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Trauben ohne Kerne: Das musst du vor dem Kauf darüber wissen

Kernlose Weintrauben schmecken vielen besser als Trauben mit Kernen. Was Verbraucher unbedingt wissen sollten.

Grüne Weintrauben in der Plastikverpackung
Foto: Mr_Mozymov/iStock
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Frei von nervigen Kernen schmecken dir Weintrauben gleich doppelt so gut? Damit bist du nicht alleine! Doch wieso haben einige Traubensorten eigentlich keine Kerne und sind Trauben ohne Kerne minderwertiger oder gar ungesund für uns? Im Artikel liest du alle Vor- und Nachteile der beliebten Snack-Frucht. Diese Fakten solltest du vor dem Kauf und Verzehr unbedingt kennen.

Kernlose Weintrauben: Wie geht das?

Zwar kommen kernlose Traubensorten durchaus in der Natur vor, jedoch braucht es das Zutun des Züchters, um diese Eigenschaft der "Kernlosigkeit" voranzutreiben.

Bekannte Beispiele für sehr alte, kernlose Rebsorten sind zum Beispiel die "Sultana" oder die "Korinthiaki", die wir als getrocknete "Sultaninen" oder "Korinthen" alias "Rosinen" aus dem Supermarkt kennen.

Sultaninen und Co. wurden lange als Dickmacher verschrien. Zu Unrecht! Welche positiven Effekte getrocknete Rosinen auf unsere Gesundheit haben, erfährst du im Video:

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Video: Glutamat

Kernlosigkeit bei Trauben ist also grundsätzlich auch ohne den Menschen möglich: In der Biologie wird dieses Phänomen der Fruchtentwicklung ohne vorherige Befruchtung, Parthenokarpie oder Jungfernfrüchtigkeit genannt. Einige Traubenstauden haben einen höheren Anteil solcher mutierten Früchte, was sich die Anbauer für die Züchtung gezielt zu Nutze machten.

Denn normalerweise vermehrt sich die Traube, indem sich die Kerne in der Frucht zu Samen entwickeln. Die reifen Früchte fallen auf den Boden, verrotten und eine neue Traubenstaude wächst. Der Vermehrungsprozess funktioniert bei der kernlosen Trauben-Variante natürlich anders.

Wie Ernst-Heinrich Rühl, Leiter des Instituts für Rebenzüchtung der Hochschule Geisenheim University gegenüber dem Magazin wissenschaft.de erklärt, werden bei der Züchtung der beliebten kernlosen Weintrauben, Ableger auf ein Ästchen der Staude gesetzt und mit Baumwachs verleimt. Dadurch können an den "normalen" Stauden auch Weinbeeren ohne Kerne wachsen.

Trauben ohne Kerne: Eigentlich "kernarm"?

Da sich neue Traubensorten nur durch das Kreuzen von Samen aus zwei verschiedenen Pflanzen züchten lassen, bedeutet das "Ableger-Verfahren" strenggenommen nicht, dass eine komplett neue Rebsorte gezüchtet wurde. Nichtsdestotrotz ist es möglich, auch kernlose Trauben zu züchten.

Eine Methode der Aufzucht erfolgt zum Beispiel in sogenannten Kernanlagen im Labor. Möglich ist diese Technik deshalb, weil die meisten Trauben, die als "kernlos" in den Obstregalen beworben werden, meistens doch rudimentäre Kerne haben. Diese sind so weich oder so klein, dass sie kaum zu schmecken sind. Biolog*innen sprechen dann von Scheinparthenokarpie.

Kernarme sowie kernlose Trauben sind aber von sich aus kleiner als ihre Verwandten mit Kernen. Was Züchter und Anbauer wiederum vor die Aufgabe stellt, Trauben ohne Kerne zu einer, für uns Verbraucher, ansprechenden Größe wachsen zu lassen.

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Pflanzenhormon sorgt für Wachstum der kernlosen Trauben

Neben dem Vermehren der Pflanze haben die Traubenkerne noch eine weitere wichtige Funktion: Sie enthalten natürliche Hormone, Gibberelline, die die Weinbeeren wachsen lassen. Fehlen die Kerne, sind die Weinbeeren klein oder es wird eben nachgeholfen.

Wie das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft erklärt, werden die Pflanzen zu diesem Zweck mit künstlich hergestellten Wachstumshormonen, Gibberellinen, besprüht. Gibberelline kommen eigentlich von Natur aus in Traubenkernen vor und sind, auch künstlich produziert, laut Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft "für die menschliche Gesundheit nicht gefährlich". Bemängelt wird in diversen Quellen, so zum Beispiel auch im Magazin AOL, dass es zu Langzeitfolgen, hinsichtlich der Gesundheit, keine Aussagen gibt.

Weitere Vorteile der Besprühung mit Gibberellinen ist, dass die Traubenstiele kräftiger wachsen, die Weinbeeren nicht zu dicht nebeneinander hängen und auf diese Weise weniger anfällig für Feuchtigkeit und Pilze sind.

Übrigens werden diverse Pflanzenschutzmittel beim Anbau, auch gegen Pilzkrankheiten, eingesetzt. Um das Gesundheitsrisiko für den Menschen niedrig zu halten, unterliegt der Höchstanteil Kontrollen. Hier kannst du die vom BLE veröffentlichten Untersuchungsergebnisse zu Pflanzenmittelrückständen in oder auf Lebensmitteln einsehen.

Wenn du auf künstliche Gibberelline beim Trauben-Essen verzichten möchtest, gibt es noch Sorten wie die "Centennial seedless" oder die "Venus". Diese Weintrauben-Sorten sind trotz des Verzichts auf die Besprühung mit Hormonen groß und kernlos.

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Trauben ohne Kerne: Besser oder schlechter?

Was fest steht ist, dass Traubenkerne gut für uns sind. Einer Studie zu Folge liegt das an den in den Kernen vorhandenen Inhaltsstoffen. Der darin enthaltene, sogenannte sekundäre Pflanzenstoff Oligomere Procyanidine (OPC) hat antioxidative, entzündungshemmende und gefäßschützdende Eigenschaften. Auch soll OPC den Blutdruck senken, gut für das Herz sein sowie die Gelenke schützen.

Außerdem enthalten Traubenkerne Resveratrol und den Wirkstoff Viniferin. Beide sollen antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften mit sich bringen, Resveratrol und Traubenkernextrakt sollen laut einer anderen Studie sogar vor Darmkrebs schützen.

Generell kommt es also unserer Gesundheit zu Gute zu den Trauben mit Kernen zu greifen. Damit sich die volle Wirkung der kleinen Samen entfalten kann, ist es wichtig die Kerne zu zerkauen. Ansonsten wird alles unverdaut ausgeschieden.

Ganz grundsätzlich ist die Frucht an sich aber auch gesund. So stecken auch in den Weinbeeren viele Antioxidantien, dabei beinhalten die roten und blauen Beeren mehr davon als die hellen. Neben diesen wertvollen Inhaltsstoffen ist die Weinbeere auch reich an Vitaminen: Darunter Vitamin B6, B1 sowie Niacin, aber auch Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Kalzium sowie das Spurenelement Eisen.

Menschen mit Diabetes sollten allerdings beim Essen von Weintrauben eher zurückhaltend sein. Die Frucht ist nicht nur kalorienreicher, als andere Beeren, sie enthält auch viel Fruchtzucker, der den Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe treibt. Das Magazin Deutsche Diabetes Hilfe empfiehlt 7 Trauben für eine Broteinheit oder 6 Trauben für eine Kohlenhydrateinheit.