Verbrechen, die die Welt erschütterten

Peggy Knobloch (9): Die grausame Wahrheit über ihren Mord!

Am 7. Mai 2001 verschwand die neunjährige Peggy Knobloch spurlos in Lichtenberg auf dem Heimweg von der Schule.

Am 7. Mai 2001 verschwand die neunjährige Peggy Knobloch spurlos in Lichtenberg auf dem Heimweg von der Schule.
Foto: JENS-ULRICH KOCH / Getty Images
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Es war der 7. Mai 2001. Ein kalter, nebliger Morgen. Die neunjährige Peggy Knobloch zog sich ihre dunkle Jacke an. „TSV Lichtenberg“ stand auf dem Rücken. Dann kam der pink gemusterte Schulranzen drüber und Peggy ging los – und ihre alleinerziehende Mutter Susanne (damals 28) sollte sich noch ihr Leben lang an die letzten Worte ihrer Tochter erinnern: „Ich hab dich lieb, Mama.“

Als Altenpflegerin Susanne Knobloch gegen 20 Uhr von der Arbeit nach Hause kam, war Peggy nicht da. Keine Jacke, kein Schulranzen. Sie ging zu den Nachbarn, wo ihre Tochter, ein Schlüsselkind, oft war. Nichts. Sie rief den Lehrer an und dann die Polizei. Der Beginn eines Martyriums mit einem Mord, einem Verdächtigen und einem falschen Geständnis.

Peggy stieg in einen roten Mercedes ein

Kurz nach Peggys Verschwinden stellte sich heraus: Nach dem Schulschluss um 12.50 Uhr begleitete sie noch eine Freundin auf dem Heimweg. Um 13.20 Uhr wurde sie am Henry-Marteau-Platz in der Mitte des oberfränkischen 1200-Seelen-Ortes Lichtenberg gesehen. Zwei Jungen erklärten, dass Peggy in einen roten Mercedes mit tschechischem Kennzeichen gestiegen sei.

Andere Zeugen berichteten wiederum: Peggy habe am 7. Mai noch vor ihrer Haustür gestanden. Und dann ist irgendetwas passiert. Etwas Grausames. Bald kannte das ganze Land Peggys zartes Mädchengesicht mit den leuchtend blauen Augen und dem blonden Haar, überall sah man ihr Foto. Fieberhaft suchte man nach dem Kind. Zwei Hundertschaften machten sich mit Spürhunden auf, 16 Taucher überprüften einen See. Man ermittelte in Tschechien und bis in die Türkei, wo man das Mädchen gesehen haben wollte. Aber all diese Spuren führten ausschließlich ins Leere.

Ulvi K.: „Sie bewegte sich nicht mehr“

Doch dann glauben die Ermittler, den Täter endlich gefunden zu haben: den damals 23 Jahre alten geistig behinderten Gastwirtssohn Ulvi K., der im September 2001 in eine psychiatrische Klinik in Bayreuth eingewiesen wurde. Nach etlichen Verhören gestand er – auf dem geistigen Niveau eines Achtjährigen – endlich: Er habe Peggy am 3. Mai 2001 vergewaltigt, sich am 7. Mai bei ihr entschuldigen wollen. Doch sie lief vor ihm weg, dann habe er sie an der Burgruine eingeholt, habe ihr Mund und Nase zugehalten, bis sie erstickt sei. „Sie bewegte sich nicht mehr.“

Doch irgendetwas konnte bei seinem Geständnis nicht stimmen: Zur angeblichen Tatzeit hat er nach Aussagen eines Zeugen in dessen Hof Holz gehackt. Auch andere Details passten nicht. Ulvi K. widerrief sein Geständnis. 2004 wurde er dennoch vom Landgericht Hof wegen Mordes zu „Lebenslang“ verurteilt. Eine ganze Nation atmete auf.

Bis zum September 2010: Da widerrief auch der Hauptbelastungszeuge seine Aussage. Ein Mitpatient von Ulvi K. in Bayreuth hatte behauptet, er habe ihm den Mord gestanden. Nun sagte er: Die Polizei habe ihn zu der Aussage gedrängt und ihm seine Entlassung versprochen.

Im Jahr 2014 erreichten Ulvi K.s Betreuerin und sein Anwalt eine spektakuläre Wiederaufnahme des Falles. Wie sich herausstellte, war Ulvi K. mindestens elfmal ohne Verteidiger in die Mangel genommen worden. Der Vorwurf: Die vernehmenden Beamten hätten ihm das Geständnis eingeredet. Sie hätten damit gedroht, sonst nicht mehr „sein Freund“ zu sein. Eine spätere Rekonstruktion ergab: Ulvi K. hätte für die gesamte Tat und die Beseitigung der Leiche nur etwa 20 Minuten gehabt – das war einfach nicht möglich. 2014 wurde er freigesprochen.

Die „Akte Peggy“ wurde im Jahr 2020 offiziell geschlossen

Im Juli 2016 fiel einem Pilzsammler 15 Kilometer entfernt bei Rodacherbrunn eine Mulde im Wald auf. Er fand einen Schädel und Knochen – und eine Armbanduhr im Gebüsch. Drei Tage später zeigte die DNA-Analyse: Es waren die sterblichen Überreste von Peggy.

Über die Jahre gab es immer wieder Männer, mindestens fünf, die in Verdacht gerieten, die Neunjährige getötet zu haben. Nachbarn, die wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden waren, wurden ebenso verhört wie der Lebensgefährte von Peggys Mutter. Doch auch diese Hinweise führten ins Nichts. Nach rund 6400 Spuren, 250 Gutachten und 3600 Vernehmungen wurde die „Akte Peggy“ im Jahr 2020 offiziell geschlossen. Der Mörder ist immer noch frei.

Im Video: Wann gilt jemand bei der Polizei als vermisst?

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Artikelbild & Social Media: JENS-ULRICH KOCH / Getty Images

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