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Nina Moghaddam: „Ich lebe in ständiger Angst um meine Familie im Iran“

Nina Moghaddam appelliert an alle, die entsetzliche Situation im Iran nicht zu vergessen …

Nina Moghaddam
Foto: Gerald Matzka / Freier Fotograf / Getty Images
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Todesurteile, Misshandlungen, willkürliche Verhaftungen – nur fünf Stunden Flugzeit von Deutschland entfernt werden im Iran Grundrechte mit Füßen getreten. Moderatorin Nina Moghaddam kämpft für die Freiheit ihres Heimatlandes. Im Gespräch mit der Zeitschrift "CLOSER" spricht sie über ihren mutigen Einsatz.

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Nina Moghaddam: "Alle fünf Stunden wird im Iran ein Todesurteil vollstreckt."

Nina, vor wenigen Wochen konnten wir Sie als Dragqueen in der Show „Viva la Diva“ erleben. Wäre so etwas denkbar im Iran?

Auf gar keinen Fall! Es wäre nicht nur undenkbar, es stünde die Todesstrafe darauf! Egal, ob Mann oder Frau – es ist strikt verboten, sich so in der Öffentlichkeit zu präsentieren!

Täuscht der Eindruck oder ist die Berichterstattung über die Situation im Iran tatsächlich extrem abgeflacht?

Es ist eine Katastrophe: Man liest oder sieht fast gar nichts mehr! Ich folge bestimmten Seiten im Internet und suche bewusst nach Nachrichten aus und über den Iran. Viele glauben, die Lage habe sich inzwischen beruhigt.

Aber das ist nicht so! Alle fünf Stunden wird im Iran ein Todesurteil vollstreckt. Das bedeutet: Ein Mensch wird am Seil erhängt! Jeden einzelnen Tag! Nichts ist in Ordnung im Land meiner Wurzeln!

Nina Moghaddam: Der Alltag ist geprägt von Furcht

Wie geht es Ihren Verwandten dort?

Die Situation ist für die gesamte Bevölkerung extrem schwierig. Die Währung befindet sich im freien Fall. Alles ist wahnsinnig teuer geworden. Familien, die früher zur Mittelschicht gehörten, rutschen unter die Armutsgrenze. Der Alltag ist geprägt von Furcht. Die vielen Todesurteile schrecken ab und nehmen den Menschen die Lebensfreude. Als die Welt noch mehr über die Proteste dort berichtet hat, schöpften viele Mut. Nun sorgen sich die Menschen, dass sich niemand mehr für sie interessiert.

Wann waren Sie selbst zuletzt da?

Das ist lange her. 2006 habe ich mit meinem damaligen Freund das Land besucht. Da habe ich zum letzten Mal meine Verwandten gesehen. 2009 gab es zum ersten Mal Massenproteste im Iran. Dazu habe ich mich öffentlich in Deutschland geäußert – wie viele andere Exil-Iraner auch.

Was wir alle nicht wussten: Bei den Protestaktionen in Deutschland gab es damals schon iranische Spione, die Fotos gemacht haben von den Demonstranten. Viele Iraner, die zurückreisen wollten, um die Familie zu besuchen, wurden direkt am Flughafen verhaftet.

Als das rauskam, war mir klar, dass ich nicht mehr dorthin reisen kann. Es wäre zu gefährlich. Der deutsche Staat könnte mir nicht helfen, wenn man mich festnimmt.

Nina Moghaddam: Bei einer Rückkehr in ihre Heimat drohen Verhaftung und Folter

Könnte Ihr aktuelles Engagement gegen das Regime auch Ihre eigene Familie im Iran in Gefahr bringen?

Ich lebe in ständiger Angst um meine Familie im Iran! Als im September vergangenen Jahres die erneuten Proteste begannen, habe ich mein engstes Umfeld gefragt, ob es okay sei, wenn ich mich öffentlich dazu äußere.

Weil ich mich klar positioniere, können meinen Eltern nun auch nicht mehr in ihre Heimat reisen. All meine Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen sind dort. Meine Mutter hat mich dennoch voll unterstützt und meinte nur: „Ich möchte gar nicht mehr zurück in dieses Drecksland, solange es nicht frei ist!“

Erzählen Sie Ihren Söhnen vom Iran?

Sie sind noch sehr klein, aber ich erzähle ihnen, dass Mädchen dort kein Fahrrad fahren dürfen, Haustiere verboten sind und man sich nicht so anziehen darf wie man möchte. Meine Söhne sprechen beide die Sprache, der Iran ist Teil ihrer Identität. Ich wünsche mir so sehr, dass ich ihnen eines Tages dieses wunderschöne Land zeigen darf …

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Artikelbild und Social Media: Gerald Matzka / Freier Fotograf / Getty Images

Text: Redaktion CLOSER, Autorin: Christine Staab