Hannelore Kohl: Sie strahlte hell an der Seite ihres Mannes – und endete einsam in der Dunkelheit
Hannelore Kohl wäre im März 90 Jahre alt geworden. Sie ist ebenso unvergessen wie ihr Mann...
*Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Suizid Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.
Als sie 1948 ihren zukünftigen Ehemann kennenlernte, war sie erst 15. Es war bei einem Tanz im Gasthof Zum Weinberg in Ludwigshafen. Hannelore Renner trug ein Kleid, das ihre Mutter aus drei Fahnen zusammengenäht hatte – die Hakenkreuze hatte sie herausgetrennt. Wenig später waren die blonde Hannelore und der drei Jahre ältere Helmut Kohl ein Paar. Seine Karriere sollte ihn ganz an die Spitze führen, 1982 wurde er Bundeskanzler. Seine Gattin war ihm eine treue Begleiterin. Bis es nach Jahrzehnten zur Tragödie kam: Erst strahlte Hannelore Kohl hell an der Seite ihres Mannes – dann endete sie einsam in der Dunkelheit.
Hannelore Kohl: „Wie einen Zementsack“ aus einem Fenster geworfen
Am 7. März 1933 kam sie in Berlin zur Welt, sie hätte jetzt ihren 90. Geburtstag gefeiert. Die Familie zog nach Leipzig. In den letzten Kriegstagen von 1945 wurde Hannelore mit zwölf Jahren bei der Flucht aus Sachsen von sowjetischen Soldaten vergewaltigt, die Männer hätten sie dann „wie einen Zementsack“ aus einem Fenster geworfen. Dabei erlitt sie eine Wirbelverletzung, die sie ihr Leben lang quälte.
Nachdem sie Helmut kennenlernte, studierte er zunächst in Heidelberg, sie ließ sich in Germersheim und Paris zur Dolmetscherin ausbilden. Elf Jahre lebten beide bis zur Hochzeit an verschiedenen Orten. Sie korrigierte und tippte seine Doktorarbeit. Am 27. Juni 1960 gab sich das Paar in Friesenheim das Ja-Wort. Die Söhne Walter (* 1963) und Peter (* 1965) krönten ihr Glück. Hannelore Kohl stellte ihr Leben ganz in den Dienst ihres Mannes: Sie kutschierte ihn Tausende Kilometer weit durch seine ersten Wahlkämpfe. Lächelnd bewirtete sie Staatsgäste und hackte die Strategie zur deutschen Einheit in ihre Reiseschreibmaschine.
Hannelore Kohl: Den letzten Brief an ihren Mann unterschrieb sie mit „Dein Schlänglein“
Doch ihr Mann war kaum zu Hause. Einmal beklagte Hannelore Kohl die „vielen einsamen Stunden daheim“, wenn das Essen fertig ist, der Mann aber nicht kommt, dafür ein Anruf, dass es wieder später wird. Und es wurde immer schlimmer: Nach den Terroranschlägen der RAF galt Helmut Kohl als besonders gefährdet. Das Haus in Oggersheim wurde wie ein Bunker ausgebaut. In diesem Verlies musste Hannelore Kohl mit den Kindern leben. Ihr Mann kam nur an den Wochenenden mit Polizeieskorte nach Hause.
Seit Jahrzehnten litt Hannelore Kohl unter einer Penicillin-Allergie. Als sie 1993 nach einer Infektion aus Versehen ein penicillinähnliches Antibiotikum erhalten hatte, bekam sie eine Lichtallergie. Anfangs schien diese noch beherrschbar.
1999 folgte die CDU-Spendenaffäre und die Kanzlergattin wurde als „Spendenhure“ beschimpft. Für sie unerträglich. Am Ende konnte sie wegen der Lichtallergie das Haus nicht mehr verlassen. Alles wurde abgedunkelt, sie konnte keine Wärme ertragen. „Ich verbrenne von innen“, sagte sie. Ihr Heim wurde von Klimaanlagen runtergekühlt, sodass Helmut Kohl an den Wochenenden in eine Kältekammer zurückkehrte.
Zur Hochzeit ihres Sohnes Peter im Mai 2001 in der Türkei konnte sie nicht fahren. Ihr Herz zerriss. Helmut Kohl war in Berlin als Hannelore Suizid begann. Am Vormittag des 5. Juli 2001 wurde sie von der Haushälterin tot im Schlafzimmer aufgefunden.
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