Deutschlands größte Kriminalfälle

Rudolph Moshammer: Er suchte das Vergnügen und fand den Tod

Am 14. Januar 2005 wurde der schillernde Modedesigner Rudolph Moshammer erdrosselt. Gut gelaunt spazierte er von Party zu Party. Aber in Wahrheit litt er unter seiner zerrissenen Seele …

Video Platzhalter
Video: Glutamat

Freitag, 14. Januar 2005, kurz vor neun Uhr. Rudolph Moshammers Chauffeur fährt vor der Villa in München-Grünwald vor. Wie er es jeden Morgen tut. Dass die Tür bereits offen steht, wundert ihn nicht, der Hausherr öffnet sie öfter für ihn. Argwöhnisch wird der Chauffeur erst, als er ein dumpfes Bellen aus dem Schlafzimmer hört – Yorkshire-Terrierdame Daisy. „Ich bin in den ersten Stock gerannt, und da habe ich meinen Chef liegen sehen“ – vollständig bekleidet mit Sakko, Hose und Hemd im Flur vor dem Schlafzimmer. Der Chauffeur ruft ihm zu, er solle doch aufstehen. Doch dann sieht er, dass dessen Zunge heraushängt – „ganz grün und blau“. Der Designer war tot, erdrosselt. Um den Hals des 64-Jährigen ein Kabel. Wie sich später herausstellte, hatte der Modezar seinen Mörder selbst ins Haus gelassen. Er suchte das Vergnügen und fand den Tod.

Rudolph Moshammer: Sein Erfolg war hart verdient

Rudolph Moshammer kam nicht mit dem goldenen Löffel im Mund zu Welt. Nach einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann entdeckte er sein Talent, extravagante Mode zu kreieren. 1968 eröffnete er in der noblen Maximilianstraße eine Boutique mit Luxusherrenmode. Zu seinen Kunden gehörten Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger, Schweden-König Carl Gustaf und Star-Tenor José Carreras. „Mosi“ wurde zum schrillsten Paradiesvogel der Schickeria. Die tiefschwarze Perücke mit den zwei Strähnen auf der Stirn und Yorkshire-Dame Daisy waren seine Markenzeichen. Gut gelaunt spazierte er von Party zu Party. Aber in Wahrheit litt er unter seiner zerrissenen Seele …

Der Modedesigner Rudolph Moshammer wurde ermordet: Zu Lebzeiten litt er unter einer zerrissenen Seele.
Rudolph Moshammer wollte bestimmte Seiten von sich lieber verborgen halten. Foto: United Archives / Getty Images

Erst der Mord enthüllte Moshammers Doppelleben

Der Mord brachte sein geheimnisvolles Doppelleben ans Licht: Rudolph Moshammer kaufte sich die Liebesdienste junger Männer. Laut Polizeiangaben wurde er noch am Abend vor seinem Tod am Münchner Hauptbahnhof und am Kapuzinerplatz gesehen, der für seine Homosexuellenlokale bekannt ist. So erzählte sein Chauffeur dem Richter später von Mosis häufigen Irrfahrten: „Drei- bis viermal pro Woche fuhr er abends und nachts mit seinem Rolls-Royce los. Kurvte ziellos durch München. Immer auf der Suche nach jungen Sexpartnern.“

Das wurde ihm zum Verhängnis: Denn an diesem Abend ließ er den verschuldeten Herish A. (damals 25) in seinen Wagen einsteigen und versprach ihm angeblich „2000 Euro Lohn für sexuelle Dienstleistungen“. Beide Männer fuhren zu Moshammers Haus. Doch dort kam es dann zum Streit. Nach Aussage des jungen Mannes habe sich der Designer geweigert, das vereinbarte Geld zu zahlen, und wollte ihn angeblich hinauswerfen. Obendrein habe er mit der Polizei gedroht. Darauf habe Herish A. ein Verlängerungskabel gepackt, es um Moshammers Hals gelegt und zugezogen.

Rudolph Moshammer hatte nicht nur eine fröhliche Seite

Im Gerichtsprozess wurde zudem bekannt, dass „Mosi“ auch noch eine andere Seite hatte: Er war extrem launisch und neigte zu Wutanfällen. Seinen Mitarbeitern gegenüber war er misstrauisch. Er war geizig und prüfte jede Rechnung dreimal.

Rudolph Moshammer hatte keine Kinder. Hundedame Daisy erhielt ein Wohnrecht in der Villa und blieb bis zu ihrem Tod in der Obhut des Chauffeurs, bis sie 2006 starb.

So pompös und glanzvoll, wie „Mosi“ gelebt hatte, so prachtvoll war auch seine Beerdigung. 300 Trauergäste erwiesen ihm die letzte Ehre. Nun ruht er neben seiner geliebten Mutter Else († 85) auf dem Münchner Ostfriedhof.

Sein Mörder sitzt noch immer im Gefängnis

Herish A. wurde im November 2005 zu lebenslanger Haft verurteilt, sitzt seither im Gefängnis Straubing. Angeblich wird er frühestens in vier Jahren freikommen. Es heißt, dass der Asylbewerber danach abgeschoben wird.

Weiterlesen: