5G-Netz stört Wettersatelliten: Drohen unvorhersehbare Naturkatastrophen?
Während sich Smartphone-Nutzer auf das schnellere 5G-Netz freuen, sehen Meteorologen darin eine Gefahr und warnen vor einer Beeinträchtigung der Wettersatelliten.
Der LTE-Nachfolger 5G gilt Technikbegeisterten als der Heilige Gral der modernen Welt. Smartphone-Nutzer versprechen sich von dem Mobilfunkstandard vor allem einen neuen Geschwindigkeitsrausch beim Surfen sowie eine flächendeckende Vernetzung ohne Funklöcher. Die Wirtschaft sieht noch Größeres auf sich zukommen: das Internet of Things, kurz IoT, und damit vor allem autonome Fahrzeuge.
In Deutschland laufen die Versteigerungen der 5G-Frequenzblöcke seit dem 19. März und auch in den USA wird aktiv verhandelt. Dort soll die dritte und größte Auktion von 5G-Frequenzen im Dezember stattfinden.
Aus Übersee kommen nun aber auch kritische Stimmen, die in 5G eine große Gefahr sehen: Das neue Netz könnte das Sammeln von Wetterdaten erschweren.
Was hat 5G mit der Wettervorhersage zu tun?
Das Problem ist schnell auf den Punkt gebracht: Einige Frequenzen, die bei 5G genutzt werden, liegen sehr nah an jenen, die Wettersatelliten zur Beobachtung der Wetterlage auf der Erde nutzen. Hier könnten sich Meteorologen und 5G also in die Quere kommen, wie aus einem Artikel der Fachzeitschrift 'Nature' hervorgeht.
Wettersatelliten messen Tag ein, Tag aus das Signal, das vom Wasserdampf in der Atmosphäre ausgeht, um so beispielsweise Sturmvorhersagen treffen zu können. Dieses Signal wird auf einer Frequenz von 23,8 GHz abgegeben. In den USA wurden aber die Frequenzbereiche zwischen 24,25 und 24,45 GHz sowie zwischen 24,75 und 25,25 GHz für das neue 5G-Netz freigegeben. Werden diese Bereiche in Zukunft also stark genutzt, könnten die sensiblen Wasserdampf-Messungen gestört werden. "Wir wüssten nicht, ob empfangene Signale nur von natürlichen Quellen stammen", erklärt Jordan Gerth, Meteorologe von der University of Wisconsin-Madison, gegenüber 'Nature'.
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"Die Art und Weise, wie 5G eingeführt wird, könnte unsere Möglichkeiten, starke Stürme zu prognostizieren, ernsthaft beeinträchtigen", fasst Tony McNally, Meteorologe vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW), laut 'Guardian' zusammen, bevor seine Warnung eindeutiger wird:
"Am Ende könnte es den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Wir sind extrem in Sorge deswegen."
Ein konkretes Beispiel nannte Neil Jacobs, der Leiter der für Ozeane und die Atmosphäre zuständigen US-Behörde NOAA, letzte Woche vor dem US-Kongress: Ohne die detailgenauen Wetterdaten hätte der Hurrikan Sandy 2012 wesentlich mehr Chaos angerichtet. Denn würden Meteorologen den Zugang zum 23,8-GHz-Signal verlieren, gingen rund 30 Prozent der Daten verloren, die zu den globalen Wetterprognosen beitragen. Somit wären die Wettvorhersagen auf dem Stand der 1980er Jahre. Sandy wäre demnach erst vor der Küste verortet worden, so Jacobs, und hätte den Menschen statt mehrerer Tage nur wenige Stunden für Schutzmaßnahmen Zeit gelassen.
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Deutschland ist (zunächst) nicht direkt betroffen
In Deutschland steht zunächst keine Störung der Wettersatelliten zu befürchten. Hierzulande konzentriert sich die 5G-Planung auf die Frequenzbereiche von 2 sowie 3,4 bis 3,7 GHz.
Gegenüber 'Weather Channel Deutschland' bestätigt die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EumetSat), die die Meteosat- und MetOp-Satelliten betreibt: "Bei der Auktion wird nicht für die Bänder um 26 GHz geboten, die mit potenziell unerwünschten Emissionen die Satellitensensoren stören."
Trotzdem wäre es natürlich kurzsichtig, zu behaupten, dass Deutschland nicht auch von den Wettermessungen in den USA beeinflusst wird. Jordan Gerth hat deswegen Recht, wenn er betont:
"Dies ist ein globales Problem."
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