Muss nicht sein! Mama-Bloggerin Silke übers Wildpinkeln bei Kindern
Muss man sein Kind wirklich überall hinpinkeln lassen? Mama-Bloggerin Silke findet: Nein. Sie hat selbst ein Kind, das gerade trocken werden soll (und will). Ihre These: Zu viele Eltern sind schlicht zu faul, jedes Mal die nächstgelegene Toilette zu suchen.
„Mama, ich muss Pipi. JETZT!“
Ich sitze mit meiner Freundin und unseren Kindern auf der Spielplatzbank und es stinkt. Nach Pisse. Jedes Mal, wenn ein leichter Windstoß aufkommt, weht eine neue Wolke Fäkalgeruch zu uns herüber. Obwohl: Sie muss wahrscheinlich gar nicht „herüber“ wehen, wir sitzen schon mittendrin. An Essen ist nicht mehr zu denken. Wir räumen die Tupperdosen beiseite und schicken die Kinder spielen.
Kein Spielplatz ohne Pisse-Gestank
Der Spielplatz bei mir ums Eck ist keine Ausnahme. Bei diesen Temperaturen steigt einem an jedem Sandkasten dieser penetrante, säuerliche Gestank in die Nase. Ich habe in der Tat eine Weile gebraucht, bis ich begriffen habe, dass die Quelle dieses Gestanks nicht der nächstgelegene Weiher, eine mir unbekannte Mülldeponie oder Hunde- und Katzenkot im Gebüsch ist. Tatsächlich lässt die Mehrheit der Eltern bei uns im Stadtteil ihre Kinder an Bäume, hinter Bänke und ins Gebüsch pinkeln. (Und, wenn es hart auf hart kommt, bleibt es nicht beim kleinen Geschäft …)
Bin ich spießig? Verklemmt? Weltfremd? Oder anders gefragt: Bin ich die einzige, die das nicht nur stört, sondern erziehungstechnisch auch wirklich sonderbar findet?
PROBIERT doch wenigstens, auf Toilette zu gehen!
Sarah Kuttner hat sich vor zwei Wochen ähnlich verständnislos übers Kinder-an-Bäume-pinkeln-lassen geäußert:
Ich habe die Diskussion und die mehr oder minder intelligenten Kommentare dazu aufmerksam verfolgt und möchte betonen: Es geht mir nicht um die EINE Ausnahme, bei der es ganz, ganz schnell gehen muss und weit und breit kein Klo zu entdecken ist. Mir ist klar, dass man einem Zweijährigen, der gerade trocken wird, in so einem Fall das Erfolgserlebnis des „Ich habe aber doch rechtzeitig Bescheid gesagt!“ nicht verwehren will. Da kann und muss natürlich der nächste Baum herhalten – auch für meinen Sohn. (Ich meine: Selbst ich mit meinen 32 Jahren hüpf am Autobahnparkplatz noch ins Gebüsch, wenn es keine öffentlichen Toiletten gibt.)
Mir geht es um etwas anderes: die Selbstverständlichkeit, mit der Eltern ihren Kindern die Hose runterziehen und sagen „Da kannst du hinmachen“ – ohne überhaupt zu probieren, rechtzeitig eine Toilette aufzusuchen. Ist das Faulheit? Gleichgültigkeit? Resignation? Soll das Kind wirklich lernen, es sei NORMAL, einfach in die Ecke zu pullern?
Es gibt genug Alternativen zum Wildpinkeln!
Mein Sohn jedenfalls nicht. Wenn wir auf „unserem“ Spielplatz sind und er muss, gehen wir eine Straße weiter zu meinem Stammbäcker auf Toilette. Da kaufe ich oft genug ein, um das Klo auch ohne Brötchenkonsum nutzen zu können. Notfalls auch alle zehn Minuten. Ja, das nervt höllisch. Aber nur mich: Mein Sohn nimmt jedes Mal motiviert meine Hand und will sofort loslaufen, wenn er spürt, dass er muss. Und nach dem erfolgreichen Toilettengang ist er stolz wie Oskar: „Ich war auf Toilette, wie ein großer Junge!“. Besser geht es doch nicht.
Super Tipp: das Töpfchen zum Mitnehmen!
Für Ausflüge und Spielplatzbesuche, bei denen ich nicht genau weiß, wie weit die nächste Toilette ist, habe ich ein „Potty to go“ dabei: ein verschließbares Töpfchen, das immer und überall aufgestellt werden kann und an der nächsten Toilette entleert wird. Kostet 24,90 und passt in jedes Buggy-Netz.
Und wer so etwas nicht mit sich rumschleppen will, läuft halt ein paar Mal mehr zum nächsten Klo. Allein gestern bin ich während einer Bahnfahrt drei Mal in 20 Minuten zur Zugtoilette zwei Waggons weiter gefetzt, weil mein Sohn glaubte, er müsse Pipi. Musste er gar nicht. Aber das bisschen Lauferei sollte es einem Wert sein, finde ich – selbst mit 8-Monats-Babybauch.
Eure Silke
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