Kurt-Werner Wichmann: Wahre Morde! So suchte sich der Friedhofsgärtner neue Opfer
Der Göhrde-Mörder Kurt-Werner Wichmann sorgte für Schrecken und Entsetzen...
Geh bloß nicht in den Totenwald! Einst lockten herrliche Ruhe und duftende Waldluft viele Erholung suchende Ausflügler in den Staatsforst Göhrde, nahe der Elbe in Niedersachsen. Ab Sommer 1989 traute sich fast niemand mehr dorthin. Ein brutaler Serienmörder suchte sich immer wieder neue Opfer und verbreitete Schrecken und Entsetzen. Alle nannten das Gebiet nur noch den „Totenwald“.
Und als die 41-jährige Birgit Meier im August 1989 nahe Lüneburg spurlos verschwand, hatte die dortige Polizei anderes zu tun, als intensiv nach einer vermissten Mutter und Ehefrau zu suchen. Die Beamten fahndeten schließlich auf Hochtouren nach dem Göhrde-Mörder.
Verbrechen, die die Welt erschütterten...
Gerade erst waren die Leichen des seit Wochen verschwundenen Ehepaares Ursula († 45) und Peter Reinold († 51) im Wald von Beerensammlern entdeckt worden. Erschossen. Während am 12. Juli, einem warmen Sommertag, Kriminalisten am Fundort Spuren sicherten, ging gar nicht weit entfernt ein anderes Paar spazieren. Ingrid Warmbier (45) aus Uelzen und Bernd-Michael Köpping (43) aus Hemmingen wurden an diesem Tag ebenfalls von dem Mörder überfallen und eiskalt erschossen. Der Wald schluckte den Schall. Und die nur 800 Meter entfernt arbeitenden Ermittler bekamen von den Schüssen nichts mit. Die Leichen wurden zwei Wochen später entdeckt.
Zeitweise war die Mordkommission auf bis zu 50 Leute angewachsen. Aber kein eindeutiger Hinweis führte sie auf die Spur des Göhrde-Mörders. Auf die Idee, dass zwischen den vier Opfern und der verschwundenen Unternehmergattin eine Verbindung bestand, kam keiner.
Außer Wolfgang Sielaff (heute 80), Bruder von Birgit Meier und Leiter des Landeskriminalamtes in Hamburg. Ihm ließ ihr Verschwinden keine Ruhe. Zuletzt war er Vize-Polizeipräsident, ging 2002 in Pension. Doch von einem Ruhestand war keine Rede.
„Wir als Familie konnten uns nicht mit dem offenkundigen Verbrechen auseinandersetzen und es verarbeiten“, erklärte er. Also begann er, auf eigene Faust nachzuforschen. Alte Kollegen halfen ihm dabei. Sie entdeckten, dass die polizeilichen Ermittlungen vor Nachlässigkeit nur so strotzten. Parallelen zwischen den Doppelmorden und der vermissten Frau waren ignoriert worden. „Ein gespenstischer Moment“, sagt Sielaff.
20 Frauen waren getötet worden, 15 weitere waren spurlos verschwunden
Auf seine jahrelangen intensiven Nachforschungen hin fand die Polizei im Jahr 2017 menschliche Knochen unter dem Betonboden der Garage eines Hauses in Lüneburg. Wolfgang Sielaff wusste, was die Rechtsmediziner feststellen würden: Es waren die Überreste seiner Schwester. Sie war erschossen worden, wie auch die Liebespaare in der Göhrde.
Das Haus hatte Jahre zuvor dem Friedhofsgärtner Kurt-Werner Wichmann († 43) gehört. Mit 14 kam er in den Jugendarrest, weil er eine Frau erwürgen wollte. Mit 21 vergewaltigte er eine Anhalterin und bekam dafür fünfeinhalb Jahre Haft.
Nicht nur der Mord an Birgit Meier wird ihm zugeschrieben. In den Fahrzeugen der Opfer des Göhrde-Mörders war 1989 genetisches Material sichergestellt worden. 28 Jahre nach den Taten konnte es zweifelsfrei dem Gärtner zugeordnet werden. Dabei hatten die Ermittler Wichmann früher bereits in Verdacht gehabt. Beamte hatten sein Haus durchsucht und Waffen, Folterwerkzeuge sowie Zeitungsausschnitte über die Toten aus der Göhrde gefunden. Er wurde wegen Mordverdachts festgenommen, konnte aber nie zur Rechenschaft gezogen werden, da er sich 1993 nach wenigen Tagen in der Haft das Leben nahm. Seit 1965 waren im Raum Lüneburg 20 Frauen zum Teil bestialisch getötet worden, 15 weitere waren spurlos verschwunden – bis zuletzt prüfte die Polizei seine Verbindung zu rund weiteren 230 Taten.
„Wenn ein schweres Verbrechen in eine Familie einschlägt, dann gerät das ganze Leben aus den Fugen“, sagt Wolfgang Sielaff, der seine Schwester Birgit nach 30 Jahren Ungewissheit endlich beerdigen konnte.
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Artikelbild & Social Media: IMAGO / Martin Wagner
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