Deutschlands größte Kriminalfälle

Günther Kaufmann: Aus Liebe ging er ins Gefängnis

Günther Kaufmann wurde nach einem falschen Geständnis zu 15 Jahren Haft verurteilt - der Schauspieler ging aus Liebe ins Gefängnis, doch das war nur der Beginn seines tragischen Schicksals.

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Es war die bitterste Rolle seines Lebens. Eine Rolle voller Lügen. Aber Günther Kaufmann († 64) spielte sie oscarreif. So überzeugend, dass man ihn hinter Gitter brachte – für eine Tat, die er nicht begangen hatte. Aber er hatte sie gestanden. Unter Tränen verkündete er: „Ich stehe zu meiner Schuld. Ich hab den Mann aber nicht umbringen wollen.“

Es war einer der spektakulärsten Kriminalfälle dieses Jahrtausends – mit Geldnot, Betrug, Krankheit und ganz großen Gefühlen. Denn Günther Kaufmann ging freiwillig ins Gefängnis … aus Liebe!

Günther Kaufmann: Das Schicksal traf ihn hart

Der Schauspieler, Jahrgang 1947, wuchs in einem Münchner Problemviertel als Sohn eines amerikanischen Soldaten und einer Deutschen auf. Ende der 70er-Jahre wurde er für den Film entdeckt, obendrein hatte er Auftritte in Krimiserien wie „Derrick“ und „Der Alte“.

Nach zwei gescheiterten Ehen heiratete er 1986 ein drittes Mal. Doch die Filmangebote wurden weniger, und so lebte Günther Kaufmann mit seiner Frau Alexandra an der portugiesischen Algarve vom Ersparten.

Dann der Schicksalsschlag: 1992 erkrankte Alexandra an Knochenkrebs. Die Therapie war teuer, jede Spezialinjektion kostete 1000 Mark. Bald war das Paar pleite. Daher heckte die Schriftstellerin 1999 einen betrügerischen Plan aus – und tischte ihrem Mann folgende Geschichte auf: Auf dem Anwesen des Paares sei eine Hotelanlage geplant. Als Investor habe man angeblich den Rocksänger Billy Idol gewinnen können – 70 Millionen US-Dollar habe er zugesagt. Doch dann habe der Musiker sein Angebot zurückgezogen. Deshalb müsse er nun auf Schadensersatz verklagt werden. Man brauche nur einen Geldgeber, um den Prozess zu finanzieren.

Auch diese Schicksalsgeschichte hielt Deutschland in Atem:

Kaufmann vertraute seiner Frau blind – sie zog zu ihrem Geliebten

Günther Kaufmann hegte keinen Verdacht. Er vertraute seiner Frau blind. Und so konnte sie auch einen Freund, den Steuerberater Hartmut Hagen, überzeugen. Er versprach sich einen hohen Gewinn und gab dem Paar 850 000 Mark.

Irgendwann tischte Alexandra ihrem Mann die nächste Lüge auf: Sie müsse wegen der Klage ein halbes Jahr lang in New York leben. In Wahrheit zog sie zu ihrem Geliebten nach Berlin und lebte dort sechs Monate von dem ergaunerten Vermögen. Günther Kaufmann zog zeitweilig zu Freund Hartmut Hagen nach München.

Günther Kaufmann fand Freund Hartmut Hagen tot auf

Doch mit der Zeit wurde der Steuerberater misstrauisch. Daraufhin versuchte Alexandra, den Betrug zu vertuschen: Im Februar 2001 schickte sie ihren Geliebten mit zwei anderen Männern zum Haus des Steuerberaters. Das Trio sollte den Schriftverkehr, der auf den Schwindel hindeutete, vernichten. Die Männer überfielen den Geldgeber und durchsuchten die Räume.

Am 2. Februar 2001 alarmierte Günther Kaufmann die Polizei: Er hatte Hartmut Hagen tot aufgefunden. Offenbar handelte es sich um Mord! Der Mann war erstickt, weil ihm jemand den Brustkorb zusammengedrückt hatte. Doch Günther Kaufmann hatte kein Alibi und kam in Untersuchungshaft. Der Polizei erzählte er dann von dem Prozess gegen Billy Idol, seine Frau aber behauptete plötzlich, dass er lüge. Für den TV-Star brach eine Welt zusammen. Nun ahnte er, dass seine Frau etwas im Schilde führte. Inzwischen war die kranke Alexandra nur noch ein Schatten ihrer selbst. Doch Günther Kaufmann liebte sie noch immer, wollte sie schützen und nahm alle Schuld auf sich. Erst Monate später widerrief er sein Mordgeständnis. Doch ihm glaubte keiner mehr. Als Alexandra im Mai 2002 mit 39 Jahren starb, saß er weiter in seiner Zelle und konnte nicht zu ihrer Beerdigung gehen.

Als er freikam, war auch Alexandra gestorben

Im November 2002 wurde der TV-Star zu 15 Jahren verurteilt. Doch dann packte die Freundin eines der drei Einbrecher aus. Der Fall wurde neu aufgerollt. Im November 2003 kam der Künstler frei. Dafür wurden Alexandras Geliebter und die beiden anderen Täter zu zehn bis 14 Jahren Gefängnis verurteilt.

Günther Kaufmann: Sein gebrochenes Herz hörte einfach auf zu schlagen

Nach seiner Entlassung arbeitete Günther Kaufmann wieder als Schauspieler. Er starb am 10. Mai 2012 mit 64 Jahren an einem Herzinfarkt, sackte in Berlin auf offener Straße zusammen. Sein gebrochenes Herz hörte einfach auf zu schlagen …

Foto: IMAGO / sepp spiegl

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