Jakob von Metzler: Kaum war das Kind tot, buchte der Entführer einen Luxus-Urlaub
Jakob von Metzler wurde am 27.09.2002 entführt. Seine Eltern zahlten das Lösegeld, doch der Täter hatte nie vor ihnen ihr Kind zurückzugeben…
- Jakob von Metzler-Entführung: Der Täter forderte eine Million Euro Lösegeld
- Magnus Gäfgen wurde schnell als Täter identifiziert
- Ein Ermittler beschrieb Magnus Gäfgen als gefühlsarm und kaltblütig
- Nach der Entführung: Warum musste Jakob von Metzler sterben?
- Jakobs Mutter: „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann unsere Familie kaputtmacht.“
- Entführer Magnus Gäfgen versuchte mehrfach, dem Urteil und seiner Strafe zu entgehen
Der 27. September 2002 war der letzte Schultag vor den Herbstferien. Für den elfjährigen Bankierssohn Jakob von Metzler war es der letzte Tag seines Lebens.
Zu Hause wartete seine Familie, sie wollten am nächsten Morgen in die Ferien nach Frankreich fahren. Vater Friedrich von Metzler (heute 78) führte die älteste Privatbank Deutschlands. Ein Mäzen – er förderte mit seiner Ehefrau Sylvia (heute 65) Museen und Galerien. Die von Metzlers waren seit jeher bekannt für ihre Freundlichkeit und Großzügigkeit. Die Tür ihrer Villa in Frankfurt-Sachsenhausen stand immer offen – für Geschäftspartner, Künstler oder die Freunde ihrer drei Kinder Franz-Albert (damals 15), Elena (damals 14) – und Jakob.
Jakob von Metzler-Entführung: Der Täter forderte eine Million Euro Lösegeld
Doch der Jüngste kam an diesem Freitag nicht nach Hause. Er war auf dem Nachhauseweg entführt worden. Um 12.40 Uhr fand der Hausmeister das Erpresserschreiben in der Einfahrt, mit Schreibmaschine getippt, in Klarsichtfolie gehüllt und mit einem Stein beschwert.
„Wir haben Ihren Sohn entführt. Es ist nicht unsere Absicht, das Leben Ihrer Familie oder das Ihres Sohnes zu zerstören: Es geht uns nur ums Geld“, hieß es. Der Täter forderte eine Million Euro Lösegeld! Die Übergabe sollte in der Nacht zum Montag stattfinden. Das Geld sollte in zwei Plastiktüten mit dem Logo eines Lebensmitteldiscounters an das Geländer einer Straßenbahnhaltestelle gehängt werden, lautete die Anweisung. Laufe alles nach Plan, sei Jakob am Montag wieder zu Hause.
Magnus Gäfgen wurde schnell als Täter identifiziert
Am Übergabeort nahm ein groß gewachsener junger Mann die Tüten mit dem Lösegeld an sich und fuhr in seinem Auto davon. Anhand des Kennzeichens stand schnell fest, wer er ist: Magnus Gäfgen, ein 27 Jahre alter Jurastudent.
Die Ermittler hofften, dass er zum Versteck des Jungen fährt und sie ihn befreien könnten. Es kam anders. Am nächsten Tag bummelte der Entführer entspannt mit seiner Freundin Katharina (16) durch Boutiquen, buchte eine Luxusreise nach Fuerteventura und bestellte in einem Autohaus einen Mercedes C 200 für 30 700 Euro. Seelenruhig, während die Familie von Metzler verzweifelt hoffte, dass ihr Jakob durch die Haustür käme.
Auch dieser Fall schockte ganz Deutschland:
Ein Ermittler beschrieb Magnus Gäfgen als gefühlsarm und kaltblütig
Magnus Gäfgen wurde festgenommen. Im Verhör verstrickte er sich in Lügen. In seiner Wohnung entdeckten Polizisten Teile des Lösegeldes. Dann beschuldigte Gäfgen zwei unbeteiligte Bekannte der Tat. Anschließend mauerte er wieder. Ein Ermittler beschrieb den Täter als gefühlsarm und kaltblütig.
Vor allem wollte er das Versteck nicht preisgeben. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit – der Junge war seit fast vier Tagen gefangen, vielleicht ohne Nahrung. Deshalb entschied der damalige Vize-Polizeipräsident: „Die Anwendung unmittelbaren Zwanges ist freigegeben.“ Gäfgen wurde Gewalt angedroht. Das wirkte. Er führte die Polizei zur Leiche des Jungen. Der Verbrecher hatte Jakob ermordet.
Nach der Entführung: Warum musste Jakob von Metzler sterben?
Gäfgens Motiv? Geldgier! Die Tat war geplant. Gäfgens Vater war Bauingenieur, aber große Sprünge waren nicht drin. Magnus Gäfgen suchte sich Freunde aus reichem Hause. Er gab vor, ein erfolgreicher Anwalt zu sein, viel Geld zu haben. Dafür verprasste er einen Rentenfonds, den sein Vater für ihn angelegt hatte. Seiner Freundin spendierte er einen Urlaub in Florida. Über sie hatte er auch Elena, die Schwester seines späteren Opfers, kennengelernt. Mindestens einmal fuhr er mit seinem Wagen die Kinder nach Hause.
Darum war Jakob auch nicht misstrauisch, als ihm Magnus Gäfgen an diesem Freitag über den Weg lief. Unter einem Vorwand lockte er den Jungen in sein Auto und fuhr zu seiner Wohnung. Dort erstickte er den Elfjährigen und versteckte die Leiche am selben Tag in einem Weiher.
Dieser Kriminalfall ist legendär:
Jakobs Mutter: „Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann unsere Familie kaputtmacht.“
Im Juli 2003 fällte das Landgericht Frankfurt das Urteil: lebenslange Haft mit besonderer Schwere der Schuld wegen Mordes und erpresserischen Menschenraubs mit Todesfolge. Der Vize-Polizeipräsident, der Gäfgen Folter androhen ließ, wurde verwarnt und zu einer Geldstrafe verurteilt.
Für Jakobs Eltern ist seither nichts mehr so, wie es einmal war. Dennoch sind Sylvia und Friedrich von Metzler in Frankfurt immer noch für ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft berühmt. Sogar am schwärzesten Tag ihres Lebens stand die Tür ihrer Villa allen offen, die ihnen Mitgefühl und Trost spenden wollten. Als die Mutter die Todesnachricht erhielt, war sie ganz ruhig, erinnert sich ein Freund der Familie. „Sie sagte zu ihrem Mann: Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann unsere Familie kaputtmacht.“
Entführer Magnus Gäfgen versuchte mehrfach, dem Urteil und seiner Strafe zu entgehen
Gäfgen versuchte seit seiner Verurteilung mehrfach, eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen ihn zu erwirken. Dabei berief er sich vor allem darauf, dass ihm im Laufe der Vernehmungen Folter angedroht wurde, um ihn zu zwingen, den Aufenthaltsort von Jakob preiszugeben, den die Polizei zu diesem Zeitpunkt als lebend vermutete.
Gäfgen scheiterte mit seinen Versuchen, seiner Strafe doch noch zu entgehen, dennoch. Nach seinem Antrag auf Aussetzung der Haftstrafe wurde 2017 zuletzt durch Sachverständige festgestellt, dass Gäfgen noch immer eine Gefahr für die Gesellschaft sei – auch hiergegen versuchte er mit einem Befangenheitsantrag gegen den Sachverständigen vorzugehen.
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