Sozialer Stress

Vom Freizeitstress in den Burn-out: „Warum hast du nie Zeit?“

Freizeitstress ist auch Stress. Und eine psychische Belastung. Warum der Job nicht ursächlich für einen Burn-out sein muss und welche Warnzeichen du kennen solltest.

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Sonntäglich grüßt das Murmeltier. Ich schaue auf die Woche und freue mich, denn sie ist noch ganz frei. Nur Sport sollte ich unterbringen – bestenfalls dreimal die Woche. Das bereits mehrfach verschobene Feierabendbier mit Freunden kann man ja danach noch machen – ist schließlich isotonisch. Dann war da noch der Geburtstag am Wochenende. Und meine Eltern wollte ich besuchen. Das Handy summt: „Kochen wir diese Woche mal wieder zusammen?“. Naja, essen, muss ich ja ohnehin, also ja, wieso nicht, irgendwie werde ich dich auch noch unterbringen können. Außerdem klopft das schlechte Gewissen an: Schließlich haben wir uns bereits eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

So vergehen nur zehn Minuten, bis meine Woche von weiß leer auf kritzelig vollgeschrieben wechselt. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Das muss die Vorfreude sein. Denn es ist meine Freizeit, gefüllt mit Aktivitäten und Menschen, die ich mag. Wieso fühle ich mich in diesem Moment trotzdem, als möchte ich mich in einen dunklen Raum voller Kissen einschließen – alleine, ohne Handy, auf unbegrenzte Zeit? Wieso ist mir meine Bettdecke plötzlich lieber als meine besten Freunde?

Ich befinde mich auf einer Autobahn. Die Zeit rast an mir vorbei und verschwimmt vor Geschwindigkeit. Und mit jedem Treffen, das ich vereinbare, rolle ich einen Kilometer weiter auf die Ausfahrt Richtung Burn-out zu.

Mit diesen Gefühlen bin ich höchstwahrscheinlich nicht alleine. Der Millennial Burn-out beschreibt die Problematik einer gesamten Generation. Doch was, wenn der Job dabei keine Rolle spielt – sondern die Freizeit? Wenn die eigentliche Erholung zum Marathonlauf wird?

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Die magischen drei Worte: Lebst du noch?

Ist es noch Freizeitstress oder schon sozialer Burn-out?
Ist es noch Freizeitstress oder schon sozialer Burn-out? Foto: iStock / KatarzynaBialasiewicz

Freizeitstress ist ein Begriff, der oft belächelt wird. Immerhin hast du die Gestaltung deiner Freizeit selbst in der Hand. Genau diese Kontrolle geht vielen heutzutage jedoch verloren, während sie versuchen, ihren sozialen Kontakten gerecht zu werden. Und bei all dem Hinterherhasten leidet nicht nur der Terminplan, sondern auch die Beziehung selbst. Je mehr Kontakte ich habe, desto weniger Zeit kann ich ihnen widmen, desto mehr versuchen diese jedoch, sie einzufordern. Sätze wie „Lebst du noch?“ schnüren nicht nur die Brust zu. Sie führen dazu, dass du keine Lust mehr hast, ein neues Treffen zu vereinbaren. Willkommen im Teufelskreis menschlicher Beziehungen.

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Wenn Verabredungen zu Verpflichtungen werden

Das Problem dahinter ist derselbe Grund, wieso manche Menschen davor warnen, das Hobby zum Beruf zu machen. Wenn Verabredungen zu Verpflichtungen werden, machen sie nur noch wenig Spaß. Dabei ist das doch der Sinn dahinter. Eine gute Zeit zu haben, sich fallen zu lassen, zu lachen, zu entspannen. Sagst du dir, dich zu entspannen, ist es jedoch, als würde man dir vorschreiben, nicht an einen rosanen Elefanten zu denken – das Gegenteil tritt ein.

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Die Warnzeichen: Was tust du in deiner Freizeit wirklich für dich selbst?

Ja, es gibt ihn, den sozialen Burn-out. Das Problem ist real – und daher nicht weniger gefährlich, als jedes andere Burn-out-Szenario. Es gibt Menschen, die gerne rund um die Uhr von anderen Menschen umgeben sind. Aber auch solche, die Alleinsein wie die Luft zum Atmen brauchen. Keins von beidem ist richtig oder falsch. Ein Delphin kann eine Zeit lang im Fischschwarm schwimmen. Taucht er jedoch nicht wieder auf, erstickt er. Was ich mit diesem Vergleich sagen will: Respektiere deine Grenzen. Fühlst du dich noch wie ein Mensch oder schon wie eine Marionette im eigenen Leben, an der aus allen Richtungen gezerrt wird?

Hochsensibilität: Was bedeutet das?

Die Symptome eines sozialen Burn-outs gleichen dem jedes anderen. Innere Unruhe und Gereiztheit, aber auch Angst und Lustlosigkeit gehören dazu. Ungeduld, Selbstzweifel, Unzufriedenheit und Schlafstörungen können ebenfalls dafür sprechen, dass du ausgebrannt bist. Oder aber eine bleierne Müdigkeit legt sich über dich wie eine Decke. Eigentlich verrät dir dein eigenes Bauchgefühl, wenn etwas in deinem Leben nicht stimmt – dafür musst du ihm aber zuhören.

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Der Weg aus dem Freizeitstress

Fast jeder Mensch kommt in seinem Leben an den Punkt, Prioritäten setzen zu müssen. Verpflichtungen werden erfahrungsgemäß nicht weniger, sondern mehr – sei es durch den Job, die Beziehung, eine eigene Familie. Die Anzahl der Stunden pro Tag bleibt jedoch gleich. Das Gute dabei: Du bist mit dieser Entwicklung nicht alleine.

Versuche dir Raum für dich selbst zu schaffen. Einen Termin mit dir alleine, an dem du dir nichts vornimmst. Am Anfang kann diese Zeit sogar ungewohnt sein, weil du das Gefühl hast, woanders sein zu müssen. Das vergeht. Glaub mir: Langeweile fühlt sich nie so gut an, wie wenn du sie das erste Mal nach einer vollgepackten Woche verbringst – und das ganz bewusst.

Freunde und Familie bleiben, auch wenn du mal weniger Zeit hast. Daher hilft es nicht nur dir und deinem Gewissen, mit ihnen zu sprechen, sondern auch ihnen, zu verstehen. Vielleicht zeigt sich dann sogar, dass es ihnen genauso geht. Frage dich einmal, wie du reagieren würdest. Und am Ende profitieren beide mehr von selteneren, ausgedehnten Treffen, als kleinen, häufigen – da diese dann nicht als Verpflichtung, sondern als das wahrgenommen werden, was sie wirklich sind: Freizeit, die ihr euch gegenseitig bewusst schenkt.

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