FODMAP: Diese Diät lindert Reizdarm
Bei der FODMAP-Diät geht es nicht um die Gewichtsreduktion, sondern um eine gesunde Linderung von Reizdarm-Beschwerden. Sie leiden an Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung? So funktioniert die FODMAP-Diät.
Rund zwölf Millionen Menschen leiden hierzulande unter Reizdarm: Sie reagieren selbst auf geringe Anlässe, etwa leichten Stress oder ungewohntes Essen, mit Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung. Die Ursachen für die Beschwerden sind bislang nicht genau geklärt. Doch die FODMAP-Diät soll die Beschwerden lindern. Was es mit dieser Ernährungsform auf sich hat, erfährst du bei uns.
Was bedeutet FODMAP?
Eine Therapie des Reizdarm ist schwierig. Bei manchen Patienten können die einzelnen Symptome mit Medikamenten behandelt werden, manchen Betroffenen helfen hingegen auch Entspannungsübungen. Ein ganz neuer Ansatz ist eine spezielle Diät, die in Australien entwickelt wurde. Verzichtet wird dabei auf die sogenannten FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole), das sind Kohlenhydratverbindungen wie etwa Fruchtzucker, Milchzucker oder Zuckeraustauschstoffe, die im Darm gären können.
Experteninterview zur FODMAP-Diät
bella sprach mit Prof. Andreas de Weerth, Gastroenterologe am Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg, über die FODMAP-Diät.
Wie sieht so eine FODMAP-Diät aus?
Prof. Andreas de Weerth: Zunächst einmal reduzieren wir alle FODMAP-reichen Nahrungsmittel für vier bis acht Wochen. Der Darm braucht Zeit, um sich umzustellen. Wir verzichten beispielsweise auf Früchte mit hohem Fruktosegehalt wie Äpfel und Birnen sowie auf laktosehaltige Fertigprodukte. In über 80 Prozent der Fälle führt eine FODMAP-reduzierte Ernährung zu einer Symptomverbesserung. Nach vier bis sechs Wochen sollten typische Beschwerden wie stechende Bauchschmerzen oder -krämpfe also stark nachlassen oder sogar völlig verschwinden.
Ist diese Ernährung für alle Reizdarmpatienten geeignet?
Prof. Andreas de Weerth: Es lohnt sich auf jeden Fall, die FODMAP-Diät auszuprobieren. Mittlerweile gibt es mehrere Studien, die der Diät gute Erfolge bei Reizdarm bescheinigen. Generell gilt: Wird nach acht Wochen keine Verbesserung erreicht, muss davon ausgegangen werden, dass die FODMAP-reichen Lebensmittel keinen Einfluss auf die Beschwerden haben. Falls die Symptome trotz FODMAP-armer Ernährung anhalten, müssen weitere Auslöser untersucht werden - etwa Portionsgrößen, Stress etc.
FODMAP sind in vielen Lebensmitteln enthalten. Ist es auch im Alltag möglich, darauf zu verzichten?
Prof. Andreas de Weerth: Ja. Wichtig ist allerdings eine Ernährungsberatung. Dort lernt der Patient FODMAP-arme Alternativen kennen und bekommt zudem konkrete Tipps für die Abänderung von Rezepten sowie Menüvorschläge. Fruktose beispielsweise kommt in großen Mengen in Äpfeln und Birnen vor, jedoch nur in kleinen Mengen in Aprikosen, Bananen oder Kiwis; Fruktane sind in großen Mengen in Getreidesorten wie Weizen und Roggen enthalten, aber nur in kleinen Mengen in Hafer oder Dinkel. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Umsetzung für Personen, die hauptsächlich zu Hause essen, nicht schwierig ist. Patienten, die oft auswärts essen oder Fertigprodukte verwenden, haben anfangs mehr Probleme.
Ist FODMAP für Menschen geeignet, die zwar nicht am Reizdarmsymptom liegen, aber dennoch nach dem Essen regelmäßig Bauchschmerzen haben?
Prof. Andreas de Weerth: Auf jeden Fall. Durch eine konsequente Ernährung können auch Betroffene mit Nahrungsmittelunverträglichkeit fast alle Beschwerden loswerden. Es ist allerdings nicht ratsam, sich selbst eine Diagnose zu stellen und sich ohne Rücksprache mit einem Arzt eine strenge Diät aufzuerlegen. Ein Essbeschwerde-Tagebuch hilft dem Arzt dabei, mögliche Auslöser zu eruieren. Im Protokoll sollte eingetragen werden, was man wann isst und wann welche Beschwerden auftreten.
FODMAP: Vorsicht bei diesen Lebensmitteln
- Obst Äpfel, Birnen, Kirschen, Trauben, Mangos, Papayas, Melonen, Quitten, Orangen, Ananas, Datteln, Feigen, Rosinen, Blaubeeren, Himbeeren
- Gemüse (in größeren Mengen) Artischocken, Spargel, Bohnen, Brokkoli, Kohl, Chicorée, Lauch, Zwiebeln, Erdnüsse, Tomaten, Zucchini
- Weizenprodukte Mehl, Nudeln, Brot, Vollkornflocken und Vollkornprodukte in großen Mengen
- Außerdem Zucker, Süßstoffe, Honig, Ahornsirup
Extra-Tipp: Sollte die Ernährungsumstellung nicht ausreichen oder gerade nicht umsetzbar sein (zum Beispiel bei einem Restaurantbesuch), empfehlen Wissenschaftler Reizdarmpatienten die Einnahme von Butylscopolamin zur Linderung ihrer krampfartigen Bauchbeschwerden.
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