Schwangerschaftsuntersuchungen: Welche sind wirklich sinnvoll?
Zusätzliche Untersuchungen während der Schwangerschaft: Viele Frauenärzte bieten diese an. Doch wie sinnvoll sind die kostenpflichtigen Tests? Ein Überblick.
Down Syndrom, Windpocken, Toxoplasmose: Viele Schwangere machen Extratests beim Frauenarzt, um das Risiko für bestimmte Erkrankungen zu minimieren. Doch müssen diese vielen Tests wirklich sein? Und wie viel Sicherheit bieten sie den schwangeren Patientinnen?
IGeL-Leistungen auf dem Prüfstand
Leistungen, die beim Frauenarzt extra gezahlt werden, heißen IGeL-Leistungen. IGeL steht für individuelle Gesundheitsleistungen. Diese medizinischen Untersuchungen müssen privat gezahlt werden. Doch sie sind nicht unumstritten. Der Medizinische Dienst des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen (MGS) bewertet viele dieser kostenpflichtigen Tests als negativ auf seinem IGeL-Monitor.
Wichtige Untersuchungen deckt die Grundversorgung ab
Wer schwanger ist, erhält in Deutschland bereits eine sehr gute Grundversorgung, was medizinische Untersuchungen betrifft. Einige von ihnen sind von einer früher mal freiwilligen Leistung bereits zu Pflichtleistungen geworden. Das betrifft zum Beispiel den Diabetes Test. Treten bei einer Schwangerschaft ungewöhnliche Werte oder Symptome auf, werden ohnehin viele Tests zusätzlich gemacht, die nicht kostenpflichtig sind.
Diese IGeL-Leistungen werden während der Schwangerschaft angeboten
Erst-Trimester-Screening
Worum geht's? Mit dieser Untersuchung sollen Chromosomenstörungen aufgespürt werden. Trisomie 21, 18 und 13 sollen dadurch auffallen. Auch andere Fehlbildungen können damit diagnostiziert werden. Welche Untersuchungen tatsächlich enthalten sind, ist nicht genau definiert. Einige Ärzte messen auch nur die Nackentransparenz (wird fälschlicherweise oft als Nackenfaltenmessung bezeichnet).
Kosten: Handelt es sich nur um einen Nackentransparenz-Untersuchung, kostet sie rund 30 Euro. Umfangreichere Tests variieren zwischen 150 bis 250 Euro.
Bewertung: Mit der Nackentransparenz-Untersuchung können etwa 70 bis 80 Prozent der Trisomie-21-Fälle, dem Down Syndrom, bereits in der frühen Schwangerschaft entdeckt werden. Kommen noch weitere Blutuntersuchungen der Schwangeren hinzu, steigt die Wahrscheinlichkeit, eine genauere Diagnose zu stellen.
Fällt das Ergebnis bei der Nackentransparenz-Untersuchung positiv aus, muss die Schwangere sich entscheiden, ob sie eine Fruchtwasserpunktion machen möchte. Bei dieser liegt das Risiko für eine Fehlgeburt allerdings zwischen 0,5 und 2 Prozent.
Zusätzlicher Diabetes-Test
Worum geht's? Laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sind rund 24.000 Schwangere von einem Schwangerschaftsdiabetes betroffen. Experten vermuten eine weitaus höhere Zahl, die nicht erkannt wird. Ein Test mit 50 Gramm Glukose wird bereits von den Kassen bezahlt. Sie ist allerdings eine freiwillige Untersuchung, die oft nicht in Anspruch genommen wird. Ärzte bieten zusätzlich einen etwas ausführlicheren Test mit 75 Gramm Glukose an.
Kosten: Der Test kostet etwa 20 Euro.
Bewertung: Der von den Kassen erstattete 50-Gramm-Glukose-Test gilt als ausreichend, um einen Schwangerschaftsdiabetes zu erkennen.
Toxoplasmose-Test
Worum geht's? Toxoplasmen sind Keime, die Erwachsenen normalerweise nichts anhaben können. Bei einem Fötus allerdings können diese Keime zu schweren Schädigungen führen. Schwangere können sich schützen, wenn sie beim Kontakt mit Katzen auf die Hygiene achten und nur durchgegartes Fleisch verzehren.
Kosten: zwischen 14 und 16 Euro.
Bewertung: Bei konkretem Verdacht auf Toxoplasmose ist diese Untersuchung eine Kassenleistung. Insgesamt wird dieser Test eher negativ bewertet, da die Studienlage noch nicht abschließend geklärt ist.
Nachweis auf B-Streptokokken
Worum geht's? B-Streptokokken spüren Frauen nicht, wenn sie sich damit anstecken. Wird das Kind während einer Schwangerschaft damit infiziert, steigt das Risiko für einen Lungen- oder Hirnhautentzündung beim Baby.
Kosten: 10 bis 23 Euro für den Abstrich.
Bewertung: Viele Kliniken empfehlen diese Untersuchungen. Frauen, die ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten haben, erhalten Sie bereits als Regelleistung.
Zytomegalie-Infektionstest
Worum geht's? Zytomegalieviren (MV) gehören zu den Herpes Viren. Viele Erwachsene sind bereits immun, da sie sich schon einmal angesteckt hatten. Problematisch wird nur eine neue Infektion während der Schwangerschaft.
Kosten: 10 bis 15 Euro.
Bewertung: Eher nicht empfehlenswert. Der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen (GBA) spricht sich nicht für ein interantionales Screening aus. Problematisch: Eine Therapie ist während der Schwangerschaft nicht möglich. Dadurch erhöht sich nur die Unsicherheit bei der Schwangeren.
Röteln
Worum geht's? Erkranken Schwangere an dem Röteln-Virus, kann sich das gefährlich auf das Kind auswirken. Schädigungen von Herz, Leber oder tödliche Verläufe beim Fötus sind möglich. Ein Bluttest kann während der Schwangerschaft ermitteln, ob die Mutter erkrankt ist. In Deutschland fehlt etwa acht Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter dieser Schutz. Ärzte raten daher vor einer geplanten Schwangerschaft zu einer Impfung.
Kosten: zwischen 15 bis 30 Euro.
Bewertung: Diese Untersuchung ist eher nicht empfehlenswert. Denn es gibt keine Therapie dagegen. Schwangere Kindergärtnerinnen oder Krankenschwestern, die speziell mit Kindern zu tun haben, sollten während der Schwangerschaft daher möglichst nicht arbeiten.
Windpocken
Worum geht's? Mit einer Blutuntersuchung wird nach Windpocken-Antikörpern gefahndet. Die Viren können in der Frühschwangerschaft zu seltenen Fehlbildungen oder zu einer Fehlgeburt führen. Eine Infektion des Kindes um den Geburtstermin herum, kann ebenfalls tödlich verlaufen.
Kosten: zwischen 15 bis 30 Euro.
Bewertung: Hatte die Schwangere als Kind schon einmal die Windpocken, ist der Test überflüssig. Schwangere, die als Kind nicht geimpft wurden oder keine Infektion durchlebt haben, sollten nach dem Kontakt mit einem infizierten Kind untersucht werden, rät das Robert-Koch-Institut.
Zusätzliche Ultraschallbilder und 3D-Ultraschall
Worum geht's? Von den Kassen werden drei Ultraschallbilder bezahlt. Doch manche Eltern sind so neugierig, dass sie gerne weitere Einsichten bekommen. Besonders beliebt sind die neuen 3D-Untersuchungen, auf denen man schon deutliche Gesichtszüge erkennen kann.
Kosten: Eine normale Ultraschalluntersuchung gibt es ab circa 35 Euro. 3D-Untersuchungen können bis zu 200 Euro kosten.
Bewertung: Der Medizinische Dienst des Bundes der Krankenkassen (MDS) rät zwar von der Untersuchung nicht ab, da sie unschädlich ist, aber er hält diese 3-D Untersuchungen für überflüssig. Drei konventionelle Ultraschalluntersuchungen, die auch von den Kassen bezahlt werden, seien vollkommen ausreichend.
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Entspannt durch die Schwangerschaft: Wie das geht, zeigt dieses Video.
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