Interview

Miyabi Kawai: Medizin wird für Männer gemacht!

Miyabi Kawai kritisiert, dass Frauen in der Erforschung und Behandlung von Krankheiten benachteiligt werden.

Miyabi Kawai
Foto: IMAGO / Future Image
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Bereits in ihrem Podcast „Hirn & Hupen” setzt sich Miyabi Kawai (49), Entertainerin und Autorin, für Frauenthemen ein. Doch das reichte ihr nicht mehr – sie schrieb sich ihren Zorn über die ungleichen Verhältnisse im Gesundheitswesen von der Seele und will mit ihrem neuen Buch Missstände aufdecken. Ihr Appell an Wissenschaft und Forschung (und die Betroffenen): So kann es nicht weiter gehen! Ihrem Ärger macht sie schon mal im Interview mit der Zeitschrift CLOSER Luft ...

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Miyabi Kawai: "Viele Frauen kennen ihren Körper gar nicht richtig"

Wie kam es zu Ihrer Buch-Idee?

Seit mittlerweile über vier Jahren machen meine Freundin Vreni Frost und ich einen Podcast über Frauengesundheit. Erst zwei Staffeln exklusiv bei Audible unter dem Namen „Körperkram“, jetzt unter „Hirn & Hupen“, auch schon in der zweiten Staffel, überall dort, wo es Podcasts gibt.

In diesem Format sprechen Vreni und ich sehr offen über den weiblichen Körper und sind jedes Mal von Neuem erstaunt, entsetzt und auch verärgert, mit wieviel Scham und Tabus noch so viele Themen belastet sind.

Das muss aufhören. Außerdem stellten wir fest, dass wahnsinnig viele Frauen ihren Körper und seine Funktionen gar nicht richtig kennen. Also ist neben Entstigmatisierung auch Aufklärung ein Riesenthema für uns. Da war es naheliegend, neben dem Podcast auch ein Buch zum Thema zu machen

Miyabi Kawai: Eigene Krankheitsgeschichte wurde zum wichtigen Punkt

Sie selbst litten unter einer lebensbedrohlichen Entzündung im Bauchraum, mussten sich diversen Operationen unterziehen. Hat diese Erfahrung dazu beigetragen, dass sie sich so sehr für Frauengesundheit engagieren?

Das Projekt gab es schon davor, aber meine Krankheitsgeschichte wurde zu einem wichtigen Punkt. Ich habe durch Hirn & Hupen nochmal ungeheuer viel gelernt. Zum Beispiel, dass es dem Heilungsprozess sehr hilft, wenn man offen über sein Leiden spricht, ob nun eine Darmerkrankung oder auch beispielsweise die Kinderlosigkeit bei mir oder eine Analfissur bei Vreni, es gibt nichts, wofür wir uns schämen müssen.

Was möchten Sie mit Ihrem Buch bewirken?

Ich wünsche mir ein Ausatmen beim Lesen des Buches. Dass Frauen sagen: Endlich, da steht’s, ich bin nicht allein damit oder gar komisch. Mir muss nichts unangenehm sein, das ist ganz normal. Das habe ich auch, kenne ich auch, fühle ich auch.

Und: Krass, das wusste ich ja noch gar nicht. Ich wünsche mir aber auch, dass Männer unser Buch lesen. Da steht wirklich viel Interessantes drin, das dabei hilft, die eigene Frau, Freundin, Tochter und generell Frauen besser zu verstehen.

Miyabi Kawai: "Das war ein Schock für mich"

Welcher medizinische Fakt hat Sie am meisten schockiert?

Da gibt es so viel! Dass etwa in medizinischen Studien kaum Frauen, noch nicht mal weibliche Versuchstiere eingesetzt werden, weil der Zyklus jede Studie aufwändiger und damit teurer macht, war schon ein Schock für mich.

Denn diese Tatsache hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Medikamenten und Behandlungsmethoden, auf die Diagnostik, Wirksamkeit und Dosierung.

So wird zum Beispiel der weibliche Herzinfarkt sehr oft nicht erkannt, weil Frauen andere Symptome zeigen als Männer. Sie spüren zum Beispiel keine Brustenge, eher so etwas wie einen Magenkrampf.

Werden Sie aufgrund Ihres Wissens oft um Rat gefragt?

Ich werde schon viel gefragt, aber viel schöner finde ich, dass mein Freundeskreis fast geschlossen den Podcast hört und mit immer neuen Artikeln oder Ideen zu mir kommt. Und wir sprechen noch offener über alles als zuvor schon.

Miyabi Kawai ist wählerisch wem sie im Leben Zeit und Raum gibt

Über welche Themen reden Sie denn am häufigsten?

Oft höre ich, wie erstaunt meine Freunde sind, wenn ich im Podcast über meine persönlichen Erfahrungen spreche. Denn ich öffne mich da nochmal mehr und erzähle oft Dinge zum ersten Mal. Das muss dann natürlich in Gesprächen aufgearbeitet werden!

Viele Menschen bringen Sie noch mit ihrem Ex, dem Schauspieler Manuel Cortez, in Verbindung. Wie geht es Ihnen beiden denn seit der Trennung?

Das ist gefühlt schon so lange her… wir haben beide weiter gemacht, und ich bin sehr glücklich zu sehen, dass es ihm gut geht. Ich habe mich sehr verändert. Die Trennung hat mir viele Stellen aufgezeigt, wo ich noch heilen muss, Dinge, die ich an mir nicht mag und ändere Dinge, die ich nicht mehr will, und Prioritäten, die sich gewandelt haben. Ich bin auch sehr wählerisch geworden, wem ich Zeit und Raum in meinem Leben gebe.

Stellen Sie uns irgendwann den neuen Mann an Ihrer Seite vor?

Eines Tages vielleicht. Aber ich weiß nach Jahren einer Partnerschaft im öffentlichen Leben Privatsphäre sehr zu schätzen. Und ich will schützen, was mir wichtig ist. Aber klar, irgendwann zeig ich meinen Mann bestimmt auch mal. Er ist ja toll (lacht).

Im Video: Diese 6 Tees sollten alle Frauen für die Gesundheit trinken

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Video: Glutamat

Artikelbild und Social Media: IMAGO / Future Image

Text: Redaktion Closer, Autorin: Natalie Eichhammer