Co-Schwangerschaft: Wenn Männer schwanger werden
Bei Co-Schwangerschaften, auch Parallelschwangerschaften genannt, bekommen die Partner von schwangeren Frauen Babybäuche.
Durchschnittlich ist jeder fünfte Mann davon betroffen. Doch was ist das überhaupt?
Können Männer schwanger werden?
Biologisch gesehen, können Männer nicht schwanger werden. Allerdings existiert ein sogenanntes "Couvade-Syndrom" (von dem französischen Wort "couver" abgeleitet, zu deutsch "ausbrüten"), bei dem Männer, die mit einer schwangeren Frau zusammen sind, Schwangerschaftssymptome entwickeln. Arthur Brennan von der University of London hat das Couvade-Syndrom in einer Studie näher beleuchtet.
Der Begriff wurde 1965 von den britischen Psychiater William Trethowan und Michael Conlon geprägt. Übrigens in Anlehnung an uralte Vaterschaftsbräuche traditioneller Kulturen, in denen werdende Väter Geburten in sogenannten Gebärhütten simulierten.
Die Symptome einer Co-Schwangerschaft
Die Symptome des Couvade-Syndroms gleichen der einer echten Schwangerschaft - sowohl psychisch als auch physisch: Morgenübelkeit und / oder Sodbrennen, Kopfschmerzen, Gewichtszunahme (insbesondere ein wachsender Bauch), veränderte Nahrungsvorlieben, Heißhungerattacken, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, unruhiger Schlaf in einigen Fällen sogar Erbrechen und / oder Depressionen.
Grund für diese Symptome ist nicht zuletzt eine Veränderung des Hormonhaushalts (u.a. vermehrte Ausschüttung der Hormone Östradiol und Prolaktin, dafür aber geringere Ausschüttung von Testosteron), die die männliche Fürsorge und Aufmerksamkeit erhöht.
Ein werdender Vater, der vom Couvade-Syndrom betroffen ist, kann innerhalb der 9 Schwangerschaftsmonate seiner Frau durchschnittlich vier Kilogramm zulegen, wie eine Untersuchung in Bremen gezeigt hat.
Wie lange dauert eine Co-Schwangerschaft?
Das Couvade-Syndrom kann schleichend oder plötzlich auftreten - und ebenso schnell oder langsam wieder verschwinden. Ganz von alleine. Mal noch während der Schwangerschaft der Frau, mal erst, wenn das Kind auf der Welt ist. Am häufigsten treten die Symptome verstärkt ihn den ersten drei Monaten und den letzten drei Monaten der Schwangerschaft der Partnerin auf.
In der Regel entwickeln Männer das Couvade-Syndrom meist vor der Geburt des ersten Kindes. Vermutlich, weil sie dann am aufgeregtesten sind, noch nicht einschätzen können, was sie erwartet.
Bei vielen Betroffenen verschwinden die Symptome schon, wenn sie erfahren, dass die Symptome bloß Folge "emotionaler Beteiligung" an der Schwangerschaft der Frau sind. Die "geistige Entlastung" zu erfahren, dass dieses Phänomen unschädlich und natürlich ist, lässt die meisten Symptome von allein wieder verschwinden. Außer der Babybauch - der bleibt meist bestehen und muss fleißig abtrainiert werden.
Warum werden Männer co-schwanger?
Forscher vermuten zum einen, dass Männer sich mit diesem Syndrom solidarisch zur Frau zeigen - unterbewusst, versteht sich. So sollen empathische Männer häufiger und stärker von dem Phänomen betroffen sein, als etwa gefühlskalte Vernunftskerle.
Praktisch gesehen heißt es aber auch: Kann die schwangere Frau keinen Sport mehr treiben, unterlässt es auch ihr Partner, um sich nach ihren Bedürfnissen zu richten. Und wenn die schwangere Frau mehr isst und nascht, dann isst und nascht der Partner eben mit. Die Folge: Auch er legt an Gewicht zu.
Der psychische Druck, den werdende Väter empfinden (Ängste und Sorgen bezüglich der zukünftigen Rolle als Vater), kann zu den "typischen" Stimmungsschwankungen führen: Mal schaut er fröhlich und optimistisch in die Zukunft, mal zweifelt er an den nahenden Herausforderungen, Erwartungen und Vorstellungen der Vaterschaft. Der Mann befindet sich in einer Umbruchphase, muss die Vaterrolle in sein Selbstbild integrieren.
Evolutionsbiologen vermuten hinter dem Couvade-Syndrom eine ausgeklügelte "Hinterlist" der Natur: Die Parallelschwangerschaft soll die väterliche Fürsorge in den Männern wecken. Und: Ein größerer Bauch heißt auch mehr Energiereserven - um stark genug für den Nachwuchs zu sein.
P.S.: Wusstest du, dass auch Männer eine postnatale Depression erleiden können? Diese betrifft etwa vier bis zehn Prozent aller frische gebackenen Väter.