Geschlechtskrankheiten

HIV-Schnelltest: Vorsicht vor Heimtests aus dem Internet

HIV Schnelltests für zu Hause, HIV-Selbsttest oder auch HIV-Heimtest: Immer wieder tauchen diese Begriffe in den Medien auf. Aber was hat es damit eigentlich auf sich? Sind sie legal und taugen diese Schnelltests überhaupt etwas? Wir klären auf.

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Kurz im Internet bestellt. Ein schneller Klick und schon ist der HIV-Heimtest auf dem Weg zu einem nach Hause. Alles ohne sich die Blöße beim Hausarzt geben zu müssen, den peinlichen Blicken ausgesetzt zu sein und ohne, dass irgendein Getuschel ausbricht. Denn genau davor haben viele Menschen Angst und verzichten dann lieber ganz auf den Test. Die Heimtests aus dem Internet scheinen da die perfekte Lösung zu sein. Das Problem: Die meisten Schnelltests aus dem Internet taugen einfach nichts.

HIV-Schnelltests aus dem Internet: Aktuelle Situation in Deutschland

"Der HIV-Selbsttest ist ein Meilenstein im Kampf gegen Aids. Er kann auch jene erreichen, die sich sonst nicht testen lassen würden", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in einem Statement. Und damit spricht er vielen Menschen aus der Seele. Nun sind diese Tests auch in Deutschland zugelassen. Der Entwurf zur Änderung des Medizinproduktgesetzes wurde bereits in diesem Juni eingereicht und am 21. September wurde die Gesetzesänderung beschlossen.  Damit zieht Deutschland unter anderem mit Österreich, Dänemark und Irland gleich. In Österreich sind diese beispielsweise seit Juni 2018 in Apotheken erhältlich.

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts leben zurzeit 12.700 Menschen unwissentlich mit HIV und das allein in Deutschland. Dass das gefährlich sein kann, weil der Virus sich so unbemerkt verbreitet und gesundheitliche Schäden bei Betroffenen verursacht, ist auch der Deutschen Aids Hilfe schmerzlich bewusst. Sylvia Urban in einem Statement der Organisation: "Um Spätdiagnosen zu vermeiden, brauchen wir möglichst vielfältige passgenaue Testmöglichkeiten für verschiedene Zielgruppen. Der Selbsttest kann dabei ein wichtiger Baustein werden."

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Wie funktioniert ein HIV-Heimtest?

Es gibt zwei verschiedene Arten von HIV-Schnelltests für zu Hause. Entweder wird eine Speichelprobe entnommen oder ein Bluttest gemacht. Wobei Letzterer die sichereren und Sofort-Ergebnisse liefert. Aber dennoch ist Vorsicht geboten, denn es gibt nur drei Tests, die von der Deutschen Aids Hilfe als zuverlässig erachtet werden (siehe unten). Zudem kann der Test erst nach zwölf Wochen der möglichen HIV-Übertragung diese sicher ausschließen. Denn wie andere Tests auch, wird auf die Antikörper des HIV-Virus getestet.

Bluttest: Hier wird Blut aus einer der Fingerkuppen abgenommen und anschließend in eine Testapparatur eingeführt. Nach ungefähr 15 Minuten bekommst du ein Ergebnis.

Weil die HIV Selbsttests für zu Hause sehr empfindlich sind, empfiehlt die Deutsche Aids Hilfe bei einem positiven Ergebnis sich erneut bei einem Arzt oder einer Ärztin seines Vertrauens, in einem Checkpoint der Aidshilfen, direkt bei einem Labor oder im Gesundheitsamt testen zu lassen.

Die Problematik bei HIV-Schnelltests aus dem Internet

Ihre Internetseiten sehen seriös aus und das Antibiotikum wird gleich mitgeliefert. Einige Geschäftsleute haben die Marktlücke in Deutschland erkannt und verkaufen die gewünschten Heimtests übers Internet. Doch die HIV-Schnelltests sind in der Regel unzuverlässig. Stammen sie zudem aus China, kann es sein das sie sogar nie ankommen. Denn durch das Medizinproduktgesetz dürfen solche Tests nicht an Privatpersonen gegeben werden. Bei stichprobenartigen Kontrollen können sie somit vom Zoll einbehalten werden. Strafbar macht man sich damit aber nicht!

Ausnahmen der Regel:

Der 'Autotest VIH' und der 'Exacto-Selbsttest' aus Frankreich haben eine EU-Zulassung und liefern zuverlässige Ergebnisse innerhalb einer Viertelstunde. Ersterer beinhaltet zudem eine deutsche Anleitung. Auch der 'INSTI HIV SELF TEST' aus den Niederlanden gilt laut der Deutschen Aids Hilfe als zuverlässig und zeigt schon nach einer Minute ein Ergebnis an. Allerdings ist dieser nicht so leicht handhabbar wie die anderen beiden.

Pilotprojekt aus Bayern: Das S.A.M. Testkit

Eine Übergangslösung ist ein Pilotprojekt aus Bayern, das bereits diesen Juli startete. In einem Jahresabonnement kann sich jeder regelmäßig auf verschiedene Geschlechtskrankheiten testen lassen. Das Ganze läuft unter dem Namen „S.A.M. – mein Heimtest“ und ist vorerst bis Juli 2019 verfügbar.

So funktioniert es:

Nach einer Online-Registrierung erfolgt ein Erstgespräch bei der Münchener Aids-Hilfe. Dann können Interessierte entscheiden, ob sie das Testkit alle drei, sechs oder zwölf Monate automatisch zugesandt bekommen möchten. Dieses testet auf HIV, Syphilis, Chlamydien und Gonokokken. Pro Testkit bezahlt man 32 Euro. Wer jetzt Angst haben sollte, dass der Nachbar der so nett war das Paket entgegenzunehmen auf dem Absender Münchener Aids-Hilfe oder Ähnliches lesen könnte, der kann beruhigt sein. Die Testkits werden neutral verschickt. Zudem passen sie durch den Briefschlitz oder können an eine Packstation geschickt werden.

Zu Hause erfolgen dann die Probenentnahmen.  Dazu gehören eine Urinprobe, einige Abstriche mit einem Wattestäbchen und ein Stich in den Finger für die Blutentnahme. Die Proben werden an das Hamburger Partnerlabor geschickt. Liegen die Ergebnisse vor, erhält die getestete Person eine SMS. In dieser wird Entwarnung gegeben oder um Rückruf gebeten.

Fazit zu den HIV-Schnelltests für zu Hause

Die Möglichkeit sich von zu Hause aus auf Geschlechtskrankheiten zu testen besteht. Dennoch gilt ein gewisses Maß an Vorsicht bei der Internetbestellung! Dank der beschlossenen Gesetzesänderung sollte ein Kauf von HIV-Schnelltests bald in Apotheken möglich ist. Dann muss sich niemand mehr die Blöße beim Arzt geben. Vielleicht testen sich dann auch mehr Menschen regelmäßig und die HIV-Neuinfektionen verringern sich.

Von Lisa Philomena Strietzel