Warum wir uns selbst auf Fotos nicht leiden mögen
"Oh nein, bitte lösch das Foto! Da seh ich ja schrecklich drauf aus!"
"Ich bin einfach nicht fotogen" sagen viele von sich. Aber daran muss es gar nicht liegen, dass wir uns auf Fotos nicht leiden mögen. Der Grund ist ein psychologisches Phänomen.
Diese Situation kennt wahrscheinlich jeder. Jemand macht ein Foto von uns, wir schauen es uns hinterher auf dem Display an und finden uns darauf einfach schreeeecklich: "Bitte lösch das Bild!" ist ein Satz, der oft folgt.
Und da kann man uns auch noch so gut zureden: "Wieso denn? Du siehst doch gut aus auf dem Foto!" Ist unser Gegenüber denn blind, denken wir da. Das sieht doch nicht gut aus!
Doch, für ihn sieht das Bild wirklich gut aus. Und damit kommen wir zum Grund, warum wir uns selbst auf Fotos nicht leiden mögen.
Das Phänomen wird in der Psychologie "Mere-Exposure-Effekt" genannt und besagt im Prinzip, dass wir das, was wir gut kennen, lieber mögen als das Ungewohnte.
Diesen Effekt gibt es zum Beispiel auch beim Essen: Studien ergaben, dass wir Lebensmittel nur oft genug kosten müssen, um sie zu mögen. Nach etwa dem zehnten Mal schmecken sie plötzlich. Durch wiederholte Darbietung gewöhnt man sich an den Geschmack - und lernt ihn lieben.
Vor allem die Musikindustrie macht sich diesen Effekt zunutze. Ein Song wird besonders oft im Radio gespielt und obwohl er uns anfangs gar nicht auffiel, finden wir ihn plötzlich sogar richtig gut. Nach mehrmaliger Wiederholung erscheinen uns, Studien zufolge, die Dinge ansprechender und positiver.
Und was hat das jetzt mit unserem Aussehen auf Fotos zu tun?
Der Softwareentwickler und Fotograf Duncan Davidson sieht einen Zusammenhang zwischen dem "Mere-Exposure-Effekt" und dem Phänomen, dass wir uns selbst auf Bildern nicht leiden mögen.
Denn: Wie sehen wir uns selbst am häufigsten? Im Spiegel! Frisch zurechtgemacht und vor allem spiegelverkehrt.
Wir sind diesen Anblick gewöhnt, wissen genau, wo welcher Leberfleck ist, wo der Scheitel sitzt, kennen einfach jede Asymmetrie in unserem Gesicht.
Wenn jemand ein Foto von uns macht, ist der Anblick von uns plötzlich nicht mehr spiegelverkehrt, damit ungewohnt - und darum mögen wir ihn nicht. Wir sind in unseren Augen irgendwie falsch herum und nicht schön. Andere sehen uns aber immer so und können unsere negative Reaktion überhaupt nicht verstehen.
Darum: das nächste Mal vielleicht einfach mal den Freunden glauben, wenn sie sagen, dass wir auf dem Foto gut aussehen.
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