Handynutzungs-Verbot an Schulen gefordert: Wie sinnvoll ist es wirklich?
Immer mehr Expert*innen und Politiker*innen fordern ein Verbot von Smartphones an Schulen. Eine gute Idee?
Großbritannien, Niederlande, Österreich und Neuseeland haben es schon: Das Verbot zur Smartphone-Nutzung an Schulen. In Deutschland wird aktuell darüber diskutiert, doch die Umsetzung eines ganzheitlichen Verbots ist komplizierter, da sie den jeweiligen Bundesländern vorbehalten ist.
Aber ist ein Smartphonenutzungs-Verbot an Schulen überhaupt sinnvoll?
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Zuletzt hatte Bayern ein Verbot für Smartphones auf dem Schulhof eingeführt, dieses aber 2022 wieder gelockert. Die bayerischen Schulen dürfen seitdem selbst entscheiden, ob nur Handys ausgeschaltet sein müssen oder gar nicht erst benutzt werden dürfen.
Nun hat sich die stellvertretende CDU-Vorsitzende und Kultusministerin von Schleswig-Holstein, Karin Prien, für ein Handynutzungsverbot an Schulen ausgesprochen.
Der Bild sagte Prien: "Es gibt die klare Ansage, dass alle Grundschulen sich verbindliche Regeln für die private Handynutzung im Unterricht geben sollen. Dabei ist die private Handynutzung im Unterricht zu untersagen. Ende Mai werden wir diese Regelungen abfragen." Ein generelles Verbot, Handys mit in die Schule zu bringen, sei laut Prien rechtswidrig und daher nicht vorgesehen.
Lehrerverband hält Verbot für wenig sinnvoll
Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), hält das Handy-Verbot für wenig sinnvoll: "Unsere Erfahrungen zeigen, dass generelle und pauschale Verbote in der Regel nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen", sagte Neckov dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Man dürfe sich nicht der Lebensrealität der Kinder verschließen, denn Smartphones seien ein zunehmend fester Bestandteil der Gesellschaft.
Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), schließt sich Neckov an. "Wichtig ist vielmehr, dass die Schulgemeinschaft entsprechende Regeln entwickelt", sagte er dem RND. Sinnvoll sei eine Regelung, die potentielle Ablenkungen wie Spielfunktionen dieser Geräte betreffe, so Düll. Es gehe vielmehr um einen kritisch-reflektierten Handygebrauch.
Zu frühe Smartphone-Nutzung kann zu Entwicklungsstörungen führen
Das sieht auch die CDU-Politikerin Karin Prien so und sieht die Eltern in der Pflicht: "Die Disziplin der Eltern bei der eigenen Handynutzung in Gegenwart der Kinder und bei der restriktiven, altersgerechten Heranführung an eine Smartphone-Nutzung bei Kindern im Kita- und Grundschulalter von entscheidender Bedeutung für eine gute Entwicklung und bessere Bildungschancen" sei.
Birgit Grämke von der Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (LAKOST) Mecklenburg-Vorpommern empfiehlt Smartphones erst für Kinder ab der 5. Klasse. Dem NDR sagte Grämke: "Kinder, die in jungen Jahren viel mit dem Smartphone beschäftigt sind, neigen zu Konzentrationsschwächen, Hyperaktivität und Übergewicht".
Smartphone-Nutzung: Medienerziehung statt Verbot
Die Debatte, wie schädlich Smartphones bzw. die sozialen Medien für die Psyche der Kinder und Jugendlichen sind, gebe es laut der Psychologin Rosemarie Felder-Puig, nationale Leiterin der Studie Health Behaviour in School-aged Children (HBSC), schon lange.
Studien, die zum Thema vorliegen, seien "leider nicht so gute, weil eine Kontrollgruppe schwer zu finden ist", sagte die Psychologin bei einer Konferenz in Wien, nach Informationen des Standard. Der Grund: Es gibt kaum noch Kinder, die kein Handy nutzen würden. Besonders kritisch sei der Umgang mit dem Smartphone für sehr junge Mädchen und Jungen, so Felder-Puig, die schon aufgrund des Alters noch nicht die Möglichkeit haben, die Inhalte kritisch zu bewerten.
Ein komplettes Nutzungs-Verbot an Schulen sieht Rosemarie Felder-Puig ebenfalls kritisch: "In dem Moment, wo die aus dem Schultor rausgehen, ist das Erste, was sie machen, das Handy nehmen, und dann hängen sie halt vier Stunden dran." Sie plädiere für "mehr Medienerziehung, die einen kritischen Umgang vor allem mit den Inhalten des Internet vermittelt."
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