Emotional Eating

Emotional Eating: Was es bedeutet und worum es wirklich geht!

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Was bedeutet "Emotional Eating"?

Seit ich meine Ernährung vor 1,5 Jahren mit Hilfe einer sogenannten Stoffwechselumstellung nachhaltig geändert habe, sind mir immer wieder Frauen begegnet, oder haben sich an mich gewandt, die mir vom Problem des „Emotional Eating“ erzählt haben. „Klar!“ - hab ich mir gedacht, „Frustfressen kennt doch jeder!“, allerdings habe ich sehr schnell feststellen müssen, dass es sich bei diesem Thema um etwas ganz anderes handelt, als ursprünglich angenommen. Um besser auf Betroffene eingehen zu können und auch selbst zu verstehen was es damit auf sich hat, habe ich einige Recherchen angestellt und möchte gerne etwas mehr zu dieser Art des Essverhaltens erzählen.

Wie ihr vielleicht schon rauslesen konntet, dachte ich auch schon ich sei ein emotionaler Esser, aber meine Nachforschungen zu „Emotional Eating“ haben mich eines Besseren belehrt. Ich habe kürzlich das Buch „Darm mit Charme“ von Giulia Enders gelesen und würde gerne an dieser Stelle eine kurze Passage daraus zitieren in der es darum geht, warum Frustfressen die negativen Emotionen zu lindern scheint.

„In unserem Speichel gibt es ein Schmerzmittel, das sehr viel stärker wirkt als Morphium. Es wird Opiorphin genannt und wurde erst 2006 entdeckt. {…} Mittlerweile gibt es sogar eine Handvoll neuer Studien, die zeigen, dass Opiorphin antidepressive Wirkungen besitzt.  Funktioniert Frustessen vielleicht auch ein Stück weit über die Spucke?“ In meinem Leben drehte es sich schon immer sehr ums Essen, aber nicht weil ich mir Gedanken darüber machte, sondern weil ich gutes Essen einfach liebe! Die ein oder andere Futter-Eskalation war bei gewissen Gefühlseskapaden immer schon dabei, das allerorts bekannte Frustfressen eben.

Aber: Ist das auch „Emotional Eating“? Die Antwort lautet „NEIN!“

Mich erreichten Nachrichten, die mich sowohl bestürzt, als auch nachdenklich gemacht hatten wie z.B. jene hier:

„Das Problem ist aber bei mir nicht dass ich nicht wüsste was ich essen darf oder nicht was gesund ist oder nicht - sondern es sind tiefgreifendere Probleme! Also die Frage ist nicht was esse ich sondern warum esse ich! Ich muss für mich erstmal rausfinden warum ich 
wann esse, was ich kompensieren möchte, was mir gerade fehlt oder welches Problem mir zu schaffen macht!“ 

Oder:

„Ich glaub aber mein größtes Problem ist, dass ich mich, wenn es ums Essen geht überhaupt nicht kontrollieren kann, zumindest seit ein paar Wochen nicht mehr. Ich stopfe teilweise alles in mich hinein und weiß wirklich nicht mehr was ich machen soll.“ 

Klar, ich war und bin kein Experte in solchen Themen, nur weil ich es selbst auf die Reihe gekriegt habe meine Einstellung zum Essen und meine Ernährung nachhaltig zu verändern. Was für mich funktioniert, funktioniert nicht für jeden und dennoch nehme ich solche 
„Hilferufe“ sehr ernst. Manchmal braucht es vielleicht auch nur eine neutrale und unvoreingenommene Person, die nicht weiß was im Leben des anderen passiert ist, die objektiv die Fakten betrachtet und ihre Meinung dazu äußern kann. 

Deshalb habe ich mich auch der Thematik des emotionalen Essverhaltens angenommen und mir dazu einige Bücher besorgt. Eines davon heißt „Essen als Ersatz - Wie man den Teufelskreis durchbricht“ von Geneen Roth. Der Titel hatte mich sehr neugierig gemacht. 

Wofür ist Essen ein Ersatz? Was wird damit kompensiert und vor allem: Warum?

Es liegt in meiner Natur, helfen zu wollen und wenn ich die Frauen die sich an mich wenden besser verstehe, kann ich vielleicht auch mit nützlichen Tipps zur Seite stehen. Ich habe also begonnen das Buch zu lesen um zu verstehen, was es mit diesem „Emotional Eating“ auf sich hat. 

Ich möchte euch kurz mal erklären, was ich zunächst unter emotionalem Essverhalten verstanden bzw. mir vorgestellt habe: Essen aus der Laune heraus. Geht es mir schlecht, esse ich Süßigkeiten. Geht es mir gut, zelebriere ich das vielleicht mit einem schönen Essen beim Italiener. Gefühlsgetriebenes Essen eben, das jeder von uns irgendwie schon mal gemacht hat.

Es gibt keine Wikipedia-Erklärung zu dieser Thematik, da es wahrscheinlich für jeden ein Stück weit etwas anderes bedeutet „emotional zu essen“. Laut des Buches von Geneen Roth dient beim „Emotional Eating“ das Essen als Ersatz für andere vermeintlich nicht zu 
befriedigende Bedürfnisse und Wünsche. Man kennt das z.B. von Leuten, die mit dem Rauchen aufhören. Mein Vater hat dadurch fast 20 Kilo zugenommen, weil er als Ersatz für die Handlung des Rauchens dann lieber zu etwas zu essen gegriffen hatte. Die Sinnhaftigkeit sei mal dahin gestellt, aber Fakt ist, dass das Essen schlichtweg als Ersatz für etwas Anderes gehandhabt wurde. Ich habe auch bereits von Leuten gehört, die Essen als Ersatz für Einsamkeit und fehlende Zuneigung einsetzen, oder aber welche, die durch Essen bestimmte Erlebnisse kompensieren, wie den Verlust einer geliebten Person, einen Misserfolg im Leben oder einen Streit mit Freunden. Bei Manchen mag das Essen ein wohliges und angenehmes Gefühl auslösen (wir erinnern uns an das Schmerzmittel im Speichel). Anderen wiederum geht es hierbei um die Ersatzbeschäftigung. Man hat dadurch einfach etwas „zu tun“. Was genau für wen in diesem Moment funktioniert und ausschlaggebend für den Akt des Essens an sich ist, kann wahrscheinlich nur derjenige beantworten, der es macht. Oder vielleicht auch nicht?

Die Gründe sind scheinbar endlos und während des Lesens meines Buches habe ich immer wieder entsetzt den Kopf geschüttelt. Die Autorin beschrieb sehr genau, wie sie sich als pummeliger Teenager geschämt hatte bei Freunden viel zu Essen, da es ihrer Meinung nach 
dicken Leuten nicht zustehen würde viel zu essen. Das Ende vom Lied waren natürlich heimliche Fressattacken zuhause oder unterwegs, wo es niemand sehen konnte. Sogar die Einbildung dieses „Essen“ würde ja überhaupt nicht zählen kam erschwerend zum 
Kalorienkampf hinzu. Es hat mich sehr betroffen gemacht diese Sichtweise erklärt zu bekommen. Woher so ein beschämtes Body-Image überhaupt kommen mag und wie jahrelange Hänseleien und eventuelle Zwangsdiäten das Gemüt einer Person so negativ beeinträchtigen können, habe ich wiederum durch eine junge Frau erfahren, die sich an mich gewandt hatte:

„Ich musste ab meinem 14. Lebensjahr Diäten mitmachen, war nur ein bisschen mollig, aber meine Eltern spinnen mit Diäten heute noch rum - Kohlsuppe, Körner-Kur, Mayer-Kur…etc. Ich habe damals schon immer heimlich nachts gegessen, heute mache ich es nicht mehr, 
esse halt tagsüber falsch und zu viel.“ Wenn man das nie erlebt hat, kann man sich überhaupt nicht vorstellen, wie sich das anfühlt und wie man wohl für den Rest seines Lebens einen Schaden davon tragen wird und die Psyche nachhaltig dadurch gestört ist. Mir geht es mit diesem Artikel auch nicht in erster Linie darum, alle möglichen Ursachen und Gründe zu beleuchten. Auch kann ich keine Allround-Lösung für dieses Problem bieten, aber dennoch möchte ich ein paar Gedanken formulieren, die weiterhelfen könnten. 

Wie gesagt, über Gründe und Ursachen zu sinnieren wäre hier wirklich zu umfangreich, daher möchte ich mich zunächst mal dem Grund widmen, warum wir überhaupt essen.

Warum isst der Mensch?

Diese simple Frage ist scheinbar ebenso einfach zu beantworten: Er isst zum Überleben. Genau aus demselben Grund wie er atmet und trinkt. Unser Körper braucht in jungen Jahren die Nahrung um zu wachsen und sich auszubilden, im  Erwachsenenalter halten wir mit der aus Nahrung erzeugten Energie unseren Organismus versorgt und „am Laufen“. 

Ein wichtiger Punkt der hierbei immer mehr in Vergessenheit gerät ist auch das was uns zum Essen treibt, nämlich der Hunger. Eine sinnvolle Zeile aus dem Buch von Roth ist auch: „Hungrig sein ist wie verliebt sein - wenn du es nicht spürst, bist du es auch nicht.“

Haben wir verlernt, auf unseren Körper zu hören?

Kinder und Tiere essen stets intuitiv. Wir kommen mit einer vorprogrammierten und richtigen Einstellung zur Nahrungsaufnahme auf die Welt. Besonders Babies zeigen ihren Hunger indem sie quengeln und gestillt werden wollen. Wenn sie genug hatten, hören sie auf. Sie hören auf die Signale ihres Körpers. Genauso Kleinkinder. Oft ist es sogar schwer, kleine Kinder überhaupt dazu zu animieren, genug zu essen, weil sie eben auf ihren Körper vertrauen und aufhören, wenn sie nicht mehr mögen. Dieses Vertrauen in den eigenen Körper und unsere Intuition wird über die Jahre zum Erwachsenwerden gestört. Warum? Weil plötzlich andere für uns bestimmen, was „das Richtige“ ist. Weil wir meinen, irgendwelchen Ernährungstrends folgen zu müssen und dass man vor jedem Sommerurlaub eine neue Diät einlegen sollte.

Wenn es uns früher total egal war, was um uns herum passiert und wer was über uns denkt, hängen wir uns heutzutage viel zu sehr daran auf, was von außen vorgegeben wird. Abgesehen davon richten wir uns nach vorgegebenen Tagesabläufen. Die Mittagspause ist nun mal um 12 und dann wird eben gegessen. Auch wenn der Hunger noch gar nicht wirklich spürbar ist. Ist das sinnvoll? Natürlich nicht!

Mit meiner homöopathisch unterstützten Ernährungsumstellung habe ich gelernt, meinem Körper wieder zu vertrauen. Ich habe gelernt, welche Nährstoffe für mich am besten sind und was mein Organismus braucht, um perfekt zu funktionieren. Ich esse heute intuitiv und überlege mir, was ich möchte. Ich esse mit Bedacht und höre auf, wenn ich satt bin. Ich tanke den richtigen Brennstoff und versorge meine Zellen mit Energie. Wenn mich jemand nach meinem „Geheimnis“ für meinen langfristigen Erfolg fragt (ich halte mein Gewicht seit über einem Jahr), erkläre ich ganz einfach: Ich höre auf meinen Körper, ich vertraue ihm, dass er funktioniert und ich versorge ihn mit erstklassigen Makro- & Mikro-Nährstoffen. Beim Auto würde schließlich auch niemand auf die Idee kommen, das Öl zu verwenden, das den Motor langfristig  zerstört, warum machen wir dann das aber bei unserem eigenen Körper? 

Emotional Eating ist also eine Art mit gewissen Begebenheiten im Leben umzugehen

Man nutzt Essen als Ersatz für etwas anderes und hat den Bezug zu Hunger getriebener Ernährung verloren. Gegessen wir unkontrolliert und willkürlich. Das muss aber nicht so sein, denn sobald einem selbst bewusst wird, was da mit dem eigenen Körper passiert und dass evtl. etwas nicht ganz richtig läuft, ist schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung getan.

Ich war nicht immer so entspannt, was das Thema Ernährung angeht und habe mir deutlich zu viele Gedanken gemacht. Heute weiß ich, dass dies überhaupt nicht nötig ist und es ist wirklich ein befreiendes Gefühl, das ich jedem nur wünschen kann. Ich esse seit meiner Ernährungsumstellung total intuitiv, weil ich die Signale meines Körper verstehen gelernt habe und genau weiß, was für ihn in welchem Moment am besten ist. Seid gut zu euch und eurem Körper. Er leistet so viel und ihr dürft und sollt ihm vertrauen!


Die Sache mit dem Frust(fressen) 
Christina Dörr (nutellacinderella) 
www.wunderweib.de