Intensivmediziner mahnt

"Ist sehr eindrücklich": Dieses Bild sollte alle Impf-Zweifler nachdenklich machen

Wer die Corona-Impfung ablehnt, um mögliche Nebenwirkungen zu umgehen, setzt sich einem hohen Risiko aus. Das zeigt ein aktuelles Twitter-Foto sehr deutlich.

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Der britische Arzt Dr. David Frocester arbeitet auf der Intensivstation des Gloucestershire Royal Hospital in Großbritannien. Er hat hunderte Corona-Patientinnen und -Patienten mit einem schweren Verlauf behandelt – manche erfolgreich, viele musste er in den Tod begleiten.

Seit Beginn der Pandemie versucht der Mediziner deswegen, über Twitter Aufklärungsarbeit zu leisten. Sein aktueller Post bezieht sich auf ein Thema, das auch in Deutschland aktuell ist: Das Argument vieler Impfskeptiker, die Corona-Impfung sei nicht sicher, weil entsprechende Langzeitstudien fehlen. Es sei noch nicht ausgeschlossen, dass Nebenwirkungen Jahre nach der Immunisierung auftreten können.

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Corona-Medikamente: Foto als eindeutige Warnung

Auf Dr. David Frocesters Twitter-Foto sind zahlreiche Medikamente zu sehen. Spritzen, Tabletten, Fläschchen, Infusionsbeutel und mehr. Man könnte meinen, es handle sich um den Bestand einer reich gefüllten Hausapotheke. Doch so ist es nicht. Der britische Mediziner schreibt zu dem eindrücklichen Bild:

„Diese ganze Medizin braucht es, um EINEN Covid-Patienten EINEN Tag lang auf der Intensivstation zu versorgen.“

Im Gegensatz zu dem Medikamenten-Arsenal bräuchte es nur eine Impfung, um einen kritischen Verlauf zu verhindern. "Lass dich impfen" setzt Frocester mit einem Hashtag zu seinem Post.

"Es gibt keine Heilung"

Das Foto Frocesters sorgt für Aufregung. Auf Social Media wird der zweifache Vater dafür ebenso gefeiert wie verurteilt. Ein Kritiker wütet in Großbuchstaben, er sehe auf diesem Foto bloß Medikamente, aber keine echte Behandlung. Darauf antwortet Frocester:

"Korrekt. Es gibt keine Heilung. Es gibt ein paar Medikamente, die helfen, den Verlauf zu mildern. Alles andere ist nicht mehr als eine Unterstützung für den Körper, während wir die Beatmung [des Patienten] übernehmen und auf eine Genesung hoffen."

Corona auf Intensivstationen: Christian Drosten verlangt mehr Aufklärung

Der deutsche Virologe Christian Drosten (49) hat das Bild seines Kollegen ebenfalls auf Twitter geteilt. Er wandte sich dabei direkt an die vielen Ungeimpften in Deutschland:

"Diejenigen, an die diese Botschaft geht, wissen wahrscheinlich gar nichts über die Nebenwirkungen und Folgen der Medikamente unten links und rechts im Bild."

In Deutschland lassen sich seit Monaten immer weniger Menschen gegen Corona impfen. Aktuell sind gerade einmal 55,8 Millionen Bürger*innen vollständig gegen SARS-CoV-2 immunisiert – nur rund 67,1 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Zeitgleich füllen sich die Intensivstationen mit COVID-19-Erkrankten. Aus einer Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht (52) an das Bundesgesundheitsministerium ging jüngst hervor, dass nur rund jeder zehnte Corona-Fall auf einer Intensivstation ein sogenannter Impfdurchbruch ist. Von einem Impfdurchbruch spricht man, wenn eine vollständig geimpfte Person mit erkennbaren Symptomen an Corona erkrankt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass rund 90 Prozent der Patientinnen und Patienten auf Deutschlands Intensivstationen ungeimpft sind.

Statt aber nun mahnend den Zeigefinger zu heben, wünscht sich Christian Drosten, Institutsdirektor an der Charité in Berlin, mehr Aufklärung. Das Schockfoto von Dr. David Frocester könnte dafür genutzt werden: "Ich würde mir dazu mal eine Schilderung von einem Intensivmediziner in einer Talkshow wünschen", twitterte Drosten weiter.

Nebenwirkungen, die Jahre später auftreten, "gibt es nicht"

Seit Fußballer Joshua Kimmich (26) gestand, nicht geimpft zu sein, weil er auf "fehlende Langzeitstudien" warte, wird eine wichtige Diskussion in Deutschland geführt. Zentrales Thema dabei ist die falsche Annahme, eine geimpfte Person könnte Monate oder sogar Jahre nach der Spritze an Nebenwirkungen erkranken. Man müsse deswegen auf Langzeitstudien warten, die die Langzeitwirkungen von Impfungen aufdecken.

Doch genau hier liegt ein Missverständnis vor, wie zahlreiche Expertinnen und Experten betonen. Denn der Begriff Langzeitstudie bezieht sich auf eine langwierige Datenerhebung und nicht auf mögliche Nebenwirkungen, die erst nach Monaten oder Jahren auftreten.

Prof. Carsten Watzl, Immunologe am Dortmunder Leibniz-Institut und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, machte im Interview mit der "Deutschen Presse-Agentur" unmissverständlich klar: "Nebenwirkungen einer Impfung treten immer innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auf. Dass ich heute geimpft werde und nächstes Jahr eine Nebenwirkung auftritt, das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der COVID-19-Impfung nicht auftreten."

Impfungen schützen

Politiker*innen und medizinische Expertinnen/Experten betonen aktuell immer wieder, dass vor allem eine hohe Impfquote helfen kann, Corona endlich unter Kontrolle zu bringen und neu drohende Einschränkungen zu verhindern. Es ist nicht zu leugnen, dass eine Corona-Impfung in vielen Fällen auch Nebenwirkungen mit sich bringt. Am häufigsten darunter sind Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber und Müdigkeit. Schwerwiegende Nebenwirkungen treten extrem selten auf. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) dokumentiert die gemeldeten Nebenwirkungen in Deutschland und veröffentlicht die Ergebnisse in regelmäßigen Sicherheitsberichten.

Es bleibt zu hoffen, dass eindringliche Fotos und intensive Aufklärung über die Corona-Impfung dabei helfen, die Bevölkerung zu einem Umdenken zu bewegen.