KiK: 2,99 Euro Shirt vs. 22,99 Euro Markenprodukt - was ist wirklich fairer?
In einem Interview äußert sich der KiK-Chef so offen wie nie – aber wie funktioniert die Modewelt wirklich? Kann man Produkte von KiK ohne schlechtes Gewissen kaufen?
Es ist still geworden um KiK. Wenn der Textil-Hersteller einmal in den Medien auffällt, dann meist durch negative Schlagzeilen. In vielen Köpfen hält sich das Vorurteil: Wer bei KiK kauft, unterstützt die Ausbeutung der Modebranche. Schließlich wird die Mode zum Discountpreis verkauft.
Jetzt hat sich KiK-Chef Patrick Zahn in einem Interview so offen wie nie gezeigt. Sein Ziel: Mit den Vorurteilen aufräumen.
Aber ist ein KiK--Shirt zum Discountpreis wirklich tragbar?
Zahn gibt der Mitteldeutschen Zeitung gegenüber zu: Das Schmuddel-Image ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Anfangs hätte KiK tatsächlich nicht sehr auf Produktionsbedingungen geachtet. Was Zahn jedoch betont – damit war die Modekette nicht allein. Das Thema der Ausbeutung war schlichtweg noch nicht so groß. Heute ist das anders. Auch KiK hat die Bedingungen geändert - der Kette hängt aber noch immer ein schlechter Ruf nach.
„Aus den Versäumnissen der Anfangsjahre haben wir gelernt“, sagt Zahn im Interview und weist daraufhin, dass KiK „nicht schlechter als andere Textilfirmen“ sei. Diese Aussage ist vom Chef der Marke aber kaum verwunderlich. Doch was hat sich wirklich getan?
Tatsächlich wird seit einigen Jahren an den Produktionsbedingungen geschraubt, zum Beispiel über die Kampagne „Saubere Kleidung“. Zudem ist KiK Mitglied in einem Textilbündnis der Bundesregierung.
Was sagt der Preis über die Qualität der Mode aus?
Ein Satz bleibt aus dem Interview mit Zahn besonders hängen: „Unsere Textilien werden in Asien oft auf denselben Produktionslinien genäht wie die von teuren Markenherstellern.“ Zudem versichert er, dass Kollektionen nicht zurückgeschickt oder verbrannt, sondern so lange verkauft werden, bis das Sortiment leer ist – der Discounter plant also langfristig, was wiederum günstigere Preise erlaubt.
Entgegen vielerlei Erwartungen stammt ein teures Shirt also nicht zwangsläufig aus fairem Handel. Im Gegenteil: Vom Kaufpreis erhalten die Näherinnen meist am wenigsten. Der Ansatz wäre also, die Marge anders zu verteilen. Was nämlich kaum jemand weiß: Der Auftraggeber selbst legt selten die Gehälter fest, das liegt wiederum in der Hand der Fabrikeigentümer.
Wie erkenne ich faire Mode?
Es gibt mehrere Textilbündnisse, die sich für bessere Produktionsrichtlinien einsetzen. Wer Mitglied ist, muss sich an bestimmte Bedingungen halten. Hier findest du die komplette Liste des Bündnis für nachhaltige Textilien.
Weiterlesen:
- Ökologische Mode: Die wichtigsten Siegel und Fakten
- Neues Image für KiK: Schluss mit billig?
- Böser Verdacht: Kinderarbeit bei Nestlé, Mars und Hershey's?
- Textilbündnis sorgt für bessere Bedingungen in Fabriken - Doch es droht eine Gefahr!