Per Anruf Mama: „Die Liebe zum Kind wächst nicht im Bauch, sondern im Herzen“
Melanie wurde von heute auf morgen Mama. Ein Wagnis, das ihr Leben sehr bereichert hat...
Guten Tag, wir hätten da ein Baby für Sie! Sie müssten es allerdings schon morgen aus der Mutter-Kind-Einrichtung abholen.“ Als Melanie Langhoff per Anruf plötzlich Mama wurde, traute sie ihren Ohren kaum. Ein paar Tage erst stand sie als potenzielle Pflegemutter auf der Warteliste, nachdem ihre Versuche, selbst schwanger zu werden, fehlgeschlagen waren. Dass es dann so schnell gehen würde, damit hatte die gelernte Bürokauffrau nicht gerechnet.
„Die erste Begegnung war so bewegend“
Ihr blieb kaum Zeit dafür, aufgeregt darauf zu sein, schon bald einen nur wenige Wochen alten Säugling in die Arme zu schließen und für das kleine Wesen zu sorgen. Auch um Baby-Ausstattung konnte sie sich so schnell nicht kümmern – aber das war auch nicht weiter schlimm. Denn bis auf Kleidung, Nahrung und ein Bett brauche es für einen Säugling kaum Materielles, ist Melanie überzeugt. Statt auf Wärmelampe & Co. setzte sie auf ganz viel Liebe. „Die erste Begegnung war so bewegend“, erinnert sich die heute 37-jährige Dortmunderin. „Nach dem ersten Fläschchen ist Sophie friedlich in meinem Arm eingeschlafen.“ Zehn Jahre ist das jetzt her.
Ein ganz besonderes Patchwork-Glück
Alleine war Melanie in all den Jahren nie mit ihrer großen Aufgabe. Denn auch wenn die leibliche Mutter Anki sich der neuen Rolle mit gerade mal 17 Jahren in ihrer damaligen Lebenssituation nicht gewachsen sah, wollte sie ihr Kind doch nie ganz aufgeben. Und das musste sie auch nicht, dank des Dauerpflege-Modells, das mindestens bis zu Sophies Volljährigkeit greift und regelmäßige Treffen mit allen ermöglicht.
Eine Begleitung durch das Jugendamt ist dabei nicht mehr nötig, weil beide Mütter sich blendend verstehen. „Anki ist fester Bestandteil unserer Familie“, sagt Melanie. Außerdem gehört ihr Partner André (44) zum großen Patchwork-Glück, mit dem sie im Herbst vor den Traualter treten wird und auch noch einen Jungen aufnahm: Mit Luca (4) hat Sophie inzwischen einen kleinen Bruder.
„Nicht nur schöne Momente wie Sophies erstes Lächeln haben uns aneinander geschweißt"
Doch wie entwickelt man eigentlich Muttergefühle für ein Kind, das ganz plötzlich da ist und dazu regelmäßig Kontakt mit der leiblichen Mutter hat? Melanie ist überzeugt, dass „die Liebe zum Kind nicht im Bauch wächst, sondern im Herzen“. Aus Erfahrung weiß sie etwa zu berichten: „Nicht nur schöne Momente wie Sophies erstes Lächeln haben uns aneinander geschweißt, sondern auch die schlechten Zeiten.“ Als die Kleine etwa mit Rotaviren im Krankenhaus lag und Melanie an ihrem Bettchen bangte.
Solchen Stürmen des Alltags halten Mutter und Tochter stand – mit einem liebevollen Ritual: Vor dem Schlafengehen sprechen sie sich gegenseitig das Schöne und das weniger Schöne des Tages in die Hände. Das Gute halten sie fest, das Schlechte pusten sie dem anderen aus der Hand. So leicht kann das Leben sein…
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