Heinz Erhardt: Für ihn wurde der größte Albtraum wahr
Heinz Erhardt war einer der beliebtesten Komiker aller Zeiten, doch das Schicksal meinte es nicht nur gut mit ihm.
Heinz Erhardt: Schelmisch, tollpatschig, liebenswert
Wie kein Zweiter verkörperte der füllige Schmunzelmeister das Wirtschaftswunder in Deutschland. Seine witzigen Wortspiele bleiben unvergessen.
Schelmisch, tollpatschig, liebenswert. So erlebten die Menschen im Nachkriegsdeutschland Heinz Erhardt († 70) auf der Bühne und im Film. Mit Hornbrille und schütterem Haar eroberte der König der Kalauer die Herzen des Publikums. Unvergessen sind seine Verse, in denen er beispielsweise über die Kuh oder das Nass- und Trockenhorn philosophierte. Außerdem gab der in Riga geborene Sohn eines Kapellmeisters Tipps für den Alltag: „Bei nasser Straße muss man sechzehn geben – doppelt acht!” Auch Satzverdrehungen („Wir sind gefallen, einem Irrtum zum Opfer”) und Sprachneuschöpfungen („Schwotte” aus Schwabe und Schotte) machten seinen Humor aus.
Für Heinz Erhardt wurde der größte Albtraum wahr
Anders als bei manchen, vor allem heutigen Kollegen, hatte Erhardts Witz nie etwas Böses, Bissiges. Im Gegenteil: Er strahlte immer eine große Menschlichkeit aus. Beispielhaft dafür ist eine Szene in dem Film „Witwer mit fünf Töchtern” (1957), wo er bei dem Versuch, seine Autorität zu untermauern, eine Ohrfeige in ein Streicheln verwandelt. Auch als Ekelpaket in „Der Haustyrann” (1958) oder als grantiger Schutzmann in „Natürlich die Autofahrer” (1959) bleibt er dem Typ des kleinen Mannes treu, der es den Großen schon zeigen wird. In den 1960er-Jahren war der Humorist in markanten Nebenrollen zu sehen. So gab er launige Einlagen in Karl May-Verfilmungen (z. B. „Der Ölprinz”, 1965) und Fernseh-Operetten (z. B. „Frau Luna”, 1964). Er moderierte Unterhaltungssendungen, war Gast zahlreicher Shows und ging ab 1968 erfolgreich mit Lesungen aus seinen Gedichten und Büchern auf Tournee.
Ende 1971, drei Monate nach dem Film „Unser Willi ist der Beste”, erlitt Heinz Erhardt einen tragischen Schlaganfall. Danach konnte er zwar weiterhin alles verstehen, aber bis zu seinem Tod im Juni 1979 kein einziges Wort mehr sprechen. Damit wurde für den Komiker der größte Albtraum wahr. Er hatte einmal zu Freunden gesagt: „Solange ich nur sprechen kann, werde ich es schaffen, das Publikum zum Lachen zu bringen.”
Im Video erfährst du mehr über Heinz Erhardts Leben - und sein Schicksal.
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