Darminfarkt: Starke Bauchschmerzen sind ein Symptom
Starke Bauchschmerzen und blutiger Durchfall sind Symptome für einen Darminfarkt. Dieser kann tödlich enden, wenn nicht rechtzeitig behandelt wird.
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Was ist ein Darminfarkt und wieso kann er sogar tödlich enden? Wie es beim Menschen zum Darminfarkt kommen kann und wie das Leben eines Patienten mit Darminfarkt gerettet werden kann, erläutert hier der Arzt und Autor Mudr. Falk Stirkat, der in seinem Buch „Was uns krank macht – 33 schwere Krankheiten, einfach erklärt“ häufige Krankheiten in einfach verständlichen Worten erläutert.
Was ist ein Darminfarkt?
Unter den bekannten Infarkten fristet der Darminfarkt ein Schattendasein. So gut wie alle kennen den Herzinfarkt und die meisten den Schlaganfall (der ja auch ein Infarkt ist, nur eben im Hirn). Der Darminfarkt lässt sich nicht ohne Weiteres in die Riege der prominenten Vertreter dieser Krankheitsgruppe einordnen, obwohl er nicht minder gefährlich ist.
Aber fangen wir ganz vorne an – bei der Frage nämlich, was ein Infarkt an sich ist. Nehmen Ärzte diesen Begriff in den Mund, so betiteln sie damit weniger ein Krankheitsbild als einen krankhaften Prozess, der in mehr oder weniger gleicher Form in so ziemlich allen Geweben ablaufen kann. Bezeichnend für diesen Prozess ist, dass ein Gefäß von der normalen Blutversorgung abgeschnitten wird.
Die Gründe hierfür können durchaus variieren. Liegt beim Herzinfarkt meist eine Verkalkung der Herzkranzgefäße vor, so spielt im Hirn die Bildung von Blutklumpen, meist durch einen unregelmäßigen Herzschlag oder kranke Herzklappen, eine Rolle. Dazu aber später mehr. Allen Infarkten gleich ist, dass das Gewebe hinter dem Arterienverschluss ganz plötzlich nicht mehr mit frischem, das heißt mit Sauerstoff aufbereitetem, Blut versorgt werden kann und als Folge von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten wird. Weil unsere Organe, wie Sie bereits wissen, dringend von Sauerstoff als Grundlage für jegliche Energiegewinnung abhängig sind, sterben die »infarzierten« Zellen ab.
Je nachdem, welches Organ betroffen ist, dauert der Vorgang aber glücklicherweise eine Weile, und die Organe sind nicht sofort tot. In dieser Zeit schalten die Zellen auf einen Notfallmodus um. Man spricht hier von der Ischämietoleranz. Beim Herzen beträgt die beispielsweise maximal 90 – 120 Minuten. Ist diese Zeit verstrichen, ohne dass der Infarkt behandelt wurde, droht der unumkehrbare Zelltod. Das Hirn als sensibelstes Organ hält diesen Zustand nur kurz (meist 3 – 5 Minuten) aus. Die Extremitäten können bis zu 6 Stunden ohne Sauerstoff überleben. Die Toleranz des Darmes liegt irgendwo dazwischen.
Ursachen für das Versagen des Darms
Wie gesagt, der Mechanismus des Infarktes ist immer der gleiche – nur die Gründe sind verschieden. Beim Darm kommen prinzipiell zwei Erkrankungen als Ursache des Infarktes infrage: Die Arteriosklerose und das Vorhofflimmern. Beginnen wir bei letzterem.
Beim Vorhofflimmern funktioniert der normale Taktgeber des Herzens nicht mehr richtig. Die Folge: Das Blut wird in unregelmäßigen Abständen durch den Körper gepumpt. Zwar erreichen auch Patienten mit Vorhofflimmern in der Regel eine normale Herzfrequenz, jedoch ist der Puls nicht gleichmäßig. Es fühlt sich eher an, als holpere und stocke er ständig. Aus diesem Grund fließt auch das Blut nicht in normaler Regelmäßigkeit, sondern ist diesem Holpern und Stocken unterworfen. Deshalb besteht die Gefahr, dass sich im Herzen kleinere Blutklümpchen bilden, die dann in andere Organe gespült werden und dort Gefäße verstopfen können. Ein Infarkt droht. Neben den Arterien des Gehirns werden diese Blutklumpen, man nennt sie Thromben, häufig in die des Darms geschoben, schneiden Teile des Organs von der Blutversorgung ab und verursachen so einen Darminfarkt.
Die zweite häufige Ursache der Erkrankung ist die Arteriosklerose. Das Ganze läuft dann ähnlich ab wie beim Herzinfarkt, der Aortendissektion und dem Aneurysma. Bedingt durch sehr viele unterschiedliche Faktoren wie Rauchen, falsche Ernährung, Bluthochdruck oder Diabetes entstehen Verkalkungen in den Wänden der Arterien. Diese Verkalkungen können einreißen, was zu einer Aktivierung der Blutgerinnung führt. Mitten im Gefäß bildet sich ein Blutgerinnsel (eine Art Grind) und kann dieses, wenn das Gerinnsel groß genug oder das Gefäß klein genug ist, komplett verschließen. Die Folge ist dann der Infarkt.
Symptome für einen Darminfarkt
So, jetzt kennen Sie die beiden grundsätzlichen Ursachen für Darminfarkte – die anderen, weitaus selteneren sollen uns hier nicht interessieren. Kommen wir nun zu dem, was der Patient wahrnimmt – zu dessen Symptomen also.
Da kommt es ein bisschen darauf an, welcher der beiden Gründe ursächlich für den Infarkt ist. Leiden die Patienten unter einer Gefäßverkalkung, kommt so ein Darminfarkt in der Regel nicht völlig überraschend. Er kündigt sich durch Symptome an, die an die Beschwerden bei einer koronaren Herzerkrankung erinnern.
Die schreitet ja auch mit der Zeit immer weiter fort. Die Engstelle im Gefäß wird größer und größer, und irgendwann kann das Herz seine Arbeit nur noch in Ruhe und ohne körperliche Belastung ordentlich ausführen. Belastet sich der Patient, indem er beispielsweise Treppen steigt oder einer anderen anstrengenden Tätigkeit nachgeht, so empfindet der den Sauerstoffmangel im Herzen als Brustschmerzen.
Ähnlich ist das auch bei der Verkalkung der Darmarterie. Nur hier spürt der Betroffene keine Brust-, sondern eben Bauchschmerzen. Und das auch nicht bei körperlicher Belastung, sondern, Sie werden es vermutlich schon erraten haben, nach dem Essen. Denn die Nahrungsaufnahme und - weiterverarbeitung sind eine Belastung für den Magen-Darm-Trakt. So einfach ist das. Kommt es dann zum kompletten Verschluss der Arterie, so haben die Betroffenen ganz plötzliche irrwitzig starke Bauchschmerzen.
Anders ist das, wenn der unregelmäßige Herzschlag (Vorhofflimmern) die Ursache des Arterienverschlusses ist. Zwar klagen die Patienten auch hier über furchtbares Bauchweh in dem Moment, wenn sich das Gefäß verschließt und die Blutzufuhr zum Darm unterbunden wird. Jedoch gibt es keine Warnsymptome wie etwa Bauchschmerzen nach dem Essen. Eine Verengung der Arterie liegt ja nicht vor, sondern ein plötzlicher Verschluss, weil ein Blutklumpen vom Herzen in den Darm gespült wurde. Ab dem Moment, in dem die ganze Arterie dicht ist, gibt es aber keinen Unterschied mehr, was die Wahrnehmung der Symptome angeht. Die Betroffenen empfinden plötzlich ganz furchtbare Bauchschmerzen.
Warum der Infarkt des Darms tödlich enden kann
Das Tückische dabei ist aber, dass die meisten Menschen wegen Bauchschmerzen nicht gleich zum Arzt gehen. Mit der Zeit können dann auch (blutige) Durchfälle dazukommen, was von den Patienten oft erst dann als bedrohlich wahrgenommen wird. Tückisch ist das deshalb, weil ab dem Moment des Gefäßverschlusses oft nur noch sechs Stunden bis zur Katastrophe bleiben. Denn der Darm kann nur maximal dieses Zeitfenster ohne Sauerstoff überstehen (manchmal sind es auch nur vier Stunden).
Was aber noch viel schwerer wiegt und meist der Grund dafür ist, dass viele Betroffene den Darminfarkt nicht überleben, ist, dass die starken Schmerzen nach vier bis sechs Stunden urplötzlich nachlassen – bis sie dann nach ein paar weiteren Stunden wieder von Neuem beginnen. Man nennt das die »stille Phase«. Ich will Ihnen das mal genauer erklären.
Die anfänglichen Schmerzen werden durch das plötzliche Abschneiden des Darms von der Sauerstoffzufuhr ausgelöst. Denn nicht nur die Darmzellen, sondern auch die umgebenden Nervenenden, die für die Impulsvermittlung vom Darm ins Rückenmark und ins Gehirn zuständig sind, sterben als Folge der Unterversorgung mit Sauerstoff ab. Das tut weh. Allerdings nur so lange, bis sie tot sind. Denn dann können die Nerven ihre SOS-Signale nicht mehr ans Gehirn weitergeben. Der Schmerz lässt nach. An dieser Stelle beginnt das stille Intervall. So weit, so gut.
Die Darmbakterien zerstören die Darmwand
Was jetzt passiert, ist wenig appetitlich. Die Darmbakterien feiern eine wilde Party in den Eingeweiden des Betroffenen, die ja, zumindest teilweise (je nachdem wo der Arterienverschluss ist), tot sind und sich nicht mehr gegen das übermäßige Wuchern der kleinen Biester wehren können. Binnen weniger Stunden fressen sie sich durch die Darmwand und greifen das Bauchfell an. Stuhl und ein Schleim aus Bakterien und anderem »Schmodder« ergießen sich in die offene Bauchhöhle. Und das tut dann wieder weh. Das stille Intervall ist vorbei.
Da diese Phase des Darminfarktes nicht »nur« mit Bauchschmerzen, sondern auch mit anderen sehr unangenehmen Symptomen einhergeht, bemühen die meisten Patienten spätestens jetzt den Arzt. Sie werden nämlich fiebrig. Weil der Körper den plötzlichen Angriff der Bakterien nicht abwehren kann, sackt der Blutdruck ab.
Die Patienten werden dämmrig, schläfrig oder sogar ohnmächtig. Das Atmen fällt plötzlich schwer, weil das Bekämpfen der Infektion so viel Energie verbraucht, dass kaum mehr Sauerstoff für die anderen Organe zur Verfügung steht. Man bezeichnet diesen Zustand als septischen Schock*. Für die Betroffenen ist es in diesem Moment oft schon zu spät, denn große Teile des Darmes können bereits unwiederbringlich vernichtet sein.
Wie rechtzeitige Behandlung helfen kann
Gute Chancen auf Überleben haben die Patienten, wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird. Dafür wird zunächst deren Blut untersucht.
Neben Entzündungswerten, die erst im Laufe der Zeit ansteigen, spielt hier das sogenannte Laktat eine große Rolle. Das ist die Milchsäure, die als Nebenprodukt des sauerstoffunabhängigen Stoffwechsels auftritt, der dem Organ wegen der fehlenden Blutzufuhr aufgezwungen wird. Ist dieser unspezifische Laborwert erhöht, so zeigt das den Ärzten an, dass irgendwo im Körper ein Sauerstoffproblem vorliegt. Was genau das bedeutet, ist aber leider nicht klar, und so kann der Laborwert wie so oft lediglich als ein Puzzleteil imdiagnostischen Prozess gewertet werden*. Andere Untersuchungen wie Ultraschall und Röntgen müssen das Bild vervollständigen.
Steht der Verdacht im Raum, so kann aber lediglich eine sogenannte Angiographie – oder im absoluten Notfall auch der Blick in den Bauch des Patienten via Kamera – die Diagnose des Darminfarktes definitiv bestätigen. Hierbei wird eine Computertomographie der Bauchorgane vorgenommen. Ähnlich wie bei der Lungenembolie wird zusätzlich zur normalen Schichtbildaufnahme eine genaue Darstellung der Arterien durchgeführt. Dies gelingt durch die Gabe eines röntgendichten Kontrastmittels. Man sieht dann genau, ob die Versorgung des Darmes mit Nährstoffen, insbesondere natürlich mit Sauerstoff, beeinträchtigt ist – und wo.
Ist dem so, muss der Patient sofort in den OP gebracht werden. Nur hier kann man sich ein genaues Bild über das Fortschreiten der Erkrankung und deren Ausmaß machen. Meist wird hierfür die offene Operation genutzt.
Leider können die Ärzte den Darm (und damit das Leben) des Patienten nicht immer retten. Das liegt daran, dass die inneren Organe des Bauchraumes prinzipiell über drei Arterien versorgt werden. Die erste ist für die Durchblutung von Magen, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und Teilen des Zwölffingerdarms zuständig. Die zweite Arterie versorgt den gesamten Dünndarm sowie ungefähr zwei Drittel (oder eine sehr gute Hälfte) des Dickdarms.
Und last but not least wird der Rest des Verdauungstraktes, also das verbleibende Stück Dickdarm, der S- und der Enddarm, über die dritte Arterie versorgt. Richtig blöd ist, dass oft die zweite Arterie verstopft. Infolgedessen sterben der gesamte Dünndarm und ein großer Teil des Dickdarms ab. Aber auch bei den Arterien Nummer eins und drei wäre es nicht viel besser. Denn die sind ja für die Durchblutung ebenso wichtiger Organe zuständig, die infolge einer plötzlichen Unterbrechung derselben untergehen würden. Eigentlich hat ein betroffener Patient nur zwei Chancen zu überleben. Entweder er wird früh genug operiert, oder die Gefäßblockade befindet sich in einer etwas kleineren Arterie, also in einem Ast der drei großen.
Leider sind die Blutgerinnsel aus dem Herzen aber oft viel zu groß und verstopfen dementsprechend die großen Gefäßabgänge. In diesem Fall sieht der Chirurg oft nur noch abgestorbenen, das heißt schwarzen und stinkenden, Darm. Er hat keine andere Wahl, als den Patienten wieder zu schließen und zum Sterben auf die Station zu legen. Nur wenn die Organe noch nicht tot sind, können die Ärzte noch etwas tun.
In diesem Fall werden sie entweder die betroffenen Areale (wenn es sich um einen kleineren Infarkt handelt) herausschneiden oder versuchen, den Verursacher des Infarktes dingfest zu machen, die Arterie zu öffnen und einen erneuten Blutfluss zum Darm zu befördern, indem sie den verursachenden Blutklumpen entfernen. Leider gelingt das, wie gesagt, nur, wenn die Diagnose schnell gestellt und die Therapie ohne zu zögern in die Wege geleitet wurde.
Die Gefahr besteht aber wirklich darin, dass Betroffene ihre Bauchschmerzen nicht entsprechend einzuordnen wissen und erst viel zu spät zum Arzt gehen, für den die Diagnose auch nicht ganz einfach zu stellen ist. Außerdem wägt das stille Intervall die Patienten in der trügerischen Sicherheit, die Ursache des Bauchwehs sei behoben und wahrscheinlich nur in verdorbenem Essen zu suchen. Treten die Schmerzen dann erneut auf, ist es meist viel zu spät. Der Darminfarkt ist wirklich eine schwere und oft tödlich endende Erkrankung.
Dem Darminfarkt vorbeugen
Aber man kann ihm vorbeugen. Schon im Kapitel über das Vorhofflimmern haben wir über die Blutverdünnung mit Medikamenten wie Marcumar® oder Falithrom® gesprochen. Diese werden unter anderem gegeben, um der Verklumpung des Blutes und somit auch Darminfarkten vorzubeugen. Menschen mit einer bekannten Arteriosklerose gibt man hingegen Aspirin® oder ein ähnliches Präparat meist in einer niedrigen Dosierung von 100 mg am Tag. Das soll die Bildung eines Gefäßverschlusses an den verkalkten Arterien verhindern. Aber eine hundertprozentige Sicherheit schafft auch das nicht. Die Medikamente reduzieren die Wahrscheinlichkeit eines Darminfarktes jedoch stark.
Ein gesunder Stuhlgang sagt viel über unsere Gesundheit aus - um diesen zu erleichtern, kann ein Toilettenhocker sehr hilfreich sein.
Aber auch Sie selbst können etwas tun! Achten Sie auf Ihren Lebensstil. Wenig Zucker, ein guter Fetthaushalt, viel Sport und ein kontrollierter Blutdruck sind beste Voraussetzungen, um dem Darminfarkt vorzubeugen – und wie Sie bereits wissen, nicht nur dem.
BUCH-TIPP:
von Mudr. Falk Stirkat
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