Tierschutz

Wieso ich keine Kleidung aus Mohair-Wolle trage

Mohair-Wolle gilt als hochwertiges Material. Wir bekommen es erst zu sehen, wenn Blut und Kot entfernt wurden – und die Ziegen wahrscheinlich schon tot sind. Warum Mohair-Pullover alles andere als nobel ist:

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Ich bin ein Fan von natürlichen Produkten – so lange sie nicht von Tieren stammen.

Lange Zeit ging der Trend zu natürlichen Materialien. Sie seien besser für die Haut, die Textilien weicher, die Kleidung angenehmer zu tragen. Lange Zeit bin auch ich in dem Glauben shoppen gegangen, dass ich mit einem Mohair-Stück etwas Gutes kaufe. Mittlerweile wird mir mulmig, wenn ich einen Mohair-Pullover in den Händen halte – denn für mein Wohlbefinden mussten Ziegen leiden.

Wie gefährlich ist es wirklich, wenn du neue Kleidung ungewaschen trägst?

Was ist Mohair eigentlich?

Mohair ist die Wolle von Angoraziegen. Daher wird das Material oft mit Angorawolle verwechselt – die stammt jedoch von Kaninchen, die lebend gerupft werden. Angoraziegen besitzen besonders dichtes Unterfell, ihre Wolle ist lang und fein, was Mohair zu einem beliebten Material in der Textilherstellung macht. 

Zweimal jährlich werden die Tiere geschoren. Die Arbeiter, die dafür zuständig sind, werden nach Masse, nicht nach Stunden, bezahlt. Dementsprechend versuchen sie, so viele Ziegen so schnell wie möglich zu schären. Für Tierliebe oder Empathie bleibt hingegen keine Zeit. Recherchen der Tierschutzorganisation peta haben in der Vergangenheit immer wieder erschreckende Verhältnisse aufgedeckt, unter anderem in Südafrika. Das Land gilt als führender Produzent von Mohair.

Wie Mohair-Farmen arbeiten

Wenn Mohair in die Textilproduktion geht, hat es wenig mit seinem Ursprungszustand zu tun. Das liegt an einer Masse an Chemikalien, die dafür sorgen sollen, dass die Wolle rein und weich und damit dem Wunsch des Kunden entspricht.

Möchtest du ein Stück Wolle an dir tragen, das voller Chemikalien steckt, in die ein lebendes Tier getaucht wurde?

Mohair stammt von Angoraziegen. Die Produktion ist Tierquälerei.
Mohair stammt von Angoraziegen. Die Produktion ist Tierquälerei. Foto: iStock

Was makaber klingt, ist Realität. Laut peta-Informationen beginnt die Quälerei der Tiere bereits vor der Schur. Um die Wolle von Kot und Schmutz zu befreien, werden die Ziegen in eine Reinigungslösung aus Chemikalien gedrückt. Ihre Köpfe werden dabei von Arbeitern untergetaucht – mit dem Bewusstsein, dass die Tiere sterben, sollten sie den Chemie-Cocktail schlucken. Die Wolle glänzt wie neu.

Ätzende Chemikalien dienen ebenfalls dazu, den Tieren die Hörner abzutrennen – alternativ werden sie mithilfe eines heißen Eisens entfernt. Damit sich die Böcke nicht endlos vermehren, werden die männlichen Tiere kastriert. Betäubungen und Operationen kosten Geld. Eine Alternative ist die Kastration über das Abklemmen mithilfe eines Gummirings – qualvoll, aber günstig.  

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Vielleicht trägst du die Wolle einer Ziegenleiche an dir

Für die Schur werden Tiere auf den Boden gedrückt und die Beine festgebunden. In der Hektik kann es passieren, dass ganze Hautlappen mit abgeschnitten werden. Denn Zeit ist Geld.

Ist die Ziege geschoren, bleibt sie mit ihren Wunden zurück. Bluten sie stark, werden sie von den Arbeitern vor Ort notdürftig zugenäht – ohne Betäubung, ohne Desinfektion.  

Viele Tiere erkranken oder sterben nach dem Scheren, weil sich Wunden infizieren oder aber sie erfrieren. Angoraziegen sind auf ihre Unterwolle angewiesen. Wird sich nicht ausreichend um einen Unterschlupf gekümmert, können sie in der Kälte sterben. Laut Recherchen von peta sollen in Südafrika bis zu 40.000 Ziegen an einem Wochenende an Unterkühlung gestorben sein.

40.000 tote Angoraziegen an einem Wochenende

Das erste Mal werden Angoraziegen im Alter von sechs Monaten geschoren. Bis dahin haben oftmals nur 25 Prozent die Vorprozeduren wie Kastration und Hörnerabtrennung überhaupt überlebt. Unter schlechten Bedingungen sterben laut peta 80 Prozent der Ziegen nach der Schur.

Was passiert mit den Leichen, wenn sie rechtzeitig entdeckt werden? Sie werden geschoren. Wenn man sich wohlig in den weichen Poncho aus Mohair schmiegt, kann es also durchaus sein, dass man mit der Wolle einer Ziegenleiche kuschelt.

Ist das Fell nicht mehr brauchbar, werden die Tiere auf einem privaten Schlachthof getötet. Auch hier waren Mitarbeiter von Tierschutzorganisationen vor Ort und mussten mit ansehen, wie Ziegen ohne Betäubung die Kehle aufgeschnitten wurde.

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Es gibt auch gute Nachrichten: Mohair verliert seinen Ruf

Die Recherchen von Tierschutzorganisationen sind nicht folgenlos geblieben. Mittlerweile haben sich gleich mehrere namenhafte Modemarken dazu verpflichtet, bis spätestens 2020 Mohair aus ihrer Kleidung zu verbannen – darunter s.Oliver, DRYKORN, Tom Tailor, Esprit, Vero Moda, Only, Selected, H&M und Zara. Aktuell läuft zudem eine Petition, die die Mohair-Produktion langfristig stoppen soll.

Mohair galt lange Zeit als hochwertig. Nichts ist nobel daran, Tierleid am Körper zu tragen. Ein kleines Stück kann jeder selbst tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen: Keine Textilien aus Mohair oder Angorawolle mehr zu kaufen.  

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