Rührender Brief: Vater mit Asperger-Syndrom wurde mit Kind allein gelassen
Einen Monat nach der Geburt der gemeinsamen Tochter, verließ die Mutter, Hannah, ihren Mann mit Asperger-Syndrom - und ließ das Baby bei ihm.
Hannah brannte durch - mit seinem besten Freund. Der Mann mit Asperger-Syndrom musste sich nun entscheiden: Will er die gemeinsame Tochter Faith zur Adoption frei geben oder sie alleine großziehen - trotz seiner gesundheitlichen Beeinträchtigung.
Er leidet am Asperger-Syndrom, einer angeborenen Entwicklungsstörung, die dem Autismus ähnelt. Die Fähigkeit zu sozialen Interaktion, zur Kommunikation, ist bei Betroffenen stark eingeschränkt: Gestik und Mimik anderer Personen wahrzunehmen, fällt ihnen besonders schwer. Das Asperger-Syndrom gilt als unheilbare Krankheit.
Trotzdem entschied sich der Vater für seine kleine Tochter. In einem offenen Brief erzählt er von seiner Situation:
"Ich habe mein ganzes Leben mit meinen Emotionen gerungen. Freundschaften, die Mimik und Gestik der Menschen: Wie die meisten Asperger-Patienten, sehe ich, dass die Menschen damit etwas ausdrücken wollen - es fällt mir nur schwer, sie richtig zu deuten.
Meine Tochter Faith hat mein Leben verändert. Sie war die erste Person, die mir zeigte, was es heißt zu lieben.
Ich kann mich an die Schwangerschaft meiner Ex erinnern. Für mich war es nur eine Beule auf dem Körper meiner Freundin - nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht hört sich das "kalt" an. Aber ich habe es einfach nicht anders gesehen. Wie man so schön sagt: "Macht ein Baum, der im Wald umfällt, ein Geräusch - auch wenn niemand da ist, der es hören könnte?" So wie keiner das Geräusch hört, konnte ich das Baby in diesem Bauch nicht sehen. Um ehrlich zu sein, machte ich mir mehr Sorgen darum, wie sich mein routiniertes Leben mit dem Baby verändern würde, als mir darum Gedanken zu machen, wie es sein wird, wenn das Kind Teil meines Lebens wird.
Dann fing das Baby-Shopping an. Die Kleidung für diese "Beule". Das Kinderbett für die Beule. Manchmal starrte ich den Bauch von Hannah einfach nur an und versuchte mir vorzustellen, dass darin ein Baby heran wächst. Ich habe es einfach nicht geschafft.
Dann kam der Tag, an dem die Wehen kamen. Wir nahmen die Babytasche und fuhren ins Krankenhaus. Jetzt wurde mir langsam klar: Das Baby kommt. Ich werde ein Papa sein...ich...ein Vater!
14 Stunden lang hat meine Ex geschrien. Diese grellen Krankenhauslampen, die Gespräche der Krankenschwestern, von denen ich nicht wusste, was sie da sprachen. Es war wie chinesisch für mich. Diese typische Krankenhaus-Geruch...meine Ex lag in Schmerzen, ich war gestresst. Es gab nichts, kein Detail, was mir nicht aufgefallen wäre. Meine Sinne waren kurz davor zu explodieren...und dann: Ruhe. Pure Ruhe.
Die Krankenschwester deckte unter der blutverschmierten Decke dieses Baby auf...nichts anderes existierte für mich in diesem Moment. Es kam mir vor wie in Zeitlupe...dieses wunderschöne Baby, was das Licht der Welt erblickte. Als ich sie im Arm hielt, fiel jedes negative Gefühl von mir ab. Einen Moment lang machte mein Hirn eine Pause. Ich konnte nicht aufhören, sie anzustarren. Sie war die meine! Ich habe sie gemacht! Von diesem Moment an war ich schlagartig aufgefüllt mit Spannung...Liebe! Hoffnung! Ich war ein Papa! Ich war der stolzeste Mensch auf der Welt!
Kurze Zeit später, etwa ein Monat nach der Geburt, fand ich heraus, dass Hannah mich für meinen besten Freund verlässt. Mich UND Faith verlässt. Es war hart. Was sollte ich tun? Meine kleine Prinzessin, Faith, alleine mit diesem Idioten - mir -? Ich hasste wer ich war und was ich hatte. Meine Eltern rieten mir dazu, Faith zur Adoption frei zu geben - und das war noch das netteste, was sie gesagt haben.
Als ich mit Faith im Arm auf dem Sofa lag, sie mir in die Augen sah und nach meinem kleinen Finger griff, sagte ich zu ihr: "Ich werde dich niemals gehen lassen."
Am nächsten Tag kündigte ich meine zwei Jobs, beantragte Zusatzleistungen. Ich würde es durchziehen! Faith und ich gegen den Rest der Welt! Wir begannen zu kämpfen. Es war hart. Es war vermutlich das härteste, was ich jemals erlebt habe und noch erleben werde.
Ihr Geschrei war unerträglich. Meine sensorischen Fähigkeiten kamen an ihre Grenzen. Meine Depression wurde schlimmer. Ich konnte nicht schlafen, nicht essen. Meine einzige Aufgabe war es, nach dem Baby zu sehen. Sie war von mir abhängig. Ihr Leben hing von mir ab.
Es gab Zeiten, in denen ich schrie, nachdem ich Faith ins Bett brachte. Ich schaute mich im Bad im Spiegel an und fing an zu weinen. Ich legte mich angezogen in die Badewanne und weinte mich in den Schlaf.
Menschen mit Asperger-Syndrom brauchen Auszeiten. Ich hatte keine. Ich hatte keine Unterstützung. Keinen Zufluchtsort. Allein Faith war mein Job, meine Aufgabe. Sie war da, wenn ich schlafen ging, sie war da, als ich aufwachte. Es fiel mir sogar schwer, auf Toilette zu gehen. Das einzige, was mich rettete, war Logik. Menschen mit Asperger haben häufig ein gut ausgeprägtes logisches Denken.
Also begann ich, Routinen zu entwickeln. Babys lieben Routinen! Abendessen, Baden, Schlafen - alles war geplant, alles war durchgetaktet. Eine Gute-Nacht-Geschichte, ein "Schlaf gut", ein Gute-Nacht-Kuss.
Von Tag zu Tag wurde es einfacher. Ich begann, Kontrolle zu übernehmen. Die Ängstlichkeit vom Anfang verschwand. Stattdessen wurde Faith zu meiner besten Freundin. Sie wurde "Papas kleines Mädchen". Sie wird immer meine Prinzessin bleiben.
Ich lernte, wie man ihre Haare kämt, ihr Frisuren macht, sie hübsch anzieht. jetzt gehen wir immer zusammen shoppen, sie redet mit mir über ihre Ängste, was sie mag und was nicht. Wir veranstalten sogar gemeinsame Fernsehabende.
Vielleicht werde ich nie ein perfekter Vater sein. Aber ich tue mein Bestes. Ich liebe Faith wahrhaftig mit jeder Faser meines Körpers. Und sie liebt mich. Faith brachte mir bei, was es heißt, bedingungslos zu lieben.
Dieses Mädchen wird sich für immer auf mich verlassen. Das ist eine lange Zeit.
Inzwischen habe ich meine Jobs wieder aufgenommen. Ich fing an, zur Uni zu gehen, während Faith in der Kita war.
Alles wurde besser."