Corona: Chronische Zahnfleischentzündung könnte schweren Verlauf begünstigen!
Eine wissenschaftliche Studie hat bestätigt, dass Corona bei chronischer Zahnfleischentzündung (Parodontitis) schwerwiegende Folgen haben kann.
Fast die Hälfte aller Erwachsenen leidet unter der Zahnfleischentzündung Parodontitis, meist einer chronischen Parodontitis. Wie eine Studie nun herausfand, kann Corona bei Zahnfleischentzündungen deutlich schlimmer verlaufen.
Corona: Chronische Zahnfleischentzündungen = schwere Verläufe?
Es ist eine unangenehme Erkrankung, die irreversible Schäden am Zahnfleisch hinterlassen kann: Parodontitis. Meist tritt die bakterielle Erkrankung im Mund in Schüben auf und das Zahnfleisch bildet sich zurück, ohne wieder zurückzukommen – und insgesamt ist rund die Hälfte der Erwachsenen auf der Welt betroffen. Oftmals handelt es sich um die Folgeerkrankung einer Gingivitis, einer anderen bakteriellen Entzündung des Zahnfleisches.
Da die Paradontitis meist langanhaltend ist und immer wieder auftritt, wird auch von einer chronischen Zahnfleischentzündung gesprochen. Es gibt zudem eine akute Variante der Parodontitis. Allerdings sollte auch klar sein: Nicht jede Zahnfleischentzündung ist eine Parodontitis (z.B. Gingivitis) und auch nicht jeder Zahnfleischschwund entsteht durch eine Entzündung. Ohne Entzündung wird von Parodontose gesprochen. Die genaue Diagnose stellt deine Zahnärztin.
Aber wie hängen nun Corona und Parodontitis zusammen? Forscher der Universität von Katar in Doha haben die Zusammenhänge von Februar bis Juli 2020 mit Hilfe von nationalen Gesundheitsdaten untersucht und sind zu Ergebnissen gekommen, die es in sich haben - denn schwere Verläufe werden offenbar begünstigt. Die Studie erschien im Fachmagazin „Journal of Clinical Periodontology“.
Corona: Parodontitis erhöht viele Risiken
Die katarische Studie fand anhand der Untersuchung von Röntgenaufnahmen der Zähne von 568 COVID-19-Patienten heraus, dass 258 der untersuchten Patienten an moderater bis schwerer Parodontitis litten, während 310 in dieser Hinsicht gesund waren oder nur eine milde Variante der Zahnfleischentzündung hatten. Die Patienten mit stärkerer Zahnfleischentzündung hatten außerdem erhöhte Werte von Biomarkern im Blut, die auf eine Entzündung hinwiesen.
Nun die Überraschung: Während nur 7 der „gesunden“ Patienten schwere Verläufe hatte, erlitten 33 der Patienten mit der Zahnfleischentzündung einen schweren Corona-Verlauf.
Allein diese Zahlen legten eine über 6-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs nahe. Jedoch ist es seit langem bekannt, dass schlechte Mundhygiene darauf hindeutet, dass sich diese Menschen auch allgemein weniger um ihre Gesundheit kümmern als Menschen, die keine Parodontitis haben. Folgeschäden des Nichtkümmerns sind oftmals Übergewicht, Adipositas (Fettleibigkeit), Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Diabetes – was auch Risikofaktoren bei einer SARS-CoV-2-Infektion sind. Nach Abzug dieser Faktoren war das Risiko jedoch immer noch 3,5-fach erhöht.
Zudem waren auch andere Faktoren erhöht – die Wahrscheinlichkeit für eine intensivmedizinische Behandlung lag in etwa 3,5-fach höher als bei den „gesunden“ Menschen, während das Risiko für eine künstliche Beatmung bei den Parodontitis-Patienten sogar 4,5-fach erhöht war.
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Corona: Chronische Zahnfleischentzündung – Sterberisiko neunfach erhöht
Überraschend klar waren die Zahlen dann vor allem beim Sterberisiko für Corona-Parodontitis-Patienten. Mit einer 8,8-fachen Erhöhung des Sterberisikos haben die Menschen mit chronischer Zahnfleischentzündung ein fast neunmal so hohes Risiko, an der Viruserkrankung COVID-19 zu sterben.
Problematisch ist hier unter anderem die Atmung, durch die Bakterien aus der Mundhöhle in die Lunge gelangen können. Beatmungsgeräte würden die Risiken für weitere Komplikationen und das Sterberisiko in diesem Fall sogar noch erhöhen, so Dr. Mariano Sanz, einer der Studienautoren.
Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO), Prof. Bettina Dannewitz, merkte in einer Pressemitteilung der DG PARO zum Thema an, dass zahnärztliche Kontrollen auch in Pandemiezeiten weiterhin wichtig seien, da die Behandlung der Parodontitis das Risiko für einen schweren Verlauf verringere. Der Risikofaktor durch die chronische Zahnfleischentzündung sei in diesem Fall vermeidbar.
Corona: Parodontitis durch richtige Zahnpflege verhindern
Um einer schweren Corona-Erkrankung wegen einer chronischen Zahnfleischentzündung vorzubeugen, solltest du deine Zähne richtig pflegen und vor allem den Zahnbelag richtig entfernen - denn da tummeln sich die Bakterien. Zweimal täglich Zähneputzen und die tägliche Anwendung von Zahnseide oder anderen Möglichkeiten zur Reinigung von Zahnzwischenräumen sollten schon drin sein, um die Bakterien im Mund und am Zahnfleisch zu reduzieren.
Je nachdem, wie gereizt dein Zahnfleisch ist, könnte eine weiche Zahnbürste weiterhelfen – das kann bei Zahnfleischbluten helfen. Außerdem sollten der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt und eine professionelle Zahnreinigung zum Programm gehören.
Falls du dir bei der Zahn- und Zahnfleisch-Pflege daheim unsicher bist, solltest du zu deiner Zahnärztin gehen und mit ihr darüber sprechen, wie du deine Zähne am besten pflegen kannst. Auch beim Verdacht auf Gingivitis oder Parodontitis solltest du zur Zahnärztin gehen und eine Behandlung in Betracht ziehen – denn eine chronische Zahnfleischentzündung kann wie gesagt nicht nur bei einer Coronavirus-Infektion problematische Folgen haben.
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