Caterina Valente: Wenn der Vorhang fiel, kam die Angst
Caterina Valente feierte am 14. Januar ihren 90. Geburtstag. Die Künstlerin begeisterte so viele – dabei wusste kaum jemand, welche grausamen Ängste sie quälten.
Caterina Valente: Sie musste schwere Rückschläge verkraften
Sie füllte mal einen Fragebogen aus. Als liebste Tugend schrieb sie „Arbeit“ auf, ihr Hauptcharakterzug: „Selbstdisziplin“ und sterben wollte sie „auf dem Weg zur Arbeit“. Caterina Valente lebte für die Bühne, sang, steppte und tanzte mit einer Leidenschaft, dass man nur staunen konnte. Doch wenn der Vorhang fiel, kam oft die Angst. Denn der Star traute seinem Glück nicht.
Eine Vertraute erzählte einst, dass nach einer Show etliche Freunde anriefen und schwärmten – aber die Sängerin saß da und fing an zu weinen: „Immer wenn ich etwas gut gemacht habe, kommt wenig später der Rückschlag.“
Tatsächlich musste sie Rückschläge verkraften. Doch was Millionen Fans in Erinnerung bleibt, sind die schönen Stunden, die die Künstlerin ihnen schenkte. Am 14. Januar feiert „Caterina die Große“ nun ihren 90. Geburtstag.
Der 2. Weltkrieg machte ihre Träume zunichte
Die Karriere im Showbusiness wurde ihr eigentlich in die Wiege gelegt. Caterina Valente wurde 1931 in Paris in eine Zirkusfamilie hineingeboren. Ihr Vater war Akkordeonspieler, ihre Mutter trat als Musikclown auf. Bereits mit drei Jahren nahm Caterina Ballettunterricht und wusste schnell, dass sie auf die Bühne wollte. Immer wieder lag sie ihrer Mutter damit in den Ohren. 1936 gab diese nach. „Das war Sonntag zum Kaffeeklatsch im Friedrichsbau-Theater in Stuttgart“, sollte sich die Entertainerin über ihren ersten öffentlichen Auftritt als Fünfjährige später erinnern. „Da habe ich ein Liedchen gesungen, ein Tänzchen gemacht und seit diesem Tag bin ich auf der Bühne.“
Doch dann machte der Zweite Weltkrieg alle Karrierepläne zunichte: Um den Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete die Künstlerin zeitweise als Hilfskraft in einem Essener Hotel. 1947 wagte die Familie einen Neuanfang in Paris. Caterina Valente sang in Clubs und ging mit Gilbert Bécaud auf Konzerttournee.
Privat hatte Caterina Valente das Glück nicht gepachtet
Ende der 40er-Jahre lernte sie den deutschen Jongleur Erik van Aro (eigentlich Gerd Scholz). kennen. Sie verliebte sich, er wurde ihr Manager. 1952 war Hochzeit, 1958 krönte Sohn Eric das Glück. Dann hörte der Leiter des Tanzorchesters des Südwestfunks, Kurt Edelhagen, die damaligen Aufnahmen der Sängerin – und war begeistert. 1953 nahm sie mit ihm ihre erste Langspielplatte auf. Und 1954 landete sie mit „Ganz Paris träumt von der Liebe“ ihren ersten Hit.
In den USA, wo sie mit „Malagueña Girl“ als erste europäische Sängerin die Charts anführte, war sie bald regelmäßig in den TV-Shows von Danny Kaye, Dean Martin und Bing Crosby zu Gast. Caterina Valente spricht sechs Sprachen fließend, nahm ihre Titel sogar in zwölf verschiedenen Sprachen auf.
Im September 1957 erhielt die Sängerin ihre erste Fernsehshow mit dem Titel „Bonsoir Kathrin“, die sich schnell zum Quotenhit entwickelte. Doch privat hatte sie das Glück nicht gepachtet: 1971 ließ sie sich von Erik van Aro scheiden. Nur ein Jahr später heiratete sie den 16 Jahre jüngeren Filmkomponisten Roy Budd. Von ihm wünschte sie sich von ganzem Herzen noch ein Kind. Und tatsächlich - sie wurde bald schwanger, mit 41! Voller Dankbarkeit beschloss sie, in Zukunft kürzerzutreten. Nur noch ein paar Plattenaufnahmen in Belgien… Caterina Valente: „Während der Arbeit passierte jedoch etwas Schreckliches: Ich verlor mein Baby.“ Sie trauerte sehr um dieses Kind, war am Boden zerstört. „Ich dachte, ich könnte nun keine Kinder mehr bekommen.“
Aber dann sollte sich ihr größter Wunsch schließlich doch erfüllen. Mit 43 Jahren bekam sie noch ein Baby: Sohn Alexander (* 1974). Doch auch die zweite Ehe der Künstlerin hielt nicht, Scheidung 1979.
Am liebsten trat die Sängerin mit ihrem Bruder Silvio Francesco als Duo auf. Als dieser jedoch im Jahr 2000 an Krebs starb, zog sie sich allmählich aus dem Showbusiness zurück.
Caterina Valente heute
Heute lebt sie in der Schweiz, igelt sich ein. „Ich habe zwei verrückte Söhne, die sich um mich kümmern, mich zum Lachen bringen“, sagte sie einmal. Sie sieht gern Western, strickt, fotografiert. Und: „Ich habe so viel Glück gehabt in meinem Leben, ich bin so dankbar.“
Foto: IMAGO / SKATA
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