Warum ich auf andere Mütter öfter neidisch bin
„Hätte ich doch auch solche Kinder/Mann/Geld ...“
Wie viel Neid auf das Glück anderer Mütter ist normal? Diese Frage stellt sich Mama-Bloggerin Anja öfter als ihr lieb ist:
"Kennst Du dieses bohrende Gefühl von Neid, wenn Du andere Mütter mit ihren Kindern beobachtest? Oder einen Artikel über eine liebevolle und glückliche Familie liest?
Also mir passiert das öfter. Ich höre oder lese Etwas und in mir meldet sich sofort eine Stimme, die sagt: „Das will ich auch.“ Oder wahlweise: „Wie machen die das nur?“, „Irgendetwas mache ich falsch.“ oder „Hätte ich doch auch solche Kinder/Mann/Geld ...“.
Schon irgendwie ein doofes Gefühl, oder? Etwas nagt dann an mir und macht mich auf der Stelle unzufrieden. Oder verhagelt mir zumindest die gute Laune. Und das obwohl ich weiß, dass ganz oft hinter dieser perfekten Fassade eine andere Wahrheit versteckt ist. Denn wenn ich mir bei einer Sache ganz sicher bin, dann dass es keine perfekten Menschen, kein perfektes Leben und schon gar kein perfektes Familienglück gibt.
Trotzdem kommt mich dieses Gefühl immer wieder besuchen. Ich möchte es nicht wirklich, ich habe es auch nicht eingeladen, aber plötzlich ist es einfach da. Und meldet sich laut und deutlich.
Dann fühle ich mich falsch. Klein, vom Leben benachteiligt und unzulänglich. Und am liebsten würde ich den anderen ihr Glück kaputt machen. Oder ihnen mal vor Augen führen, dass es anderen viel schlechter geht als ihnen. Und ihnen das perfekte Familienidyll so richtig schön vermiesen.
Keine Sorge: Das mache ich natürlich nicht. Denn kein Mensch verdient es von einem anderen schlecht behandelt zu werden. Und schon gar nicht für etwas, für das er gar nichts kann. Aber der Wunsch dazu ist schon öfter da. Sogar bei Menschen, die mir nahe stehen. Bei meinem Mann zum Beispiel, weil er mehr Freiheiten hat als ich. Und auch bei meiner kinderlosen Freundin, die ihren Tag nach ihren eigenen Bedürfnissen ausrichten kann und auf niemand groß Rücksicht nehmen muss.
Die sollen mal fühlen, wie meine Tage sind!
Und genau da liegt die Herausforderung: Einerseits liebe ich diese Menschen sehr und gönne ihnen ihr Glück von Herzen. Und andererseits würde ich gern öfter mal mit ihnen tauschen. Einfach damit sie mal sehen und vor allem fühlen, wie meine Tage so sind. Was ich tagtäglich tue oder auch nicht tun kann. Welche inneren Kämpfe ich ab und zu ausfechten muss.
Denn im Prinzip ist das Zusammenleben in einer Familie ja ein ständiges Abwägen:
Meine Bedürfnisse gegen die der anderen. Meine Wünsche gegen die meiner Mädels. Und meine Zeitplanung gegen die Termine, die von außen durch meine Lieben kommen.
Die Grundfrage ist also immer: Wer ist wichtiger? Wem gebe ich den Vorzug?
Also ich habe für mich beschlossen, dass ich genau dieses Gefühl von Neid dafür nutze das herauszufinden. Denn ich glaube, dass dieses Gefühl nur hochkommt, wenn ich selbst irgendwo einen Mangel habe. Weil ich nicht genug auf mich achte, weil ich irgendwo noch eine Idealvorstellung im Kopf habe, die völlig unrealistisch ist oder weil ich einfach nur gestresst und überfordert bin.
Und wenn ich das erkenne, kann ich auch was dagegen unternehmen. So muss der Neid immer seltener bei mir vorbeikommen und macht dadurch Platz für andere Gefühle. Stolz zum Beispiel. Und Glück. Und auch Mamafreude. Und diese Gefühle lade ich dann gern öfter in mein Leben ein ;-)
Denn glücklich ist besser als perfekt."
Deine Anja
PS: Kennst Du auch dieses nagende Gefühl von Neid? In welchen Situationen kommt er denn bei Dir vorbei? Schreibe mir doch einen Kommentar und erzähle mir davon. Und wenn Du willst, dann komm doch in meine Mamafreude-Facebookgruppe. Dort sind wir schon eine tolle Gemeinschaft von Müttern, die sich einfach mal offen und ehrlich zu ihrem Familienleben austauschen wollen. Komm doch gern dazu! Ich würde mich freuen!
Über Anja:
Anja Riemer-Grobe ist konsequent-liebevolle Mädchenmama, Elternbegleiterin und Befürworterin eines wertschätzenden Miteinanders. Sie schreibt auf ihrem Blog unter www.anja-riemer.de über die Themen Familie, Beziehung und Bindung und hilft anderen Eltern dabei sich selbst zu helfen, indem sie ihren ganz eigenen Familienlebensraum entwickeln. Ohne Druck und Stress von außen, dafür mit viel Liebe und Wertschätzung auf Basis von echten Beziehungen.
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