Röteln bei Kindern, Erwachsenen und in der Schwangerschaft
Röteln, auch Rubella genannt, ist eine hochansteckte Kinderkrankheit. In der Schwangerschaft kann es zu schweren Komplikationen führen. Alles zur Ursache, Symptomen und den Folgen von Röteln.
Röteln gehört neben Windpocken und Masern zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Die Infektion wird durch Rötelnviren ausgelöst, die nur Menschen befallen. Der Rötelnvirus ist weltweit verbreitet. Laut dem deutschen Infektionsschutzgesetz ist Röteln seit 2013 meldepflichtig.
Wer sich einmal mit Röteln angesteckt hat, ist anschließend immun gegen diese Viren. Die Übertragung von Röteln ist per Tröpfcheninfektion (Sprechen, Niesen, Husten) möglich.
Die meisten Infektionen erfolgen im Frühjahr. Die Rötelnviren dringen über die Schleimhäute ein, setzen sich erst im Lymphsystem fest, wo sie sich vermehren. Anschließend wandern die Viren in die Blutbahnen - weshalb infizierte Schwangere die Viren über den Mutterkuchen an das Embryo weitergeben (s.u.).
Welche Symptome haben Röteln?
Die gute Nachricht: In der Hälfte aller Röteln-Infektionen treten keine Symptome auf ("stille Feiung"). Die schlechte Nachricht: In der anderen Hälfte aller Röteln-Infektionen können sehr unterschiedliche Symptome auftreten - und das auch noch in unterschiedlich starker Ausprägung.
Deswegen gestaltet sich die Diagnose schwierig. Röteln kann mit anderen Krankheiten verwechselt werden, wie z.B. Masern, Ringelröteln, Drei-Tage-Fieber oder Scharlach. Eine Blutuntersuchung bei Verdacht auf Röteln ist fast unumgänglich.
Typische Anzeichen für Röteln sind:
- rötliche einzelstehende Flecken auf Rumpf, Armen, Beinen (bilden sich in der Regel nach ein bis drei Tagen zurück)
- Lymphknotenschwellungen an Hinterkopf, Nacken, hinter den Ohren
- Katarrh (Schleimhautentzündung) der oberen Luftwege
- Fieber (bis 39 Grad)
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Bindehautentzündungen
Selten treten Komplikationen in Form von Nebenkrankheiten auf. Dazu gehören:
- Gelenkentzündungen (Arthritis)
- Blutungsneigung
- Bronchitis
- Mittelohrentzündung
- Herzbeutelentzündung
Ansteckend sind Patienten eine Woche vor bis eine Woche nach dem Rötelnausschlag (s. Bild). Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 14 bis 21 Tage.
Röteln in der Schwangerschaft: eine Gefahr?
Röteln in der Schwangerschaft kann sogenannte Röteln-Embryo-Fetopathie auslösen - eine vorgeburtliche Schädigung des Kindes im Mutterleib. Vor allem in den ersten acht Schwangerschaftswochen führt Röteln in rund 90 Prozent aller Fälle zu Schäden am Embryo. Im mittleren Drittel der Schwangerschaft sind es noch 25 bis 30 Prozent der Fälle.
Über 100.000 Kinder weltweit kommen mit Röteln-Embryo-Fetopathie auf die Welt, auch Gregg-Syndrom genannt (nach dem australischen Arzt Norman M. Gregg benannt). Die Röteln-Untersuchung gehört zu den Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft (Bestimmung des Röteln-Titers). Ungeimpfte Frauen sollten noch vor der ersten Schwangerschaft beide Röteln-Impfungen (s.u.) erhalten.
Wie sich Röteln-Embryo-Fetopathie auf das Baby auswirkt:
- Fehlgeburt (15 bis 20 Prozent der ungeborenen Kinder sterben)
- Frühgeburt
- Fehlbildungen (z.B. Herzfehler)
- Trübung der Augenlinse (Katarakt)
- Innenohrschwerhörigkeit
- niedriges Geburtsgewicht
- Blutungsneigung
- Hirnhautentzündung
- Leberentzündung
- Herzmuskelentzündung
- verminderter Kopfumfang
Röteln bei Erwachsenen
Wird ein Kind nicht geimpft, erfolgen laut dem Robert Koch Institut (RKI) 80 bis 90 Prozent aller Röteln-Infektionen schon im Kindesalter. Bei Jugendlichen und Erwachsenen verläuft Röteln schwerer als bei Kindern. So bekommen Erwachsene bei einer Röteln-Infektion häufiger eine Bronchitis oder Mittelohrentzündung. Junge Frauen, die an Röteln erkranken, leiden auch häufig unter geschwollenen Gelenken (vor allem an den Fingergelenken), die schmerzen.
Selten können auch die oben aufgelisteten Komplikationen bei Röteln-Infektionen bei Erwachsenen auftreten (z.B. Gehirnentzündung).
Was passiert mit einem Baby, wenn es Röteln hat?
Babys, die sich während der Schwangerschaft mit Röteln infiziert haben, müssen häufig operiert werden, etwa an den Augen oder am Herzen. Gegen Schwerhörigkeit kann ein Hörgerät helfen, bei Fehlbildungen Krankengymnastik oder Logopädie.
Im späteren Kindesalter verläuft eine Rötelninfektion in der Regel ohne Komplikationen.
Wie behandelt man Röteln?
Röteln lässt sich nicht ursächlich behandeln. So werden nur die Symptome bekämpft, wie z.B. fiebersenkende Mittel und Wadenwickel gegen die erhöhte Körpertemperatur oder entzündungshemmende Arzneien gegen Schmerzen (z.B. Paracetamol oder Ibuprofen).
Zudem wird bei Röteln Bettruhe verordnet. Der Kontakt zu anderen Menschen, vor allem Schwangeren, sollte vermieden werden.
Gibt es eine Röteln-Impfung?
Es existiert ein Mehrfachimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR-Impfstoff). Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Kindern ab dem zwölften Lebensmonat (bis zum 14. Monat) diese Lebendimpfung. Die (lebenslange) Effizienz der Impfung liegt bei ca. 95 Prozent. Eine Folgeimpfung - frühestens einen Monat nach der ersten Impfung (spätestens gegen Ende des zweiten Lebensjahres) - schützt gegen die restlichen 5 Prozent.
Die erste MMR-Impfung kann im Rahmen der U6-Früherkennungsuntersuchung durchgeführt werden. Geschieht dies nicht, kann die MMR-Impfung in jedem Alter nachgeholt werden.
In 125 Ländern (u.a. in ganz Europa, Australien und Amerika) gehört die Röteln-Impfung zu den jeweiligen nationalen Impfprogrammen. In Asien und Afrika ist die Röteln-Impfung dagegen nicht so großflächig verbreitet. Finnland hat es als erstes europäisches Land geschafft, Röteln auszurotten. Deutschland ist dagegen noch weit davon entfernt, was an Eltern liegt, die ihre Kinder nicht (oder nicht zwei Mal) gegen Röteln impfen lassen.
Der Rötelnimpfstoff gehört zu den unentbehrlichen Arzneimitteln der Weltgesundheitsorganisation (WHO Model List of Essential Medicines).
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