Das Wunder der Berührung

Tellington Touch: Entspannungstechniken für zu Hause

Tellington Touch ist eine Entspannungstechnik, die in Form einer Massage angewendet wird. Mit ihr kann man sich selbst, dem Partner oder den Kindern einfach mal etwas Gutes tun. Du hast noch nie davon gehört? Bei uns erfährst du alles zu der Entspannungstechnik.

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Es gibt Tage da plagen einen Kopfschmerzen, Verspannungen oder Krämpfe. Um solche Beschwerden los zu werden und sich einfach zu entspannen, kannst du Tellington Touch anwenden.

Was ist Tellington Touch?

Tellington Touch, oder kurz auch TTouch, wurde ursprünglich für Pferde entwickelt. Es sollte das schwierige Verhalten der Tiere, sowie die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter verbessern. Und das tut es auch heute noch. TTouch wird heute sowohl bei verschiedenen Tieren, wie auch beim Menschen angewendet. Das Geheimnis der Entspannungstechnik besteht in der Berührung und den damit verbundenen Kreisen.

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Wie ist Tellington Touch entstanden?

Die Weiterentwicklung von Tellington Touch für Pferde bis zum Menschen verdanken wir nicht nur der Namensgeberin Linda Tellington-Jones, sondern auch ein bisschen dem Zufall. Schon früh teilte die gebürtige Kanadierin ihr Wissen über Pferde mit ihrer Umwelt. Sie gab Kurse und unterrichtete alle, die etwas über die TTouch-Methode für Pferde lernen wollten. Damit ihre Schüler die Techniken lernten und ein Gefühl für die Berührungen, sowie die richtige Druckintensität bekamen, machte Linda Tellington-Jones sie an Freiwilligen vor. Auch geübt wurde an einem menschlichen Partner. Immer wieder bekam sie positive Rückmeldungen ihrer Schüler über die Wirkung der Übungen. Die Leute waren entspannter, teils verschwanden sogar chronische Schmerzen. Schließlich begann Linda Tellington-Jones die Techniken an sich selbst auszuprobieren. Mit ihrer Schwester Robyn Hood adaptierte sie die bestehenden Techniken für Menschen und entwickelte neue TTouches.

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Was passiert bei den einzelnen TTouches?

Die einzelnen TTouches (so werden die die einzelnen Techniken bezeichnet) bestehen in der Regel aus kreisförmigen Bewegungen. Als eine ältere Dame Linda Tellington-Jones einmal fragte, was diese denn genau bewirken, antworte sie: „Sie lösen auf der Ebene der Zelle die Angst.“ („TTouch for You!“, S. 26) Diese Antwort beschreibt das komplette Prinzip der TTouches. Unsere Zellen verfügen über eine Art Gedächtnis, in dem sie erlittene Traumata abspeichern. Unsere Reaktionen wiederum beruhen auf diesen Erfahrungen. Die TTouches sollen dieses Gedächtnis positiv beeinflussen und die Angst aus den Zellen lösen. Neurobiologen haben die Beziehung zwischen unseren Emotionen und Zellen bereits bewiesen. Dr. Candance Perts schrieb in „Moleküle der Gefühle – Körper, Geist und Emotionen“ über dieses Phänomen.

Grundform des TTouch

Es gibt insgesamt 18 verschiedene TTouches. Diese setzen sich aus zahlreichen Handstellungen und –bewegungen zusammen. Sie werden entweder in die Kategorie „Kreise“ oder „Heber und Streicher“ eingeordnet. Zudem kann jeder TTouch in verschiedenen Fingerdruckstärken ausgeführt werden. Bei der Unterscheidung hilft eine Skala von eins bis zehn. Alle tragen Tiernamen, da die TTouches in ihren Bewegungen an ihre jeweiligen Namensgeber erinnern.

Ein Kreis besteht aus 1 ¼-Drehung. Zur Orientierung am Körper dient dabei dir Uhr. Es wird in Richtung des Uhrzeigersinns, aber von sechs Uhr an gedreht. Für einen Kreis sollte man sich ein bis drei Sekunden Zeit nehmen, wobei die Geschwindigkeit und der Druck konstant bleiben sollten.

Beim TTouch arbeiten stets beide Hände. Eine führt die Massage durch, während die andere, in der Regel, stützend agiert. Je nach TTouch berühren nur die Fingerkuppen die zu massierende Körperstelle bis hin zur gesamten Handfläche. Bei der Grundform liegen nur die Fingerkuppen auf. Die Finger sind dabei leicht gerundet und locker. Die einzelnen Finger bleiben zusammen, lediglich der Daumen wird etwa fünf Zentimeter entfernt platziert und dient als Ankerpunkt für die Kreise (es wird nicht um den Daumen gedreht!). Nach dem ein Kreis gemacht wurde, wandert der Daumen auf einer geraden Linie ca. einen Zentimeter weiter zur nächsten Stelle. Der nächste Kreis wird gemacht.

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5 TTouch-Übungen für zu Hause

Alle TTouches können jederzeit zu Hause angewandt werden. Egal ob den Kindern, dem Mann, dem ungeborenen Kind oder sich selbst etwas Gutes getan werden möchte. Im Folgenden stellen wir fünf der 18 TTouches vor. Welche Handpunkte bei der Massage aufgelegt werden, ist in der jeweiligen Zeichnung schraffiert.

Schimpansen-TTouch

Der Schimpansen TTouch ist eine Abwandlung der Grundform und kann an großen Körperstellen, wie der Brust, angewendet werden.

Die Handhaltung bei diesem TTouch ähnelt der natürlichen Handformung von Schimpansen. Der Schimpansen-TTouch eignet sich besonders für Menschen die noch Probleme haben runde TTouch-Kreise zu machen, aber auf für diejenigen mit recht unbeweglichen Händen oder Fingern. So gelingen jedem angenehme Kreisbewegungen.

So funktioniert´s: Halte die Finger angewinkelt, sodass sie zur Handfläche zeigen. Die Haut wird lediglich mit dem mittleren Teil der Finger bewegt. Auch hier dient der Daumen erneut als Anker.

Tellington Touch: Schimpansen TTouch.
Der Schimpansen TTouch (Hand oben) und Baby Schimpansen TTouch (Hand unten). Foto: Wunderweib

Regenwurm-TTouch

Der Regenwurm TTouch verdankt seinen Namen der Fortbewegungsmethode des Wurms. Das Auseinander- und Zusammenschieben der Haut dient dazu Verspannungen und Schmerzen im Nacken-, Schulterbereich und den Armen zu lösen.

So funktioniert´s: Beim Regenwurm-TTouch ist es wichtig vor Beginn eine Position einzunehmen, bei der sich nicht auf der zu massierenden Person abstützen muss. Denn die Berührung soll ganz sanft und mit wenig Druck vonstattengehen. Beide Hände werden gleichzeitig genutzt, wobei dieses Mal beide einen aktiven Part übernehmen. Die Hände werden zu beiden Seiten des Nackens gelegt und schieben die Haut von den Schultern in Richtung Nacken. Nach einer kurzen Pause wird die Haut zurück in die Ausgangsposition geschoben und mit einer leichten Drehung nach außen abgeschlossen. Im zweiten Schritt wird die Bewegung wiederholt, dieses Mal allerdings vom Oberarm hinauf zum Nacken.

Tellington Touch: Regenwurm.
Der Regenwurm TTouch beginnt im Nacken. Foto: Wunderweib

Python-TTouch

Die Grundlage des Python-TTouch ist eine hebende Bewegung. Dieser TTouch eignet sich zum Lösen von Muskelverspannungen und Krämpfen. Zudem kann man mit dieser Technik Entspannung und eine tiefe Atmung fördern. Der Python-TTouch lässt sich besonders gut an Beinen, Armen, Rücken und Schultern anwenden.

So funktioniert´s: Wie beim Regenwurm-TTouch arbeiten auch hier beide Hände aktiv und gleichzeitig. Dazu umschließen die Hände beispielsweise den Arm und schieben die Haut vorsichtig nach oben. Dort wird die Haut wenige Sekunden gehalten, dies soll einem leichtem (!) Stretching-Effekt nahe kommen, bevor die Haut wieder langsam hinuntergleitet. Weder die Berührungs- noch die Druckintensität wird während der einzelnen Python-TTouch-Abschnitte verändert.

Geschwindigkeit: Sie ist in diesem Fall von der Intention abhängig. Soll sich eine Person tief entspannen, sollte ein langsames Tempo gewählt werden. Sollen jedoch die Muskeln gelockert werden, z.B. nach dem Sport, sollten mit Hebern von zwei Sekunden gearbeitet werden.

Tellington Touch: Python.
Der Python TTouch wird hier an der Schulter angewendet. Foto: Wunderweib

Tarantel-TTouch

Der Tarantel-TTouch aktiviert sensorische Impulse und stimuliert den Kreislauf. Bei einer langsamen Durchführung dient die Übung der Entspannung, wohingegen ein schnelleres Tempo so stimulierend wirkt, dass die behandelte Person hellwach wird.  Führt man den Tarantel TTouch am Nacken durch, hilft er gegen Kopfschmerzen.

So funktioniert´s:  Die beiden Hände werden nebeneinander positioniert, wobei Zeigefinger und Daumen ein geöffnetes Dreieck bilden. Die Daumen agieren hier erneut als Anke, sie berühren sich nur ganz leicht. Die Finger zeigen nach vorne und sind leicht gespreizt. Zeige- und Mittelfinger rollen die Haut zwischen den Fingern und den Daumen sanft hin und her. Dafür bewegen sich die Zeigefinger ca. zwei Zentimeter nach vorne und werden dort abgesetzt. Dann gehen beide Mittelfinger gleichzeitig nach vorne und überholen den jeweiligen Zeigefinger. Dann werden sie aufgesetzt und die Zeigefinger folgen auf der Haut. An einigen Stellen kann die Haut nicht „gerollt“ werden. In dem Fall schieben die Finger über die Haut.

Tellington Touch: Tarantel.
Der Tarantel TTouch hilft im Nacken angewendet gegen Kopfschmerzen. Foto: Wunderweib

Bär-TTouch

Wenn in tiefe Muskelschichten eingedrungen werden möchte, ist der Bär TTouch ideal. Dieser TTouch eignet sich für Menschen, die gerne kräftige Massagen bekommen. Andererseits hilft er auch bei Menstruationsbeschwerden. Wichtig: Kurze Fingernägel sind beim Bär TTouch eine Voraussetzung, sonst könnte es unschöne Kratzer geben.

So funktioniert´s: Hier ist nur eine Hand aktiv, die Zweite übernimmt, wie bei der Grundform, eine stützende Rolle. Beim aktiven Part wird das Handgelenk in eine 90 °-Stellung gebracht, damit die Finger die Möglichkeit haben möglichst tief die Muskelschichten einzudringen. Die Kreise werden wie bei der Grundform durchgeführt.

Tellington Touch: Bär.
Der Bär TTouch ähnelt dem Python TTouch, deshalb muss hier genau auf die Handhaltung geachtet werden. Foto: Wunderweib

"TTouch for You!" - Das Buch

Linda Tellington-Jones schrieb bereits einige Bücher über ihre TTouch-Methode. Allerdings richteten sich all diese Bücher an Personen, die diese Technik an ihren Tieren anwenden möchten. Mit „TTouch for You!“ (KOSMOS Verlag) richten sie und ihre Co-Autorin Sybil Taylor, sich erstmals an alle die TTouches zu Hause an sich und ihrer Familie ausprobieren möchten.

Von Lisa Philomena Strietzel