Anna Sorokin: Die ganze Wahrheit über die Fake-Erbin und was ihre Eltern denken
Anna Sorokin hat sich als Fake-Erbin ein Luxusleben erschlichen. Was sagt sie nach drei Jahren Gefängnis dazu?
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Wir würden Anna Sorokin (31) am liebsten in den Kopf kriechen, um sie zu verstehen. Die deutsch-russische Hochstaplerin hat Banken, Hotels, Unternehmen und Freunde jahrelang um Geld betrogen. Trotzdem sieht sie sich selbst nicht als Kriminelle.
Die Netflix-Serie "Inventing Anna" erzählt den Skandal um Anna Sorokin aka Anna Delvey nach und hat die Fake-Erbin so zurück ins Rampenlicht gebracht.
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Anna Delvey: Luxus, Knast und Netflix
Zwischen 2013 und 2017 lebte Anna Sorokin als Anna Delvey ein Jetset-Leben in der New Yorker Highsociety. Sie selbst hatte kein Geld, streute aber das Gerücht, sie würde als reiche deutsche Erbin eines Tages 60 Millionen Dollar von ihrem Vater bekommen – und schon war sie ganz oben angekommen. Fashion, Partys, Reisen und Anna Delvey mittendrin.
Am Ende ihrer gefälschten Identität hatte sie sich 275.000 US-Dollar erschlichen und sogar enge Freunde um zigtausende Dollar geprellt. Im Oktober 2017 wurde Anna Sorokin verhaftet und verbrachte zwei Jahre in Untersuchungshaft, bis im Mai 2019 das Urteil gegen sie fiel: vier bis zwölf Jahre Gefängnis. Im Februar 2021 wurde Anna Sorokin nach 20 Monaten wegen guter Führung entlassen, die U-Haft wurde angerechnet. Vom Knast aus hatte sie mit Netflix einen Vertrag über ihre Lebensgeschichte verhandelt. Die 320.000 Dollar Gage für "Inventing Anna" flossen direkt in ihre Schuldentilgung.
Ende März 2021 klickten erneut die Handschellen bei Anna. Ihr Visum war nicht mehr gültig. Um nicht aus den USA abgeschoben zu werden, beantragte Anna Asyl und sitzt aktuell noch in Haft.
"Ich bin hier, weil die Einwanderungs- und Zollbehörde beschlossen hat, dass meine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis für sie keine Bedeutung hat und dass ich, obwohl ich mich vollkommen selbst versorge, wenn ich mir selbst überlassen bin, 'eine ständige Gefahr für die Gemeinschaft' darstelle", schrieb sie vor wenigen Tagen im Online-Magazin "Insider".
"Ich wollte nie jemanden betrügen"
Das Faszinierende an Anna Delvey: Die Hochstaplerin sieht sich selbst nicht als Kriminelle. Ganz im Gegenteil folgt sie eher dem Motto "Der Zweck heiligt die Mittel".
Kurz nach ihrer Verwandlung von Anna Sorokin in Anna Delvey fasste sie den Plan, ein 20 Millionen teures Kunstzentrum in Amerika zu eröffnen. Die Anna Delvey Foundation sollte mehr Luxus versprühen als alles bisher da gewesene. In der dafür gedruckten Broschüre steht über die Gründerin der ADF: "Geboren in Köln, Deutschland, wuchs Anna Delvey in einem Haushalt voller moderner und zeitgenössischer Sammler und Enthusiasten auf."
Ferner hätte die Realität nicht sein können. In Wahrheit war Annas Vater, ein LKW-Fahrer, mit der Familie 2007 von Domodedowo, Moskau nach Eschweiler in Nordrhein-Westfalen gezogen. Damals war Anna 16 Jahre alt. Die Familie war weder arm noch reich, doch Anna träumte bereits von einem Leben im Luxus.
Im Interview mit "RTL" sagt sie über den Vorwurf, kriminell zu sein: "Ich wollte nie jemanden betrügen. Meine Vision war es, genug Geld zu machen, um allen ihr Geld zurückzuzahlen."
Im Interview mit "60MinutesAustralia" geht sie noch weiter. Hätte die Bank den letzten Kredit über 22 Millionen nur gewährt, hätten Anna und all jene, die sie bis dahin betrogen hatte, ein Happy End erlebt, so die Russin. "Es hätte wahrscheinlich geklappt, wenn ich das Geld gehabt hätte", ist sich Anna sicher.
Anna Delvey: Rätselraten um ihre Eltern
Die Netflix-Serie "Inventing Anna" ist keine Dokumentation. Die Geschehnisse werden fiktional nacherzählt und decken sich an manchen Ecken nicht ganz mit der Realität. Das liegt aber auch daran, dass die Realität in Annas Fall nicht immer nachvollziehbar ist.
Das beste Beispiel ist die Frage, wie Annas Eltern über ihre kriminelle Tochter denken. Anna selbst sagt, ihre Eltern würden zu ihr halten. Beweise gibt es dafür aber nicht. Die Fake-Erbin lebt noch immer in New York City. Allein.
2019 schaffte ihr Vater Vadim Sorokin, der inzwischen als Unternehmer tätig ist, eindeutige Distanz zu seiner Tochter. Im Interview mit "Mail Online" sagte er: "Ich hoffe wirklich, dass meine Tochter findet, was sie sucht, was auch immer es ist. Ich habe keinen Einfluss auf ihr Leben oder darauf, was sie tut. Was sie getan hat, liegt in ihrer Verantwortung. Ich rede nicht gerne darüber."
Hat Anna Delvey das Zeug zum Promi?
Der Hype um den Netflix-Hit "Inventing Anna" spielt Anna Delvey in die Karten. Denn die junge Frau träumt immer noch davon, die New Yorker Highsociety zu rocken. Sie will ein Buch schreiben, berichtet RTL. Wann sie aber die ganze Wahrheit erzählen kann, ist noch offen. Selbst wenn sie in den USA bleiben kann, läuft immer noch ein Berufungsverfahren, das ihr verbietet, zu viel preiszugeben.
Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Anna Sorokin alias Anna Delvey auch in Zukunft von sich Reden machen wird. Denn eins kann die Fake-Erbin: Die Menschen mitreißen.
Artikelbild & Social Media: TIMOTHY A. CLARY/AFP via Getty Images
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