Tipps von der Stillberaterin

Milch abpumpen: 5 Mythen übers Abpumpen

Muttermilch abpumpen, hat viele Vorteile, doch gibt auch viele Vorurteile, die Mütter verunsichern. Wir räumen mit 5 Mythen übers Milchabpumpen auf. 

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Nicht alle Frauen, die den Wunsch haben zu Stillen, können das auch. Manchmal spielen Faktoren wie etwa eine Frühgeburt eine Rolle, warum es mit dem Stillen nicht klappt. Oder Frauen entscheiden sich ganz bewusst dazu. Noch immer kursieren Mythen und Vorurteile, was das Abpumpen von Milch angeht. Wir räumen mit den 5 wichtigsten Punkten auf. 

Mythos 1: Mütter, die Milch abpumpen, haben beim nächsten Stillen keine Milch mehr

Viele Mütter haben Angst, dass wenn sie Milch abpumpen, zum Beispiel auf Vorrat, dass sie beim nächsten Stillen nicht mehr genug Milch haben. "Die Milchmenge in der Brust wird von der Nachfrage bestimmt. Wer zusätzlich zum Stillen abpumpt, kurbelt unter Umständen die Muttermilchproduktion also sogar eher an", erklärt Nicole Fröhlich, ausgebildete Kinderkrankenschwester sowie Still- und Laktationsberaterin bei Medela. 

Idealerweise solltet ihr also zwischen zwei Stillmahlzeiten abpumpen. Dauert die Stillpause regulär zum Beispiel drei Stunden, sollte ihr nach 1 1/2 Stunden abpumpen. So hat der Körper genug Zeit, sich bis zum nächsten Stillen zu regenerieren. Möchtest du die Stillmahlzeit durchs Abpumpen ersetzen, pumpe die Milch zu der Zeit ab, in der du normalerweise Stillen würdest. 

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Mythos 2: Mütter, die abpumpen, wollen nicht stillen

Anders als beispielsweise in den USA, wo das Abpumpen von Muttermilch durch die kurzen Elternzeiten fast selbstverständlich ist, haben Mütter in Deutschland oft mit dem Vorurteil zu kämpfen, sie würden nur abpumpen, weil sie nicht stillen wollen. "Unsere Umfragen unter Müttern malen jedoch ein völlig anderes Bild", so die Still-Expertin. Für 73 Prozent der befragten Mamas sind Stillprobleme wie wunde Brustwarzen, Milchstau oder aber Saugschwierigkeiten des Babys der Grund für die Anschaffung einer Milchpumpe.

"Den meisten Müttern, mit denen wir sprechen, geht es also darum, die Stillbeziehung zu verbessern und die Versorgung ihres Babys mit Muttermilch sicherzustellen", so Nicole Fröhlich weiter. Das Abpumpen und Lagern der Muttermilch gibt vielen Müttern die Flexibilität, die sie in ihrem ganz persönlichen Still-Alltag brauchen. Egal ob aufgrund von Stillproblemen, für Besorgungen, Arztbesuche oder dem so nötigen Kaffee mit der besten Freundin - Mütter, die zusätzlich zum Stillen abpumpen, können sich stets darauf verlassen, dass ihr kleiner Schatz auch in ihrer Abwesenheit gut versorgt ist, und so ganz entspannt weiter stillen, ohne bei kurzen Trennungen von ihrem Baby ein schlechtes Gewissen zu haben. 

Mythos 3: Durch das Flaschenfüttern ist die "Saugverwirrung" beim Baby vorprogrammiert

Wenn Mütter ergänzend zum Stillen auch Milch abpumpen, haben viele Mamis Angst, dass es zu einer sogenannten "Saugverwirrung" kommt - sprich, dass das Baby das Trinken an der Brust nach der Flasche ablehnt. "Untersuchungen haben gezeigt, dass sich die Art und Weise, wie ein Baby an der Brust trinkt, stark vom Füttern mit einem Standardsauger unterscheidet. Viele Babys können jedoch problemlos zwischen Flasche und Brust wechseln", sagt Nicole Fröhlich und ergänzt: "Die Voraussetzung ist jedoch, dass die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind bereits gefestigt ist. Das Stillen ist ein Prozess, den Mama und Baby erst lernen müssen. Haben sie sich nach etwa sechs bis acht Wochen eingespielt, stellt in der Regel auch das Füttern der abgepumpten Muttermilch mit einem Fläschchen kein Problem dar und der Wechsel klappt gut."

Tipp: Es gibt besondere Fläschchen-Sauger, die speziell für Muttermilch entwickelt wurden. Sie sind nicht nur der Form der Brust nachempfunden, sondern sorgen dafür, dass Babys beim Trinken - wie beim Stillen an der Brust - ein Vakuum aufbauen müssen. 

Mythos 4: Abpumpen ist schmerzhaft und reizt die Brust & Brustwarzen

"Schmerzen sollten beim Abpumpen niemals entstehen!", macht die Still- und Laktationsberaterin deutlich. Damit es nicht zu wunden Brustwarzen oder gar Schmerzen in der Brust kommt, ist es wichtig, darauf zu achten, dass ihr die Brusthaube benutzt. Moderne Brusthauben sind so konzipiert, dass sie sich der natürlichen Form der Brust anpassen. Besonders geeignet sind Brusthauben, die oval und drehbar sind und die sich im 105°-Winkel öffnen lassen. Die richtige Größe spielt auch eine zentrale Rolle. Die Tunnelgröße der Brusthaube sollte optimalerweise 4 mm größer sein als der Durchmesser der Brustwarze, da sich der Brustwarzendurchmesser beim Abpumpen um 2 bis 3 Milimeter vergrößert. "Generell sollte der Abpump-Vorgang für Mütter so entspannend wie möglich sein, um den Milchfluss zu fördern. Schmerzen wären hier kontraproduktiv. Empfinden Mütter das Abpumpen als unangenehm, sollten sie dringend den Sitz und die Größe ihrer Brusthaube kontrollieren", rät Fröhlich.

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Mythos 5: Wenn nur wenig Milch kommt, klappt es nicht mit dem Abpumpen

"Die Menge der abgepumpten Muttermilch ist oft ein großer Verunsicherungsfaktor für Mamas", weiß die Still- und Laktationsberaterin. "Viele Mütter glauben, sie müssten direkt beim ersten Versuch ein ganzes Fläschchen füllen, dabei ist das überhaupt nicht nötig, da man auch mehrere kleinere Mengen eines Tages zu einer Mahlzeit für sein Baby kombinieren kann." Das Abpumpen von Muttermilch, genau wie das Stillen sind ein Lernvorgang. Wenn es nicht sofort klappt, kann das verschiedene Gründe haben.

Klappt es mit der Handmilchpumpe nicht, solltet ihr zu einer elektronischen Milchpumpe greifen. Aber auch Stress kann das Abpumpen erschweren, da er die Ausschüttung des Bindungs- und Liebeshormons Oxytocin hemmt, das für den Milchspendereflex zuständig ist. Das A und O ist eine entspannte Atmosphäre in gemütlicher Haltung und keine Schmerzen während des Abpumpens. Mit Blick auf den kleinen Liebling, ohne Erwartungsdruck und dafür mit etwas Geduld, wird das Abpumpen gelingen. 

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