Nachhaltig und bewusst durch die Feiertage

Nachhaltige Weihnachten - geht das? Marijana Braune von "Don't waste, be happy" im Interview

Wie sehen eigentlich nachhaltige Weihnachten aus? Wir haben Nachhaltigkeits-Coach und Podcasterin Marijana Braune im Interview gefragt, wie sie selbst Weihnachten feiert und wie man auch während der Feiertage mit wenig Aufwand nachhaltiger und achtsamer leben kann. 

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Video: Glutamat

Mehr Zeit statt Zeug. Mit diesem Motto begeistert Diplom Psychologin und Coach Marijana Braune nicht nur ihre fast 10.000 Follower auf Instagram, sondern auch die vielen Hörer ihres erfolgreichen Nachhaltigkeits-Podcast „Don't waste, be happy“. In ihren Formaten bringt die Mutter und Unternehmerin ihren Zuhörern das nachhaltige Leben näher und zeigt ihnen Tricks und Tipps, wie sie bewusster durch ihren Alltag gehen können – ohne große Mühen.

Nachhaltige Weihnachten: Don't waste, be happy

Jetzt zur Weihnachtszeit startet Marijana Braune im Rahmen ihres Podcast einen Zero Waste Adventskalender. Dahinter verbergen sich 24 kleine Podcast-Folgen mit achtsamen und inspirierenden Inhalten, die die Zeit bis Heiligabend ganz ohne Müll und Balast etwas verkürzen. Doch die Psychologin hat noch viele andere Ideen für nachhaltige Weihnachten. Einige davon hat sie uns verraten. 

Podcasterin Marijana Braune im Interview

Das vermeidlich Wichtigste zuerst: Weihnachtsbaum – ja oder nein? Und wenn ja, worauf muss ich achten?

"Weihnachtsbaum – ja oder nein? Ist natürlich eine sehr individuelle und sehr traditionell behaftete Frage. Wenn man nicht gerade die Möglichkeit hat im eigenen Garten einen Baum zu schmücken und diesen als Weihnachtsbaum zu betrachten, dann gibt es tolle Alternativen, die man später einpflanzen kann.

An sich ist das Problem beim Weihnachtsbaum natürlich die Aufzucht in Monokulturen. Das heißt, dass eben auch wichtig ist, woher man einen Baum holt und am besten eben einen zum Einpflanzen oder zum Ausleihen. Eine wiederverwendbare Alternative, die hoffentlich nicht so schnell kaputt geht, funktioniert aber auch. Oder man wird eben minimalistischer und abstrakter: Ob man jetzt aus Stöckern selbst einen Weihnachtsbaum bastelt oder einfach einen Weihnachtsstrauch aufstellt. Bei Pinterest findet man viele Ideen, die in diese Richtung gehen."  

Was könnte man anderen zu Weihnachten schenken, das Lust auf das Thema Nachhaltigkeit macht?

"Grundsätzlich wäre meine Antwort immer, statt Materielles lieber mehr Erlebnisse zu schenken. Also mehr Zeit statt Zeug. Gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen mit unseren Lieblingsmenschen. Weil ich glaube, dass das die Dinge sind, die wir uns wirklich wünschen.

Wenn es jetzt aber darum geht etwas in der Hand halten zu wollen, dann gibt es multifunktionale wiederverwendbare Alternativen, die man verschenken kann die auch wirklich ein Leben lang halten. Das sind dann so Dinge wie Edelstahldosen, Mehrwegflaschen oder Rasierhobel. Aber auch Gläser, Tücher und Beutel eigenen sich gut. So erhält jemand wirklich einen sanften Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit und merkt, wie wertig diese Dinge sind." 

Wie verpackst du deine Geschenke nachhaltig?

"Da gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Entweder du nimmst das Geschenk als Geschenk und verpackst es gar nicht. Ober du bindest nur eine Schleife aus Naturband drum. Es geht aber auch altes Geschenkpapier und alte Geschenkbänder, die man wiederverwendet. Wir haben selbst eine ganze Kiste voll davon Zuhause. Auch ein Stück Stoff, ein Tuch oder ein Beutel funktionieren gut als Verpackung. Außerdem hast du so gleich zwei Geschenke in einem. Besonders das Verpacken mit einem Tuch wird mit der japanischen Falttechnik „Furoshiki“ eine richtig kreative Angelegenheit. Eine andere Möglichkeit sind schöne Kartons. Wir selbst haben Kartons und Kisten einmalig dekoriert und nutzen sie jedes Jahr wieder. Das ist sogar schon zur eigenen Familientradition geworden. (Lacht.)"

Wie sieht ein Weihnachtsmenü bei dir Zuhause aus? Wie bekommt man alle Wünsche unter einen Hut?

"Grundsätzlich ist es super wichtig, zu verstehen, was der Fleischkonsum überhaupt mit unserem Klima zu tun hat und welchen Einfluss er auf die Klimakrise hat. Immerhin trägt der Fleischkonsum zu einer wahnsinnigen Ressourcenverschwendung bei, weil Input und Output sich einfach völlig unverhältnismäßig verhalten. Das heißt, genau das auch zu kommunizieren und anzusprechen ist super wichtig. Trotz dessen gibt es genug Menschen, die gerade an den Feiertagen nicht auf Fleisch verzichten wollen und dann müssen sie das eben tun. (Lacht.)

Ich selbst lebe zu 90 Prozent vegan. Bei uns in der Familie handhaben wir das aber so: Wenn ich mit meiner erweiterten Familie esse, kann ich denen ja nicht auferlegen, was es da gibt. Wir sprechen aber darüber und ich mache meinen Standpunkt klar. Dann zieh ich mich da aber auch einfach raus und esse das, was vegan und vegetarisch ist. Das sind dann meistens Rotkohl und Kartoffeln aber eben nicht die Ente oder der Fisch."

Wie sieht es bei Weihnachts-Süßigkeiten aus? Gibt es da auch versteckte Fallen?

"Also ich finde, das ist immer wieder eine Balance zwischen sich das Leben einfach und pragmatisch gestalten, und den eigenen Werten folgen, ohne sich das Leben kompliziert zu machen, weil man sich alles selber machen muss. Denn es gibt eben nicht an jeder Ecke die Möglichkeit gute Schokolade unverpackt zu kaufen. Ich handhabe das so, dass ich unverpackt in einigen gängigen Süßwarenläden einkaufe. Also ich setze meine 'unverpackt-Brille' auf und verlagere meinen Fokus von verpackt auf unverpackt und dann sieht man plötzlich ganz viele Alternativen. Zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt, da gibt es unverpackte Süßigkeiten in kleinen Gläsern oder Beuteln zu kaufen, oder auch in einigen Süßwarenläden oder Geschäften gibt es immer wieder die Möglichkeit Süßigkeiten selbst abzufüllen.

Wenn es aber gesünder sein soll, gibt es ebenfalls wunderbare Alternativen, die man in wenigen Minuten selbst machen kann. Zum Beispiel Glückskugeln, wie ich sie nenne. Die bestehen aus Kakao, Datteln, Haferflocken und werden noch mit Kokosraspeln oder Sesam versehen. Super lecker und sie eignen sich auch super als kleines Geschenk. Aber auch generell ist selber backen eine tolle Lösung."