiche Frauen ergeben sich. Sie werden zu der "Traumfrau", die von der Gesellschaft als jene definiert, vorgegeben wird: "willig, unkompliziert und absolut tabulos." Indem sie sich diesem Bild fügen, befeuern sie die Legitimität von Bordellen, Prostitution, Frauenhandel. Sie können mit der stillschweigenden (oder demonstrativen) Bejahung ihrer Verdinglichung nicht minder großen Schaden anrichten, als Männer: BorDoll wurde von Evelyn Schwarz gegründet. Sie ist 29 Jahre alt. Und hat lange, schwarze, glatte Haare.
Statt sich dem sexistischen Frauenbild zu fügen, sollten Frauen sich ihm widersetzen. Dagegen ankämpfen. Aufschreien. Nicht nur zu ihrem eigenen Wohl, sondern zu dem der ganzen Gesellschaft. Nur so kann die vermeidlich akzeptierte Versachlichung der Frauen bekämpft werden.
Auf der Homepage von BorDoll hat bislang nur eine Frau Kritik geäußert: "Widerlich, wie manche am Puppenobjekt ihre krude Sexualität ausleben wollen und was sie überhaupt unter Sexualität verstehen. Die Frau ein Objekt, das nach Wunsch und Laune penetriert werden kann." Wie recht sie doch hat.
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(ww7)