Trennung trotz Liebe - was tun? Expertin gibt Rat

Trennung trotz gegenseitiger Liebe: Das erscheint zunächst absurd, ist in manchen Fällen aber sinnvoll, denn dass eine gute und erfüllte Beziehung weit mehr ist als "nur" Liebe, muss oft schmerzhaft erlernt werden. Dennoch ist es natürlich auch möglich, eine scheinbar zum Scheitern verurteilte Beziehung zu retten.

Wir haben Dr. Marie-Kathrin Rehme, Chefärztin der Oberberg Tagesklinik Hannover, die häufigsten Fragen gestellt, die vermutlich auch dir durch den Kopf gehen, wenn du deine Beziehung trotz tiefer Gefühle beenden willst.

Außerdem gibt dir die Psychiaterin Tipps, wie du mit Zweifeln nach dem Beziehungsende umgehen kannst und zeigt, was wirklich hilft, eine Trennung trotz Liebe zu verarbeiten. Ob es besser ist loszulassen oder an eurer Beziehung zu arbeiten? Die für dich richtige Entscheidung triffst du am Ende selbst. Die wichtigsten Gesichtspunkte erfährst du bei uns.

Lese-Tipp: Die 5 Beziehungsphasen: Wieso viele Beziehungen bereits nach Phase 1 scheitern

Natürlich sind die Gründe dafür, warum eine Beziehung scheitert sehr individuell. So bestätigt auch Dr. Rehme: "Es gibt viele Gründe, warum Beziehungen trotz vorhandener Liebe scheitern können." Unlösbare Probleme, unerfüllbare Erwartungen, mangelndes Vertrauen, Eifersucht, ständiger Streit, unterschiedliche Vorstellungen vom Zusammensein... Die Liste ist lang und warum du über eine Trennung nachdenkst oder dich vielleicht schon getrennt hast, weißt du selbst am besten.

Denn trotz gegenseitiger Liebe lassen sich einige Differenzen nun mal nicht überwinden. Lies in diesem Abschnitt, aus welchen Gründen sich Paare trotz gegenseitiger Liebe dennoch trennen. 

Häufige Gründe sind laut der Expertin:

• "Schwierigkeiten in der Kommunikation. Auch wenn Gefühle vorhanden sind, können Missverständnisse, unausgesprochene Bedürfnisse und fehlender emotionaler Austausch das Vertrauen und die Verbindung schwächen."

Anschweigen oder Streit? Wie ihr eure Paarkommunikation verbessern könnt, liest du hier.

• Ein weiterer Aspekt kann laut der Expertin "mittel- bis langfristig eine Veränderung der Lebensziele und der Entwicklung der einzelnen Menschen sein. Paare entwickeln sich manchmal in verschiedene Richtungen, z. B. im Hinblick auf Karriere, Familie oder persönliche Werte."

• Sowie "externe Belastungen wie Beruf, Familie oder Finanzen so präsent werden [können], dass ein*e Partner*in keinen anderen Ausweg aus dem emotionalen Ungleichgewicht sieht, als die Trennung herbeizuführen."

Gemeinsames Konto: Bereicherung oder Bedrohung für die Beziehung?

• "Manchmal gibt es auch unaufgearbeitete alte Verletzungen aus vorhergehenden Beziehungen. So können in der bestehenden Partnerschaft wiederkehrende Konflikte, Verletzungen oder Enttäuschungen über die Zeit zu einer emotionalen Distanzierung führen, auch wenn Liebe vorhanden ist." und weiter

• "Nicht zuletzt ist fehlende Intimität bei Liebesbeziehungen und fehlende Zeit für Zweisamkeit ein wichtiger Punkt. Vor allem in Langzeitbeziehungen, in denen Kinder oder andere Verpflichtungen eine Rolle spielen, kann es schwierig sein, sich ausreichend Zeit für die Beziehung zu nehmen.", so die Ärztin.

Lustlosigkeit statt Sex? Was du tun kannst, wenn dein Mann keinen Sex mehr will beantwortet dir ein Paarberater hier.

1. Eure Probleme sind unlösbar

Klar, in jeder Beziehung gibt es Probleme...doch wenn du das Gefühl hast, für eure Probleme gibt es keine Lösung, solltest du über eine Trennung nachdenken.

Die Konflikte können schon seit Jahren bestehen und ihr habt sie immer ignoriert, da die gegenseitige Liebe ja schließlich trotzdem da ist.

Das könnte zum Beispiel eine unterschiedliche Vorstellung von der Zukunft sein. Das Problem wird mit der Zeit immer komplizierter und schwerwiegender und steht immer zwischen euch.

Wenn es dich so mitnimmt, dass du emotional darunter leidest, wäre es vielleicht besser getrennte Wege zu gehen.

Oft sind es kleine, unwichtige Dinge, wie zum Beispiel ein liegen gelassenes Paar Socken. Aber egal wie harmlos die Themen sind, oft sorgt die Häufigkeit von ihnen dafür, dass du deine Beziehung hinterfragst.

Meist steckt hinter diesen "Kleinigkeiten" auch eigentlich ein anderes Thema, welches sich so entlädt - definitiv auch ein Kommunikationsproblem!

20 Zeichen dafür, dass deine Beziehung am Ende ist

Eure Beziehung ist zur alltäglichen Routine geworden und du fragst dich "Ist es Liebe oder ist es nur noch die Gewohnheit?". Diese Frage solltest du unbedingt für dich beantworten.

Lies hier: Beziehung retten mit der 2-2-2-Regel. Oder: Die Engelkreis-Methode

Vertrauen ist sicherlich die Basis für eine feste Beziehung - ist das Vertrauensverhältnis zwischen beiden gestört, etwa durch Betrug, stehen die Chancen schlecht, dass das Vertrauen einfach so wieder aufgebaut werden kann. Auch wenn also noch Liebe im Spiel sein sollte, ist Trennung für viele oft die einzige Lösung.

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Den Begriff "toxische Beziehung" hast du sicherlich schon mal gehört, willst aber nicht wahr haben, dass dein*e Partner*in dich emotional manipuliert und dir Energie raubt - egal, wie sehr du sie*ihn liebst.

Du wirst jedoch bald merken, dass es mehr bedarf als bloß Liebe. Wenn du glücklich und unbeschwert sein willst, wirst du eine Trennung in Betracht ziehen müssen.

Fremdverliebt zu sein ist eine schwierige Situation. Du bist in einer Beziehung, aber gleichzeitig noch in eine andere Person verliebt - ja, das kommt vor!

Eine offene Beziehung oder sogar eine polyamoröse Beziehung kommt für dich jedoch nicht in Betracht...dann wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als dich zu entscheiden:

Wer macht dich glücklich? Was willst du? Diese Situation verursacht eine Menge Herzschmerz und wird deine*n aktuelle*n Partner*in verletzten, also solltest du nichts überstürzen. Ist die Sache mit der anderen Person vielleicht nur eine Schwärmerei und keine Liebe?

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Es ist schwer, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, und den Bedürfnissen des anderen gerecht zu werden, wenn man damit beschäftigt ist, in der Vergangenheit zu leben.

Deine ungeteilte emotionale und körperliche Präsenz ist wichtig, damit eine Beziehung funktionieren kann und sich dein*e Partner*in gewertschätzt fühlt.

Wenn du die Vergangenheit, z.B. eine vergangene Beziehung oder ein bestimmtes Trauma, noch nicht überwunden hast, ist das keine gesunde Basis für deine Beziehung.

Wichtig ist für dich selbst festzumachen, ob du mit deiner*m Partner*in wirklich aus Liebe zusammen sein möchtest oder Angst vor dem Alleinsein hast.  Denn nur aus Gewohnheit eine Beziehung weiterzuführen bzw. aus Angst vor dem Single-Leben, macht euch beide nicht glücklich. 

Lies auch: Emotionale Abhängigkeit vom Partner: Test und Ursachen

Woran erkenne ich eigentlich, dass es keine Chance mehr für unsere Beziehung gibt? Schließlich ist die Liebe doch noch da. Diese Frage dürften sich viele Paare stellen, die vor der Entscheidung stehen Schluss zu machen. Dr. Rehme erklärt es folgendermaßen:

• "Mögliche Anzeichen dafür, dass eine Beziehung in eine Sackgasse geraten ist, obwohl noch Gefühle bestehen, können sein, dass man sich immer und immer wieder über Kleinigkeiten oder dieselben Themen streitet."

• "Auch emotionale Erschöpfung – sozusagen ein Burnout in der Beziehung – kann ein Anzeichen sein. Wenn also das Gefühl da ist, dass die Beziehung mehr Energie kostet, als sie gibt, und man sich innerlich leer oder ausgelaugt fühlt."

• "Es wird auch oft ein emotionaler Abstand geschildert. Ein*e Partner*in isoliert oder distanziert sich emotional, auch wenn Liebe vorhanden ist."

• "Last but not least ist wohl einer der wichtigsten Punkte die unterschiedliche Lebensplanung. Wenn zum Beispiel ein Partner/eine Partnerin Kinder haben möchte und der andere Part nicht. Dies ist auf längere Sicht mit einer gemeinsamen Zukunft nicht vereinbar – trotz Liebe."

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Obwohl, die von Dr. Rehme oben beschriebenen Anzeichen häufig zu einer Trennung führen, betont sie auch, dass diese nicht zwangsläufig das Ende einer Beziehung einläuten müssen, denn:

"Generell lohnt es sich hier, die Kommunikation mit dem Gegenüber zu suchen. Denn oftmals „lesen“ wir bestimmte Handlungen oder Äußerungen falsch, weil wir es so gelernt haben oder von uns auf das Gegenüber schließen. Beim Austausch können diese falschen Annahmen geklärt werden."

Der Schlüssel liegt also wieder in einer Kommunikation auf Augenhöhe mit deiner*m Partner*in: Kommunikationsregeln für die Beziehung: So stärkt ihr eure Partnerschaft

Sich trotz Liebe zu trennen kann ein harter Einschnitt im Leben sein, den man nicht leichtfertig trifft. Deshalb kommt schnell der Gedanke, ob es möglich ist die Beziehung noch zu retten - gerade, weil Gefühle im Spiel sind.

Der entscheidende Faktor, ist dabei die Bereitschaft beider sich selbst zu ändern sowie klare Kommunikation.

Das bestätigt auch Dr. Rehme: "Beide Partner [sollten] bereit sein, aktiv an ihren Problemen zu arbeiten. [...] Veränderungen im Verhalten und den Einstellungen der Partner [sollten] erkennbar sein. Eigene Bedürfnisse sollten klar sein und kommuniziert werden." und weiter

"Wichtig ist, dass nicht nur die Hoffnung auf „alte Gefühle“ die Basis für die zweite Chance ist, sondern konkrete, realistische Veränderungen und Verbesserungen. Es sollte eine gemeinsame Basis geschaffen werden, wie man die Partnerschaft gestalten möchte – über Zukunftsvisionen und gemeinsame Werte sollte gesprochen werden."

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Abstand und Zeit: Wenn ein Paar sich noch liebt, ist die Vorstellung einer Trennung auf Zeit zunächst plausibel. Schließlich erscheint dieser Schritt erst einmal nicht derart endgültig. Doch ist eine Beziehungspause überhaupt sinnvoll und wenn ja in welchen Fällen? 

Dr. Rehme findet: "Eine Trennung auf Zeit und damit verbunden eine räumliche und emotionale Distanz kann sinnvoll sein, wenn beide Partner sich bewusst sind, dass sie Raum und Zeit für sich benötigen, um sich über ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle klar zu werden. In dieser Zeit kann man sich weiterentwickeln, ohne den Druck, ständig in der Beziehung „funktionieren“ zu müssen."

Allerdings ist es laut der Expertin genauso wichtig, klare Regeln für die Beziehungspause festzulegen: "klare Absprachen [...], wie lange die Trennung dauern soll und dass Regeln für den Kontakt während dieser Zeit aufgestellt werden."

Besonders in langjährigen Beziehungen ist oft nicht nur die*der Partner*in fester Bestandteil in der Familie des jeweils anderen, oft haben Paare auch gemeinsame Kinder. Diese betrifft eine Trennung und die damit verbundenen Veränderungen natürlich genauso. In welchen Situationen es dennoch "besser" ist, sich zu trennen.

Laut Dr. Rehme kann "eine Trennung [...] trotz Liebe die bessere Wahl sein. Wenn die Beziehung zum Beispiel toxisch oder schädlich ist und ständige Konflikte, emotionale Missbrauchsmuster, fehlende emotionale Unterstützung oder unvereinbare Differenzen auf der Tagesordnung stehen, die das emotionale Wohlbefinden beider Partner langfristig beeinträchtigt, sollte eine Trennung in Erwägung gezogen werden. Vor allem, wenn Kinder in einer ungesunden Umgebung aufwachsen würden, kann eine friedliche Trennung besser sein als ein konfliktreiches Zusammenleben."

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Eine Freundschaft nach einer Trennung trotz Liebe ist natürlich möglich, nichtsdestotrotz ist es genauso möglich in einer emotional aufreibenden  On-Off-Beziehung festzustecken, wenn du keinen klaren Schlussstrich ziehst. Auch hier gibt es also keinen allgemeingültigen Lösungsweg.

Wie Dr. Rehme erklärt: "Ob der Kontakt nach einer Trennung bestehen bleiben sollte, hängt stark von den individuellen Umständen ab. Es gibt kein „Patentrezept“, das für alle anwendbar ist.

Wenn noch starke Gefühle vorhanden sind, ist es oft ratsam, zunächst eine klare räumliche und emotionale Distanz zu schaffen, um den Trennungsprozess zu erleichtern.

Eine Freundschaft kann funktionieren, wenn beide Partner sich emotional von der Liebesbeziehung gelöst haben und die Basis für eine platonische Beziehung besteht. Kinder können den Kontakt oft notwendig machen. Hier ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen und den Fokus auf das Wohl der Kinder zu legen."

Wie gelingt ein Neuanfang nach einer Trennung? Im Video erzählt die Autorin Liv Amato im Interview mit Wunderweib, was ihr geholfen hat:

So schmerzhaft es war, ihr habt aus guten Gründen eure Beziehung beendet und alle Versuche die Partnerschaft zu retten führten zu Nichts. Dennoch plagt dich die Unsicherheit: War es sich zu trennen wirklich der richtige Weg? 

"Zweifel nach einer Trennung sind normal.", so die Expertin, "Um dennoch emotionale Sicherheit zu finden, gibt es verschiedene Ansätze, die dabei helfen können." Folgende Strategien helfen dir Klarheit zu verschaffen, laut Dr. Rehme:

Selbstreflektion

Sich bewusst werden, welche Bedürfnisse in der Beziehung nicht erfüllt wurden und abwägen, ob diese in Zukunft – ohne Partner/Partnerin – erfüllbar sind.

Kein Kontakt

Auch kann es hilfreich sein, eine Zeit lang keinen Kontakt zum/zur Ex-Partner/Ex-Partnerin zu haben, um zu spüren, wie man ohne die Person ist. 

Neue Perspektiven

Zielführend kann auch ein Perspektivwechsel sein, um sein eigenes Handeln besser zu reflektieren. So kann ein Gespräch mit Freunden/Freundinnen oder einem Therapeuten/einer Therapeutin helfen, Gefühle zu ordnen und neue Perspektiven zu gewinnen.

Liebeskummer hat verschiedene Facetten und braucht Zeit, bevor du neu anfangen kannst. Die Expertin verrät mit welchen psychologischen Ansätzen du den Schmerz nach einer Trennung trotz bestehender Gefühle überwinden kannst:

Akzeptanz der Emotionen üben

Sich erlauben, Trauer und Schmerz zu fühlen, anstatt sich dafür zu verurteilen. Denn Schmerz und Leid gehören zu unserem menschlichen Dasein dazu.

Selbstfürsorge

Auch Selbstfürsorge kann bei der Verarbeitung helfen. Sich auf Aktivitäten und Menschen zu konzentrieren, die guttun, unterstützen und helfen sich weiterzuentwickeln und neue Ziele und Interessen zu finden, die wieder Stabilität in das Leben bringen.

Professionelle Hilfe suchen

Ebenfalls kann eine Therapie sinnvoll sein. Ein Psychotherapeut/eine Psychotherapeutin kann helfen, den emotionalen Verlust zu verarbeiten, neue Perspektiven zu entwickeln und mit dem Trennungsschmerz zurecht zu kommen.