Pärchen-Posing auf Social Media? Da mache ich nicht mit!
Was Pärchenfotos in sozialen Netzwerken wirklich über das Beziehungsglück aussagen - und welche Folgen die ständige Inszenierung der Liebe haben kann, beleuchtet unsere Kollegin Constanze von Liebenswert.
Ganz ehrlich: Wenn ich bei Instagram oder Facebook immer wieder schmachtende "Hach, sind wir verliebt"-Fotos mit Hashtags wie #couplegoals, #lifeisbetterwithyou oder #youandme in meinem Feed sehen muss, dann denke ich nicht "Awww, wie romantisch!". Auch, wenn ALLE Bilder des Partners gelikt, Posts gegenseitig mit Herzchen-Emojis kommentiert und die besseren Hälften in jeder Story vertaggt werden, berührt mich das nicht. Ganz im Gegenteil: Bei mir meldet sich dann der Würgreflex – und ein Gefühl von Wut.
#couplegoals: Wer ist hier das Super-Pärchen?
Vielleicht sollte ich das ganz locker sehen und sagen "kann ja jeder machen, wie er will" – aber für mich steckt einfach zu viel hinter den vermeintlich harmlosen, schönen Fotos und "süßen" Kommentaren, als dass ich sie einfach so hinnehmen könnte. Einerseits führt diese Inszenierung als ach so glückliches Paar nämlich dazu, dass diese den Neid anderer (Single- oder Pärchen-Freunde) weckt und einen Wettkampf um das perfekte (Liebes-)Leben schürt. So wird das durch soziale Netzwerke eh schon omnipräsente, ständige Vergleichen mit anderen auf sehr emotionaler Ebene nur weiter angefacht. Selbstoptimierungswahn, ahoi. Da kommt man schnell mal ins Grübeln: Sind mein Freund und ich vielleicht gar nicht so glücklich, wie ich immer dachte?
Wenn die Liebe mehr Schein als Sein ist
Andererseits zeigt so ein Verhalten aber auch, dass Realität und Social-Media-Welt ziemlich weit auseinanderliegen können – und die Selfie-Pärchen insgeheim vielleicht doch nicht so oberhappy sind, wie ihre Bilder suggerieren. Eine aktuelle Studie, die die Online-Partnervermittlung ElitePartner in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Fittkau & Maaß veröffentlichte, kommt zu dem Ergebnis, dass gerade Männer mit solchen Fotos oft den Schein wahren wollen, obwohl es in der Beziehung längst kriselt. Auch Wissenschaftler aus den USA und aus Kanada kommen zu dem Schluss, dass das ständige Posten von Pärchenfotos bedeuten kann, dass in der Partnerschaft etwas nicht stimmt. Man braucht die Bestätigung anderer, will sich beweisen und seine Liebe mit Likes stabilisieren.
- Schluss mit Selbst(über)optimierung: "Warum Marie Kondo bei mir Hausverbot hat"
- Liebes Tinder-Match: Bitte melde dich nicht
Für mich ist ein solches Pärchen-Posing vor allem eins: Schrecklich unecht. Das heißt nicht, dass ich öffentliche Liebesbekundungen oder gemeinsame Fotos generell verteufeln will – schließlich hab ich auch kein Herz aus Stein. Aber was uns die immer gleichen Bilder scheinbar perfekter Paare zeigen, ist eben nicht die Realität. Wir sehen nur den optimierten, bildschönen Ausschnitt einer Beziehung und nie das ungefilterte Ganze. Das ist nicht nur „fake“, sondern führt eben auch ganz schnell zu Zweifeln an einem selbst und an der eigenen Partnerschaft.
Entschuldigung, aber das bleibt lieber unter uns
Angesichts der Masse dieser inszenierten Statement-Posts frage ich mich außerdem, warum wir in der Liebe so viel auf die Meinung anderer geben und diese immer an unserem (vermeintlichen) Glück teilhaben lassen sollten. Gerade die Liebe ist doch etwas so Intimes, Wertvolles, dass man sie eigentlich nicht mit hunderten von Menschen in sozialen Netzwerken teilen muss. Statt tausend gemeinsame Fotos zu posten und diese mit Texten wie "solche Momente erlebe ich am liebsten nur mit dir" zu versehen (was einen solchen Beitrag ja eh ad absurdum führen würde), sollte man seinen Partner das doch einfach direkt spüren lassen. Früher, als noch flammende Liebesbriefe geschrieben wurden, hat man diese doch auch nicht öffentlich ausgehängt!
Dieser Artikel ist Teil von #wunderbarECHT, eine Aktion für mehr Authentizität im Netz. Sei dabei!
Ich für meinen Teil liebe jedenfalls lieber offline, aber dafür aufrichtig – und bin ganz froh, dass mein Freund das genauso sieht. Wenn ich mir das bewusst mache, während ich das nächste Mal bei Instagram & Co. unterwegs bin, verpufft meine Wut über die ekligen "oh-so-happy-Pärchen" auch sicher ganz schnell wieder.