Rätselhaftes Medizinphänomen

Schlafwandeln - Wissenswertes rund um Ursachen, Symptome und Behandlung

Nur eine nächtliche Hungerattacke oder doch eher Schlafwandeln? Hier erfährst du alles zu Ursachen, Symptome und Behandlung rund um das rätselhafte Medizinphänomen.

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Schlafwandeln oder auch Somnabulismus ist eine der 110 Schlaf-Wach-Störungen, die sich unter dem Sammelbegriff Parasomnie zusammenfassen lassen.

30% aller Kinder ab dem 4. Lebensjahr schlafwandeln mindestens einmal in ihrem Leben. 1 bis 4 % der Frauen und Männer schlafwandeln auch noch im Erwachsenenalter. Allerdings gibt es auch hier eine hohe Dunkelziffer, da sich viele an ihren nächtlichen Spaziergang nicht erinnern können.

In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine harmlose Schlafstörung, welche ausschließlich in der ersten Nachthälfte, also in der Tiefschlafphase vorkommt. Das Schlafwandeln kann sich dabei im einfachen Aufsetzen und in komplexen Handlungen vollziehen. 

Ursachen von Schlafwandeln

Die Ursachen für das Schlafwandeln sind vielfältig: Bei Kindern geht man davon aus, dass kindliche Gehirn, besonders das zentrale Nervensystem noch nicht voll ausgereift ist, sodass es so zu den nächtlichen Störungen kommen kann. Dieses Ausreifungsdefizit kann man auch „mismatch“ nennen, welcher sich meist bis zum 25. Lebensjahr wieder auswächst.  

Bei Erwachsenen kann es sich zum einen um eine genetische Veranlagung handeln. Denn: Bei rund 80% der Schlafwandler gibt es mindestens einen Verwandten mit dem gleichen Phänomen. Ebenso kann es sich aber auch um eine psychische Störung oder um eine Störung der Nerven handeln, sollte also, wenn es im Erwachsenenalter neu auftritt, von einem Arzt oder von einem Schlaflabor untersucht werden.

Außerdem kann man davon ausgehen, dass es sich beim Schlafwandeln um eine Störung des Arousal-Prozesses handelt. Also um eine unvollständige Weckreaktion aus dem Tiefschlaf heraus.

Welche Faktoren verstärken das Schlafwandeln

Schlafwandeln kann durch einige innere und äußere Einflüsse begünstigt werden: Schnarchen mit Atmenaussetzern oder auch Migräne zählen zu diesen Faktoren.

Aber auch Stress, Übermüdung, Antidepressiva, Schlafmittel, Alkohol, organische Reize wie eine volle Blase und äußere Einflüsse wie Lärm können die Neigung zum Schlafwandeln erhöhen.

Symptome von Schlafwandeln

Beim Schlafwandeln oder auch dem partiellen Erwachen, ist ein Teil des Gehirnes wach, während der andere Teil weiter schläft. Dabei sind die Teile für die Bewegung und für die Muskelanspannung aktiv, während die Bereiche für Erinnerungen und Interaktion weiterschlafen.

Das Schlafwandeln fängt an, indem der Betroffene sich plötzlich im Bett aufrichtet, sich mit offenen Augen umschaut und an der Bettdecke herumnestelt. Entweder schläft er dann direkt wieder ein oder verlässt das Bett.

Die Schlafwandel-Phasen dauern oftmals nur einige Minuten, maximal eine halbe Stunde. Aber in dieser Zeit ist der Schlafwandler tatsächlich zu all dem fähig, was er auch im Alltag beherrscht und kann komplexe Handlungen ausführen. Dabei bewegt der Schlafwandler sich meist geradeaus in die Richtung, wo er die stärkste Lichtquelle findet , auch wenn dort der Weg zu Ende ist. Der starre, ausdruckslose Blick und das Fehlen jeglicher Erinnerungen am nächsten Morgen ist das prägnanteste Merkmal beim Schlafwandeln. Sehr selten weisen Schlafwandler ein aggressives Verhalten auf.

Behandlung von Schlafwandeln

In den meisten Fällen wird eine Schlafstörung nicht speziell therapiert. Meistens reicht es völlig aus, einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus einzuhalten.

Um physischen und psychischen Stress zu reduzieren, kann man zur Unterstützung auf autogenes Training oder Meditation vorm Schlafengehen zurückgreifen. Hat das Schlafwandeln einen psychischen Ursprung, kann eine Psychotherapie Konfliktsituationen angehen.

Was tue ich, wenn ein Familienmitglied schlafwandelt?

Auch wenn viele Stimmen etwas anderes behaupten, die traumwandlerische Sicherheit gibt es nicht. Die Koordination und die Orientierung von Schlafwandler sind sehr schlecht, sodass sie stolpern und sich verletzen können. Außerdem sind sie nicht reaktionsfähig und reagieren vermindert auf körperliche Reize, was das Risiko für Verletzungen beeinflusst.

Schlafwandelt dein Partner oder ein Familienmitglied, ist es am besten, wenn Ecke und Kanten gesichert und Türen und Fenster verschlossen werden.  Begegnet dir ein Schlafwandler bei deinem nächtlichen Spaziergang, begleitest du ihn am besten sanft, ohne ihn ruckartig anzusprechen wieder zurück in sein eigenes Bett. Kehrt der Betroffene nicht in sein eigenes Bett zurück, kann es gut angehen, dass er am nächsten Morgen in unbekannter Umgebung aufwacht.


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Autorin: Annabel Schütt