Carragelose-Nasenspray: So helfen Rotalgen bei Atemwegsinfekten
Carragelose-Nasenspray soll bei Atemwegsinfekten helfen. Wir verraten dir, wie die Rotalgen die Viruslast bei Atemwegsinfekten verringern sollen und was Experten dazu sagen.
Nasenspray mit Rotalgen-Wirkstoffen gegen Corona und andere Atemwegsinfekte? Ein Sprühstoß für die Freiheit und Gesundheit - das klingt natürlich erstmal verlockend. Wie die Anwendung funktionieren soll und was über den Wirkstoff Carragelose bekannt ist, kannst du in unserem Artikel nachlesen.
Carragelose-Nasenspray: Rotalgen für die Nasenschleimhaut
Die COVID-19-Pandemie war und ist für alle Menschen eine ganz besondere Herausforderung. Das Virus breitet sich nach einer Eindämmung immer wieder aufs Neue aus. Schützen gegen die Coronaviren können wir uns und unsere Kinder vor allem mit den AHA-Regeln. Das macht das Leben schwierig und ist auf Dauer sehr anstrengend, aber die Corona-Impfungen schreiten zum Glück voran.
Ganz abgesehen davon wird oft vergessen, dass es neben Corona noch viele weitere Atemwegsinfekte gibt, die ähnliche Symptome aufweisen - Sicherheit bieten nur Coronatests. Doch es soll eine Möglichkeit geben, die zusätzlich zu den Tests und AHA-Regeln für ein bisschen mehr Sicherheit im Alltag sorgen könnte.
Die Rede ist von sogenannten Carragelose-Nasensprays, z.B. algovir (rezeptfrei in der Versandpotheke erhältlich). Sie kommen bislang zur Anwendung, um Erkältungen bzw. Atemwegsinfekte schnell auszuschalten und die Krankheitsdauer zu verkürzen. Diese enthalten einen Wirkstoff aus der Rotalge, der in Studien untersucht wurde und wird bezüglich seiner Wirkung auf das Coronavirus. Die Ergebnisse zum Wirkstoff Iota-Carrageen sind jedenfalls vielversprechend.
Rotalgen-Nasensprays: Studie weist auf Verringerung des Infektionsrisikos hin
Gegenstand der Diskussion ist eine argentinische Studie, die über den Zeitraum von drei Wochen der Hälfte von rund 400 Teilnehmenden das Rotalgen-Nasenspray verabreichte. Die andere Hälfte bekam ein Spray, das nur ein Placebo enthielt und keinen Effekt hatte. Alle Teilnehmenden waren Mitarbeiter in der Pflege und hatten täglichen Kontakt zu Corona-Patienten.
Die Personen wandten das Carragelose-Nasenspray viermal täglich über einen Zeitraum von drei Wochen an. Die Ergebnisse erstaunten, denn das Rotalgen-Spray schien tatsächlich vor SARS-CoV-2 zu schützen. Während sich in der Kontrollgruppe mit dem wirkstofffreien Spray ganze zehn Personen (5,1%) mit Coronaviren infizierten, wurden in der anderen Gruppe nur 2 Personen infiziert (1,0%). Das relative Risiko einer Infektion war also um 80% gesunken, zudem hätten die Teilnehmenden das Nasenspray gut vertragen.
Für Hersteller von Nasensprays wie algovir ist die Nachricht der Wirkung gut - und weitere Studien sind schon in der Mache, u.a. in Zusammenarbeit des Virologischen Instituts der Uniklinik Erlangen und einer österreichischen Firma. Prof. Dr. Ulrich Schubert, Virologe am Virologischen Institut Erlangen, erklärte in einer Pressemitteilung, dass die Wirkung von Carragelose gegen Viren in Laboruntersuchungen bestätigt werden konnte. Auch beim Einsatz gegen Mutationen sehe er keine Probleme, da die Carragelose die Viren durch Umhüllen ausschalte.
Chronische Zahnfleischentzündung könnte schweren Corona-Verlauf begünstigen
Atemwegsinfekte: Wie sollen Carragelose-Nasensprays vor Corona und Co. schützen?
Es klingt also auf den ersten Blick vielversprechend. Einfach das Nasenspray mit dem Wirkstoff Carragelose verwenden und ein geringeres Risiko für eine Infektion zu haben. Doch wie funktioniert das Mittel, das vor einer Erkältung oder COVID-19 schützen soll?
Klar ist bei der Anwendung jedenfalls, dass das Spray in die Nase muss. Dort soll es sich wie ein Film über die Schleimhäute legen und verhindern, dass sich ein Virus dort einnisten kann und die Erkältung oder einen anderen Infekt verursacht. Die Vermehrung der Viren auf der Nasenschleimhaut soll also verhindert werden und SARS-CoV-2 und Co. keine Chance geben.
Die Wirksamkeit von algovir und Co. wäre auch für die Weitergabe des Virus eine deutliche Einschränkung - denn wer sich nicht infiziert, kann auch keine anderen Menschen anstecken.
Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) empfiehlt aufgrund der viruziden Wirkung sogar, dass Pflegekräfte das Nasenspray dreimal täglich anwenden sollten. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hingegen möchte noch auf weitere Ergebnisse zum Rotalgen-Nasenspray warten, bevor die Werbung als Anti-Corona-Mittel durch eine erweiterte Zulassung erlaubt werde, wie es dem FOCUS Anfang Juni auf Anfrage erklärte: "Derzeit ist das Maß an wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Nutzen-Risiko-Verhältnis noch nicht ausreichend."
Das liege daran, dass die argentinische Studie noch eine Vor-Veröffentlichung sei - die Beurteilung durch andere Wissenschaftler stehe noch aus. Sollten ausreichend Daten zur Verfügung gestellt werden, könnten Hersteller von Mitteln wie algovir allerdings eine Zulassungserweiterung beantragen. Bis dahin darf die Wirksamkeit der Carragelose-Nasensprays nur gegen Erkältungen beworben werden.
Erkältung und kein Geschmack mehr? Daran liegt es und das hilft
Rotalgen-Nasenspray: Nebenwirkungen sind sehr selten
Das Gute an Rotalgen-Nasensprays ist, dass sie auch so gut wie keine Nebenwirkungen haben, solange du keine Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile hast. Nur in sehr seltenen Fällen kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen wie Nasenbluten kommen, was bei Anwendungen in der Nase aber wohl kaum zu vermeiden ist. Im Normalfall sollte das nicht auftreten.
Bislang gibt es Carragelose-Nasensprays, die auch in der Schwangerschaft und Stillzeit zugelassen sind. Auch bei Kindern sollen die Wirkstoffe aus den Rotalgen erfolgreich einen schützenden Film über die Nasenschleimhaut legen.
Es deutet also vieles auf die Wirksamkeit der Carragelose-Sprays bei Erkältung hin - und auch gegen SARS-CoV-2 deuten Studien und Untersuchungen an, dass es die Viruslast im Nasen-Rachen-Raum reduzieren kann. Das klingt alles wunderbar - trotzdem solltest du dich immer an die AHA-Regeln halten und dich hinsichtlich des Gebrauchs von deiner Ärztin oder Apothekerin beraten lassen, egal ob du das Mittel bei dir selbst oder deinen Kindern anwendest.
Artikelbild und Social Media: dolgachov/iStock (Symbolbild)
Noch mehr spannende Themen: