Nachgefragt

Einmal Fremdgänger, immer Fremdgänger? Das sagt der Experte

Einmal Fremdgänger, immer Fremdgänger, wer einmal untreu war, wird es immer sein - Mythen rund um Untreue gibt es genügend. Wir haben ein für allemal nachgefragt: Gibt es ein Untreue-Gen? Und gehen Menschen in neuen Beziehungen eher fremd, wenn sie es in vorigen getan haben? Ein Paar-Therapeut klärt auf!

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Lernt man jemanden kennen, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man über frühere Beziehungen spricht. Besonders spannend dabei ist die Frage, woran sie gescheitert sind. Schließlich möchte man seinen potentiellen neuen Partner kennenlernen - und dass bei der aufkeimenden Liebe alles anders wird. Was aber, wenn man erfährt, dass das Gegenüber in der Vergangenheit untreu war? Oder man selbst sogar die Affäre der letzten Beziehung war? 

Dann beginnen die Gedanken im Kopf zu kreisen. Wird er oder sie immer wieder betrügen - also irgendwann auch mich? 

Das Szenario funktioniert natürlich auch andersherum. Wer bereits einmal fremdgegangen ist, weiß, wie schmal der Grat dazu ist - und dass auch Menschen untreu werden können, die selbst nie damit gerechnet hätten. Aber stimmt das wirklich? Was bestimmt, ob jemand fremdgeht - und vor allem, ob er es immer wieder tut? Sind es äußere Umstände oder gibt es so etwas wie ein Untreue-Gen? Neigen manche Menschen eher dazu, untreu zu sein, als andere? Diese Fragen stellt man sich immer wieder, sei es am Anfang einer aufkeimenden Beziehung oder weil man selbst in Versuchung gerät. Wir wollen sie ein für allemal beantworten und haben mit Paarberater Eric Hegmann gesprochen.

Einmal untreu, immer untreu? Paarberater Eric Hegmann im Interview

Die meisten Menschen wünschen sich Monogamie - viele werden trotzdem untreu
Die meisten Menschen wünschen sich Monogamie - viele werden trotzdem untreu. Foto: Eric Hegmann

Sollte man sich gar nicht erst auf jemanden einlassen, wenn dieser in ehemaligen Beziehungen fremdgegangen ist?

"Es gibt kein Untreue-Gen. Aber natürlich gibt es eine grundsätzliche Haltung gegenüber bedingungsloser Ehrlichkeit und Treue.

Studien zeigen ja, dass Untreue und Seitensprünge auch in glücklichen Beziehungen vorkommen – das Risiko ist hoch und es wird wohl auch höher, wenn der Partner bereits vorher untreu war. Nicht allein, weil der vielleicht die Sache mit der Treue sowieso nicht so genau nimmt, sondern auch, weil die Eifersucht des anderen Partners rasch zu einer solchen Distanz des Paares führen kann, dass dieser auf der Suche nach mehr Nähe geradezu in die Arme einer anderen getrieben wird. In Untersuchungen von Professor John Gottman und Dr. Shirley Glass („Die Psychologie der Untreue“) zeigte sich: Fast alle finden einen monogame Beziehung wichtig und erstrebenswert – aber die Mehrheit scheitert daran, diesem eigenen Anspruch zu genügen."

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Oder kann jeder an den Punkt kommen, zu betrügen?

"Ein Drittel der Deutschen hat den Partner schon einmal betrogen. Die meisten Frauen geben als Grund an, ihr Partner wäre zu wenig aufmerksam. Als weiteren Grund beklagen sie die Kommunikation. Männer würden sich zwar auch eine bessere Kommunikation wünschen, begründen Fremdgehen aber überwiegend mit dem Wunsch nach befriedigenderem Sex. Dass sich der Partner gehen lässt, wiegt für beide Geschlechter gleich schwer.

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Evolutionspsychologen begründen Fremdgehen theroetischer und sagen, die Monogamie für Männer und auch für Frauen ist eine kulturelle Prägung, denn fürs Zeugen von Nachwuchs ist Treue kein zwingendes Modell.

Allgemein kann man sagen: Bei allen Paaren wandelt sich etwa nach vier Jahren sexuelle Anziehungskraft zugunsten von Harmonie. Und dann muss jedes Paar die eigene Beziehung individuell verhandeln. So sieht ja auch jeder Untreue anders: Bei manchen beginnt sie im Kopf, bei anderen erst bei Intimität.

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Eifersucht ist ein häufiger Grund, der Partner erst in Affären treibt. Denn durch Eifersucht entsteht Distanz und diese wiederum sorgt dafür, dass das schlechte Gewissen nicht Überhand nimmt. Kontrolle und Eifersucht, ebenso wie ein Treuetest, ist immer auch Zeichen von geringem oder verletztem Selbstwert. Nicht selten wird aus einem Verdacht die sich selbst erfüllende Prophezeiung, weil der fälschlich beschuldigte Partner nämlich nun beginnt, die Beziehung tatsächlich in Frage zu stellen.

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Eifersucht schafft Distanz, Menschen suchen aber Nähe und Bindung. Ist diese Nähe zu Hause nicht mehr zu finden, wird sie sicher anderswo gesucht: Beispielsweise im Büro mit dem Arbeitskollegen, dem die Beziehungsprobleme zuhause anvertraut werden. Arbeitskollegen sind deshalb so häufig Affärenpartner: Weil durch den Austausch von Themen, die eigentlich in die Beziehung gehören, eine neue Exklusivität außerhalb der Partnerschaft eingegangen wird, die mittel- und langfristig für nur noch mehr Distanz der Partner führt. Deshalb werden in Arbeitskollegen auch so häufig vermeintlich die „Seelenverwandten“ gefunden: Weil über einen langen Zeitraum eine freundschaftliche und vertrauensvolle Basis einer Beziehung aufgebaut wird.

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Problem Selbstverständlichkeit: Seitensprünge finden häufig in den Beziehungen statt, in denen die nötige Aufmerksamkeit dem Partner gegenüber fehlt und das Interesse am anderen nachgelassen hat. Daher kommt es auch, dass Affären oft jahrelang nicht auffliegen."

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Stimmt es, dass Menschen, die einmal untreu waren, immer wieder dazu neigen?

"Jeweils ein Drittel aller Männer und Frauen sind bereits fremd gegangen. Am häufigsten ist Untreue zu beobachten nach einigen Jahren Beziehungsleben sowie um „kritische“ Altersmarken herum, wenn bisheriges Leben und Lebensplanung hinterfragt werden. Da wir alle heute länger aktiv sein wollen, gibt es nicht mehr DIE Midlife-Crisis; aber es gibt Phasen, in denen Menschen mehr zweifeln bspw. wenn sie runde 30, 40 oder 50 werden."

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Test: Ist meine Beziehung sicher?

"In diesem Online Kurs erfahren Sie in 5 Lektionen, ob Ihre Beziehung sicher ist sowie die häufigsten Gründe von Frauen und Männern für eine Affäre, wo Betrug eigentlich anfängt, wie sicher Sie sich selbst sein können, wie anfällig Ihre Beziehung ist und warum eine Affäre nicht das Ende sein muss. Die Lektionen bestehen aus Videos, Persönlichkeitstests und Textmaterial. Der Online Kurs basiert auf Erfahrungen aus der Paarberatung und Paartherapie sowie auf Forschungen und Erkenntnissen von Professor John Gottman, Dr. Julie Schwartz-Gottman, PhD David M. Buss und Dr. phil. Shirley Glass."

Eric Hegman, Paarberater, Single- und Parship-Coach

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