„Miss Tagesschau“

Dagmar Berghoff: So tragisch verlor sie ihre Mutter

Sie wurde als dummes Blondchen belächelt, dann schrieb Dagmar Berghoff als „Miss Tagesschau“ Fernseh-Geschichte.

Sie wurde als dummes Blondchen belächelt, dann schrieb Dagmar Berghoff als „Miss Tagesschau“ Fernseh-Geschichte.
Foto: IMAGO / Rainer Unkel
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*Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Suizid. Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

Dagmar Berghoff: Das Schicksal schlug gnadenlos zu

Als sich Dagmar Berghoff 1976 als Nachrichtensprecherin bewarb, standen viele Männer kopf. Denn damals war nicht nur „Tagesschau“-Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke der Meinung, Frauen könnten keine Nachrichten vortragen. Weil sie nichts von Politik oder Sport verstünden und bei Unglücksmeldungen in Tränen ausbrechen würden. Und nun wollte diese Blondine hier mitarbeiten? War das ihr Ernst? Doch Dagmar Berghoff ließ sich nicht beirren, bekam tatsächlich eine Chance… und nutzte sie.

Die Neue im Team war sich ihrer Verantwortung sehr bewusst: „Wenn ich versagt hätte, wären wieder jahrelang nur Männer eingesetzt worden.“ Aber sie meisterte ihre Arbeit mit Bravour. Erst wurde sie als dummes Blondchen belächelt, dann schrieb sie als „Miss Tagesschau“ Fernseh-Geschichte.

Dagmar Berghoff kam am 25. Januar 1943 als Tochter eines Kaufmannspaares in Berlin zur Welt. Die Eltern waren bald davon überzeugt, das Mädchen sei nach der Geburt vertauscht worden. Die kleine Dagmar hatte eine angeborene Fehlbildung der linken Hand (Spalthand), es fehlten dort zwei Finger. „Ich war ein dickes Baby mit einer Missbildung. Mit neun Jahren bekam ich hässliche orthopädische Stiefel, weil meine Fesseln so dünn waren, dass ich immer umknickte. Außerdem musste ich eine fette Zahnspange tragen. Und die Haare fielen mir aus, dagegen bekam ich Bestrahlungen.“ Warum die Haare ausfielen? „Wahrscheinlich wegen Mangelernährung.“

Die Familie zog nach Ahrensburg bei Hamburg. Hier schlug das Schicksal gnadenlos zu: Die manisch-depressive Mutter warf sich 1950 vor einen Zug.

Dagmar Berghoff: "Das war für mich das Zeichen, weiterzumachen"

Trotz der Ablehnung, die Dagmar Berghoff als Kind erfahren musste, zog es sie zur Bühne. „Als ich neun war, führten mein Bruder und ich selbst erdachte Geschichten auf gegen fünf Pfennig Eintritt.“ 1964 ging sie an die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Auch hier hatte sie schwere Zeiten, mit Anfang 20 zweifelte sie an sich und ihrem Talent, dachte sogar an Selbstmord: „Ich erinnere mich, wie ich an einem Tag so verzweifelt war, dass ich überlegte, ob es nicht besser wäre, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Ich fuhr mit der U-Bahn an einem völlig verregneten Tag, als mich plötzlich ein riesiger Sonnenstrahl traf. Das war für mich das Zeichen, weiterzumachen.“

Und wie sie weitermachte! Bald glänzte sie als Fernsehansagerin und Moderatorin. Am 16. Juni 1976 las sie das erste Mal die „Tagesschau“ in der 16-Uhr-Ausga be. 23 Jahre lang blieb sie der Sendung im Ersten treu. Von 1995 bis zu ihrem TV-Rückzug 1999 war sie Chefsprecherin. 1961 war Dagmar Berghoff als 18-Jährige mit dem späteren CDU-Politiker Volker Rühe liiert. Mit Regisseur Dieter Wedel führte sie über drei Jahre lang eine Beziehung. Am 16. Mai 1991 heiratete sie den Chirurgen Dr. Peter Matthaes. 2001 starb er mit 67 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Danach brauchte sie eine Psychotherapeutin. Dagmar Berghoff: „Der Verlust hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen.“

Doch sie hatte gute Freunde, Menschen, die sie auffingen. Heute sucht sie keinen Partner mehr. „Aber wenn einer auftauchen würde ... warum nicht?“ Jetzt feierte Dagmar Berghoff ihren 80. Geburtstag und stellte über ihr Leben fest: „Es ist schon grandios verlaufen!“

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Artikelbild & Social Media: IMAGO / Rainer Unkel

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