Trennung per Brief

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Das war's dann wohl Foto: RRF, fotolia
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Abschied

Es gibt wohl kaum etwas Demütigenderes, als eine Trennung per Brief. Es sei denn, man hat ihn selbst geschrieben...

Natürlich sollte man sich nicht per Brief trennen. Oder per Fax. Oder - uah! - per SMS. Natürlich ist jeder, der es macht, ein rückgratloser Egoist, dem einfach nur der Mumm fehlt, dem anderen ins Gesicht zu sagen, dass es aus ist. Natürlich ist es feige. Und demütigend. Und ungerecht. Es gehört sich nicht.

Andererseits: Hat zu Ihnen nach einer Trennung der andere jemals "Das war sehr gerecht von dir" gesagt?

Zu mir jedenfalls nicht. Ganz egal, wie richtig mir das Schlussmachen vorkam, am Ende klang alles falsch. Wenn mir überhaupt etwas einfiel. Ich kann bei Finanzbeamten einen dritten Aufschub raushandeln, in Jobinterviews brillieren und misslaunige Kassiererinnen zu einem Rabatt überreden, aber in Trennungsgesprächen bin ich so inkompetent wie mit 16. Schätzungsweise, weil ein Teil von mir nie komplett von der Trennung überzeugt ist - der Teil, der es nicht verschmerzen kann, danach von dem anderen nicht mehr gemocht zu werden.

Ich habe es mit "Es liegt an mir, ich habe mich verändert" versucht.

Funktioniert nicht. Denn ein verändertes Ich macht einen für den anderen erst wieder richtig interessant. Sagt man: "Du hast etwas Besseres verdient als mich", beleidigt man nicht nur den guten Geschmack des Geliebten, der sich in dem Fall drei Jahre lang mit einer ihm Unwürdigen abgegeben hat, sondern vor allem sich selbst. Und das muss ja nicht sein. Fängt man an mit "Es liegt an dir", kann man gleich per SMS Schluss machen, das wäre nicht weniger grausam.

Wäre ich ein bisschen mutiger, ich würde mich immer per Brief trennen.

Das hätte, wenn man mal kurz drüber nachdenkt, nur Vorteile. Man kann sich Zeit nehmen, jeden Gedanken auszuformulieren. Man wird nicht unterbrochen. Liegt einem noch etwas an dem anderen, kann man all das Schöne und Gute aufschreiben: das, was einem im Gespräch entweder nicht einfallen würde oder anmaßend klänge. Liegt einem an dem anderen nichts mehr, kann man ihm das in Sprühfarbe auf seinem neu verlegten Holzdielenboden mitteilen (nur so als Beispiel...). Da sagt schon die Form mehr als alle Worte. Wer sich schriftlich trennt, ist ehrlicher - und schonungsloser. Der größte Vorteil an einem Abschiedsbrief ist allerdings, dass der andere nicht widersprechen kann.

Die meisten Trennungen scheitern nämlich daran, dass der andere nicht einverstanden ist. Man kann sich tagelang auf das Gespräch vorbereiten, Argumente zurechtlegen, jeden Satz proben - sobald er einen dann mit großen, feuchten Augen anguckt, ist alles für die Katz. Man wird weich. Mache ich das Richtige? Bin ich wirklich überzeugt? Passen wir nicht doch ganz gut zusammen? Und schon hat man statt eines Trennungsgesprächs plötzlich Versöhnungssex und ist nicht viel weiter als vorher.

Manche Männer, die selbst über eine Trennung nachdenken, nutzen diese Unentschlossenheit gnadenlos aus.

Man nennt das Zermürbungstaktik. Sie hadern und zögern so lange, bis einem nichts anderes übrig bleibt, als selbst Schluss zu machen.

Von solchen Männern trennt man sich am besten per Post-it.