Zurück zum Ex: Wann macht es Sinn - und wann nicht?
Zurück zum Ex? Das ist nicht immer die beste Idee. Wann ein Liebes-Comeback klappen kann und wann du besser die Finger davon lässt, verrät dir unsere Autorin.
Es war mal Liebe! Und die Erinnerung an dieses Gefühl, daran, wie schön es mit dem Expartner sein konnte, ist der häufigste Grund, warum manchmal nach einer Trennung das Gefühl entsteht, doch wieder zum Ex zurück zu wollen. Oft ist eine dauerhafte Trennung trotzdem die beste Lösung.
Denn schließlich gab es auch die Zeiten, die einem das Leben mit ihm schwer gemacht und viel Energie geraubt haben. Und Menschen ändern sich nicht wesentlich. Eine Kehrtwende wird es deshalb eher nicht geben, wenn beide es noch mal miteinander versuchen. Es gibt trotzdem Menschen, für die die Wege nach einer Trennung wieder zusammenführen und bei denen es funktioniert.
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Wann ein zweiter Versuch das Richtige sein kann und wann du besser lernst loszulassen? Hier gibt es triftige Argumente.
Bevor die Entscheidung ansteht: Im Video siehst du die besten Tipps gegen Liebeskummer (Artikel geht unter dem Clip weiter):
Zurück zum Ex: Wann ein zweiter Versuch keinen Sinn macht
Wenn die Erinnerungen verklärt sind
Es hat seine Vorteile, wenn unsere Seele zur Psychohygiene die unschönen Erinnerungen an die Exbeziehung in den Keller verbannt und die guten Erinnerungen leicht zugänglich und zur besseren Heilung der Wunden in den gut abrufbaren Vordergrund schiebt.
Dieser Mechanismus führt nur leider manchmal dazu, dass wir die Illusion entwickeln, es sei aus heutiger Sicht doch alles nicht so schlimm oder sogar sehr schön gewesen. Dank verdrängter Schattenseiten kommt bei manchem dann die Idee auf: Vielleicht hab ich mich ja auch angestellt? Oder ich war nur irgendwie komisch drauf! Die Umstände waren ja auch nicht optimal! Und so weiter.
Wer solche Gedanken entwickelt, sollte sich Zeit für eine ehrliche Rückbesinnung nehmen. Alte Fotos anschauen: Wo waren wir und wie guck ich da aus der Wäsche? Freunde und Eltern fragen: Wie hast du uns damals zusammen erlebt? Alte Nachrichten checken: Wie hat sich der Ton verändert? In ganz vielen Fällen führt dieser Realitätscheck zu einer Art Ernüchterung, die einen davon abhält, den Ex doch noch mal auf ein Date einzuladen.
Wenn alles beim Alten geblieben ist
Nach der Trennung hat jeder seinen Stiefel weitergemacht? Keiner hat sich auf eine Weise weiterentwickelt und inspirieren lassen, die ihn oder sie weniger neurotisch und stattdessen zufriedener mit sich und der Welt macht? Dann bringt es nichts, sich für einen zweiten Versuch zusammen zu tun. Denn nur weil Zeit vergangen ist, steigen nicht die Chancen, dass es wieder klappen könnte.
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Wenn nur der andere sich ändern soll
Ein Reinfall wird eine Reunion oftmals dann, wenn wir bei den guten Vorsätzen für den zweiten Versuch nur beim anderen ansetzen und selber nichts ändern wollen. Wer mit der Einstellung „An mir hat es ja nicht gelegen!“ in den neuen Versuch starten will, der kann es gleich lassen. Denn ein neuer Anlauf braucht Initiative von beiden Seiten.
Wenn die Trennungsphase zu destruktiv war
Die Trennung war ein wahrer Rosenkrieg? Ihr habt euch beleidigt, gequält, verachtet, geschlagen, betrogen, ausgenutzt und was man noch so fieses tun kann? Dabei geht oft viel mehr kaputt, als sich die meisten eingestehen wollen. Denn wenn der damalige Hass oder die Verzweiflung sich auf eine Weise entladen haben, in der man die Achtung vor dem anderen komplett verloren hat, und ihn mit Kränkungen überschüttet hat, kann darüber selten vollständig Gras wachsen. Es bleibt immer ein Misstrauen im Sinne von: Ich weiß, wozu du fähig bist! Oder ein Gefühl von: Da bist du zu weit gegangen! Wenn das nicht richtig aufgearbeitet wird, hat die Liebe im zweiten Anlauf keine Chance.
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Wenn es aus Bequemlichkeit geschieht
Soooo schlecht war es ja nicht mit ihm. Am Ende besser, als allein zu sein! Solche Gedanken kommen schnell auf. Denn natürlich ist der andere nicht 100 Prozent unmöglich. Aber genügt mir der Anteil, den ich ganz gut leiden kann, um mich wieder in das alte Fahrwasser zu begeben, aus dem ich mich schon mal freigeschwommen habe?
Will ich weiter gewisse Vorteile abrufen, sei es finanzielle oder körperliche, weil sie so einfach zu kriegen sind? Oder will ich mein Leben in die Hand nehmen, mich anstrengen und in dieser Hinsicht unabhängiger werden? Wenn Bequemlichkeit der Motor dafür ist, eine alte Liebe aufzuwärmen, dann geht das ziemlich sicher nach hinten los.
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Wenn der Trennungsgrund nicht verziehen werden kann
Je schmerzhafter der Grund der Trennung empfunden wurde, desto schwieriger ist es, später wieder an die Beziehung anzuknüpfen. Wie groß der Schmerz empfunden wurde, kann dabei immer nur die Person sagen, die ihm empfunden hat. Das gilt auch, wenn es aus Sicht des anderen nur eine Bagatelle war. Kann der Grund, sofern er denn so klar auszumachen ist, nicht wirklich verziehen werden, stehen die Chancen für einen zweiten Versuch schlecht. Denn das Unverzeihbare hat weiter negativen Einfluss.
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Zurück zum Ex: Wann ein zweiter Versuch Sinn macht
Wenn sich beide vergeben können
Vergeben ist nicht gleich vergessen. Denn vergessen tun wir wirklich schmerzhaft Erlebnisse nicht. Doch manchmal wird es möglich, sie zu vergeben. Können auf diese Weise Verletzungen ruhen und durch das sich neu aufbauende Vertrauen weiter heilen, hat die Beziehung eine Chance. Vergebung ist jedoch nur ein Pfeiler für die neue Beziehung. Sie allein trägt noch nicht. Es braucht darüber hinaus unter anderem die Weiterentwicklung beider Partner.
Wenn beide sich weiterentwickelt haben
Die Wege haben sich eine Zeit lang getrennt, jeder hat seine Ziele verfolgt oder herausgefunden, was ihm oder ihr wirklich wichtig ist im Leben und in einer Beziehung? Manches musste vielleicht auch erst mal mit jemand anderem erlebt werden, um das Gefühl von Erfahrung oder die Möglichkeit für Vergleiche zu bekommen.
In der Zeit wurde Kontakt gehalten und beide waren sich noch Vertraute? Manches Bedürfnis ist gestillt oder neu formuliert worden und der Austausch darüber vorstellbar! Dann ist es möglich, dass ein neuer Versuch eine wirkliche Chance auf Erfolg hat.
Wenn beide schauen, woran es damals gelegen hat
Mit etwas Abstand gelingt manchmal eine neue Sicht darauf, was damals in der Beziehung passiert ist. Manchmal versteht so der ein oder andere, welchen Anteil beispielsweise die Eifersucht, die Schwiegermutter, die Karriere oder der Drang in die Ferne an der Trennung hatte.
Das passiert häufig, wenn Menschen sich durch Literatur, Seminare oder Psychotherapie in die Selbstreflektion begeben haben. Gelingt es beiden sich darüber klar zu werden und auszutauschen, wie man die Dinge heute sieht und was man davon verstanden hat, was nicht gut für die Beziehung war, kann die Beziehung im zweiten Versuch eine neue Qualität bekommen.
Wenn keine alten Geschichten mehr aufgewärmt werden
„Hättest du damals nicht mit der Nachbarin…“ oder „Das ist wieder typisch der alte XY von früher. Fehlt nur noch, dass du gleich…“ Schluss damit! Um miteinander neu anfangen zu können ist es nötig, keine ollen Kamellen mehr aufzutischen.
Das heißt: Vorwürfe aller Art, die sich auf den ersten Versuch der Beziehung beziehen, sollten einander erspart werden. Wem das nicht gelingt, der hat die alten Geschichten noch nicht abgehakt (s.o.). Das Neue verdient neue Wege miteinander über Wünsche und Kränkungen zu sprechen. Dann kann Beziehung gelingen.
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Wenn nach vorne schauen möglich ist
Um herauszufinden, was damals zur Trennung beigetragen hat, braucht es den Blick zurück. Doch irgendwann muss mit dieser Analyse aufgehört werden können. Wichtiger Motor für einen neuen Beziehungsstart ist dann die zusammen entwickelte Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft.
Das Gespräch und die Aussicht darauf, wie es nach einer Läuterung durch die Pause nun mit dem anderen werden wird kann sehr inspirieren. Hier muss man natürlich aufpassen, keine Luftschlösser zu produzieren und wirklich zu schauen: Ist das mit ihm und mir möglich?
Und wenn ja: Was ist jeder von uns bereit, dafür zu geben? Lieben wir uns wieder so sehr, dass wir mögliche Einschränkungen in Kauf nehmen? Je offener ein Gespräch darüber gelingt, desto besser kann es laufen.
Der Vorteil bei einem zweiten Versuch ist immer: Man kennt sich schon ganz gut und die Hüllen sind schon mal gefallen. Da macht man sich so leicht nichts mehr vor. Spannend ist jetzt die Frage, ob für dieselben Zutaten ein neues Rezept gefunden werden kann, das beiden noch lange schmeckt. Da ist Kreativität gefragt und der Mut, neue Wege zu gehen.
Autorin: Marthe Kniep
Artikelbild und Social Media: Halfpoint / iStock
Marthe Kniep ist (Sexual-)Pädagogin, systemische Familientherapeutin und freie Autorin. Sie beschäftigt sich mit Themen wie Sexualaufklärung, Kindheit und Sexualität, Kinderwunsch und Schwangerschaft.