Nadja Tiller: Sie liebte ihren Mann, doch mit der Treue nahm sie es nicht so genau
Wo sie auftauchte, verfolgten sie bewundernde Blicke. Die junge Schauspielerin Nadja Tiller hatte bei Männern die Qual der Wahl.
Nadja Tiller verstarb am 21. Februar im Alter von 93 Jahren. Als sie 23 Jahre alt war, stand der Richtige vor ihr, ihr Kollege Walter Giller, zwei Jahre älter als sie. Ein charmanter Schelm mit quäkender Stimme und Dackelblick. Beide begegneten sich nach der „Schlagerparade“ in einem Berliner Studio auf dem Flur. Eine Bedingung stellte sie ihrem Zukünftigen aber.
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Nadja Tiller: Treue zu Walter Giller? Freiheit war ihr wichtiger!
Walter Giller brachte Nadja Tiller zum Lachen. Nach drei Wochen fragte er: „Wann haben Sie Ihren nächsten freien Tag? Da könnten wir heiraten.“ Es vergingen allerdings noch ein paar Jahre, aber am 5. Februar 1956 standen beide vorm Traualtar.
Eins stellte Nadja Tiller aber zur Bedingung: ihre persönliche Freiheit. Sie liebte ihren Mann, doch mit der Treue nahm sie es nicht so genau.
Wer weiß, vielleicht führten beide gerade deshalb 55 Jahre lang eine glückliche Ehe – bis zu Walter Gillers Tod. Jetzt starb auch Nadja Tiller. Sie schloss in der Nacht vom 20. auf den 21. Februar mit 93 Jahren in Hamburg für immer die Augen.
Nadja Tiller: Kinder kamen erst nach ein paar Jahren
Nadja Tiller kam am 16. März 1929 in Wien zur Welt. Ihre Eltern reisten beide viel als Bühnenkünstler, Nadja war oft bei den Großeltern im Friseursalon. Den wollte die Kleine später übernehmen. Aber mit 16 beschloss sie, Schauspielerin zu werden, nahm Unterricht, arbeitete nebenher in einem Hutgeschäft. Im Jahr 1949 gewann sie die Wahl zur „Miss Austria“, ergatterte erste Filmrollen und wurde immer erfolgreicher. Den internationalen Durchbruch schaffte sie 1958 als Frankfurter Edelhure Rosemarie Nitribitt in „Das Mädchen Rosemarie“. Später drehte sie mit Stars wie Curd Jürgens, Jean Gabin, Yul Brynner und Jean-Paul Belmondo.
Die Darsteller Tiller-Giller spielten auch gemeinsam und galten in den 50er- und 60er Jahren als Traumpaar. Kaum verheiratet, mussten beide immer wieder die Frage beantworten, ob sie Künstlernamen hätten. Nein, hatten sie nicht, alles echt!
Das Familienleben kam trotz aller Arbeit aber auch nicht zu kurz: Ab Ende der 50er-Jahre lebte das Paar in Castagnola bei Lugano. Im Jahr 1959 erblickte Tochter Natascha das Licht der Welt, im Jahr 1964 folgte Sohn Jan-Claudius.
Nadja Tiller war dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. So gab sie offen zu, dass ihr das Älterwerden zu schaffen machte. 1998 erzählte sie, „dass ich mich schon vor zehn Jahren einer Schönheitsoperation unterzogen habe, um mein Gesicht korrigieren zu lassen. Seit dieser Zeit sehe ich mich viel lieber im Spiegel an.“
Nadja Tiller & Walter Giller: Beide hatten ihre Affären
Auch aus ihrem Liebesleben machte Nadja Tiller kein Geheimnis: „Ich hatte acht Jahre lang einen viel jüngeren Freund. An Scheidung habe ich aber nie gedacht. Das war nie ein Thema.“ Walter Giller sah das ebenso. „Ich hatte auch meine Seitensprünge. Manchmal gab es zwischen Nadja und mir Streit oder Eifersucht. Aber letztendlich haben wir uns immer arrangiert.“
Im Jahr 2008, nach etwa 50 Jahren Lugano, zogen die beiden in ein Hamburger Seniorenstift, um ihren Kindern „nicht auf den Wecker zu fallen“. Dort bezogen sie allerdings getrennte Apartments. „Kinder wollen wir ja keine mehr“, witzelte Walter Giller. Und Nadja Tiller kommentierte: „Mein Mann schnarcht.“
Nadja Tiller: Brustkrebs besiegt! Sie bekommt eine Seebestattung
Ernsthaft krank war Nadja Tiller nie. Bis zu jenem Frühjahr 2007. Die Diagnose: Brustkrebs. Doch sie erholte sich bald wieder.
Am 15. Dezember 2011 starb ihr Walter an Lungenkrebs. Nadja Tiller verlor ihren besten Freund. Doch anstatt sich im Kummer zurückzuziehen, suchte sie neue Herausforderungen. Bis ins hohe Alter stand sie auf der Bühne. 2015 und 2016 spielte sie im Musical „My Fair Lady“ die Mrs. Higgins am Staatstheater Braunschweig.
Walter Giller hatte sich damals eine Seebestattung gewünscht, die soll es nun auch für Nadja Tiller geben. Denn das Meer ist wie die hohle Hand Gottes, die dich auffängt.
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