Unterstützt deine Daunenjacke Tierquälerei? Was du wissen musst
Zum Winter sind Daunenjacken beliebt. Beim Kauf muss man jedoch vorsichtig sein – sonst unterstützt man Tierquälerei. Die Qualen des Lebendrupfens und worauf du bei Daunenjacken achten solltest.
Kuschelig warm soll sie sein, die Winterjacke, vor Wind und Regen schützen und dabei bestenfalls nicht viel wiegen. Was eignet sich da am besten? Eine schöne Daunenjacke. Die gilt noch immer als qualitativ hochwertiges Produkt. Das ist sie auch. Schließlich imitiert sie den Temperaturausgleich der Natur – die Füllung von Daunenjacken dient normalerweise Tieren zum Schutz. Dafür haben Vögel Federn, Tiere Fell. Und der Mensch?
Der Mensch schmückt sich mit fremden Federn. Während Gänse frieren.
In der EU ist das lebendige Rupfen von Vögeln mittlerweile verboten. Weltweit ist derzeit China einer der größten Daunenproduzenten. Doch auch in Europa wurde ein Schlupfloch entdeckt: Das sogenannte Lebendraufen ist erlaubt. Es bezeichnet eine mildere Form des Rupfens. Ebenfalls dürfen Vögel weiterhin in der Mauser-Zeit, in der sie ihre Federn auf natürliche Weise verlieren, gerupft werden - diese Zeit ist jedoch in Massenbetrieben nahezu unmöglich abzupassen und aufzudecken.
Recherchen auf Gänsefarmen vor allem in Osteuropa deckten das Leid auf, das hunderttausende Vögel für weiche Daunenkissen oder Jacken noch immer durchleben müssen. Nach Informationen der Tierschutzorganisation peta werden Enten und Gänse in Ungarn, Polen und Deutschland weiterhin lebend gerupft – trotz EU-Vorschrift. Warum?
Ein ursprünglicher Vorteil der Lebewesen wird ihnen zum Verhängnis: Ihre Federn wachsen nach. Farmer können an einer Gans somit deutlich mehr verdienen, wenn diese öfter – sprich lebend – gerupft wird, als lediglich nach der Schlachtung.
Lebendrupf oder Lebendraufen - wie Gänse leiden
Das Rupfen geschieht meist von Hand. Arbeiter packen die Gänse am Hals, machen sie damit wehrlos und rupfen ihnen daraufhin die Federn aus. Es handelt sich um eine Fließbandproduktion – mit lebenden Tieren, die dementsprechend Widerstand leisten. Dafür haben Arbeiter keine Zeit. In fünf Stunden werden bis zu 3.000 Tiere gerupft. Der Zeitdruck zieht offene Wunden und gebrochene Flügel mit sich.
Zurück bleiben gerupfte Gänse mit wunder Haut und Verletzungen. Deren Versorgung bleibt entweder gänzlich aus oder Wunden werden ohne Betäubung mit Nadel und Faden grob geflickt. Die Vögel sind erst wieder von Interesse, wenn ihre Federn nachgewachsen sind. Dann wartet die nächste Rupf-Prozedur auf sie, welche sie im Laufe ihres Lebens etwa viermal durchleben. Bis dahin werden sie für den doppelten Profit gemästet - so dass das Fleisch der Tiere bei der letztendlichen Schlachtung ebenfalls gut verkauft werden kann.
Die Stopfleberproduktion ist bereits medienbekannt. In kleinen Käfigen werden die Vögel fixiert und ihnen über einen Schlauch gewaltsam fettige Nahrung direkt in den Magen gepumpt. Die Leber vergrößert sich dabei bis auf das Zehnfache - und gilt als Delikatesse. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Federn der Kopfkissen, auf denen wir schlafen, aus solchen Stopfleberproduktionen stammen. Oder die der Daunenjacke.
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Welche Daunenjacken kann ich kaufen, ohne die Tierquälerei zu unterstützen?
Mittlerweile gibt es bereits Daunen von Gänsen, die erst gerupft werden, wenn sie bereits tot sind. Die Schwierigkeit liegt jedoch darin, diesen zu erkennen – eine entsprechende Kennzeichnungspflicht gibt es im Textilbereich derzeit nicht.
Hersteller von Daunen ohne Lebendrupf verwenden jedoch die Label bestimmter Standards, die eine tierleidfreie Produktion gewähren.
Woran erkenne ich Daunenjacken ohne Lebendrupf?
Beim Kauf von Daunenjacken – oder auch anderen Daunenprodukten – solltest du daher immer auf Daunensiegel glaubwürdiger Standards achten. Dazu gehören laut Vier Pfoten:
- Responsible Down Standard (RDS),
- Traceable Down Standard (TDS),
- Downpass 2017
Sie garantieren zwar eine Produktion ohne Tierquälerei, heißt, ohne Lebendrupf und Stopfmast. Tierschutzorganisationen weisen jedoch auch darauf hin, wie leicht solche Siegel umgangen werden können. An den Federn selbst ist unmöglich zu erkennen, woher sie stammen, Kontrollen sind mangelhaft. Und selbst wenn der Händler weiß, dass es sich um Federn aus dem Totrupf handelt, weiß man nicht, was vor der Schlachtung mit dem Tier geschehen ist. Die Herstellungswege sind intransparent.
Wer auf der sicheren Seite sein möchte, kann auf Alternativen ausweichen. Die einfachste Lösung für die Daunen-Problematik sind synthetische oder natürliche Füllstoffe. Diese sind heutzutage nicht weniger wärmend – sondern sogar praktischer, da sie einfacher gepflegt werden können. Und so richtig genießen kann man die Wärme einer Daunenjacke schließlich auch nicht, wenn dafür einige Länder weiter Tiere leiden, oder?
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