Bewegende Lebensgeschichte

Diagnose Krebs: Claudia hatte 8 Tumore und verlor auch noch ihre Eltern

Wer Krebs hat, kann meist lange Zeit nicht arbeiten. Doch für Claudia Holm kam es noch schlimmer

Geldnot durch Krebs: Wenn das Schicksal das Geld auffrisst.
Trösterin: Hündin Lucy ist immer an Claudias Seite. Ein Tier ist Luxus, doch Claudia würde für Lucy auf alles andere verzichten. Foto: Gunnar Geller
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Es ist nicht so, dass Claudia Holm (44) früher in Saus und Braus gelebt hätte oder nicht mit Geld umgehen könnte. Im Gegenteil: Die gelernte Arzthelferin aus Geesthacht, die nach der Geburt von zwei Kindern zu Hause blieb und wegen einer chronischen Schmerzerkrankung Erwerbsunfähigkeitsrente bekommt, musste schon immer sparen. Als Alleinerziehende erst recht. Sie fand einen Nebenjob bei einem Chauffeur-Dienst, der auf 450-Euro-Basis lief und die Kasse etwas aufbesserte. „Große Sprünge waren nicht drin, aber wir waren zufrieden“, erinnert sie sich

Acht aggressive Tumoren, es ging sofort los mit der Behandlung

In ihrem Job fuhr sie auch Patienten, etwa zu Terminen für eine Chemotherapie. Schlimme Schicksale, doch wie die meisten dachte auch Claudia nie daran, dass es sie selbst treffen könnte. Bis ihre Frauenärztin bei einer Routineuntersuchung im Juli 2019 Knoten in der Brust entdeckte und sie sofort in die Klinik schickte. Acht aggressive Tumoren wurden gefunden, es folgten Operationen, Behandlung und Chemo. Eine schwere Zeit, die ihr Leben auf den Kopf stellte. Ein Urlaub bei ihren Eltern in Dithmarschen im Herbst 2019 schenkte ihr noch einmal Kraft. Doch dann schlägt das Schicksal wieder zu.

Ein weiterer Schicksalsschlag folgt: "Es war grausam, den Verfall meines Vaters zu sehen"

Claudias Vater bricht mit 77 unvermittelt zusammen, hat eine schwere Lungenentzündung, es werden Karzinome entdeckt. Im Mai 2020 stirbt er. Für Claudias Mutter (70), die immer schon psychische Probleme hatte, ein schwerer Schlag. Sie unternimmt mehrere Suizidversuche, kommt immer wieder in eine Klinik. Im Januar dieses Jahres stirbt sie an einer Überdosis Schlaftabletten

Geldnot durch Krebs: Wenn das Schicksal das Geld auffrisst.
Erinnerung: Beide Eltern sind gestorben, Claudia verlor damit auch einen Rückzugsort. Foto: Gunnar Geller

Claudia vermisst ihre Eltern, hat selbst mit ihrer Behandlung, der Angst vor dem Krebs und den Folgen der Therapien zu kämpfen, als nun plötzlich das Geld hinten und vorn nicht mehr reicht. Sie muss sich um Wohnungsauflösungen und Renovierungen kümmern, die Beerdigungskosten tragen – auch den Wunsch ihrer Eltern nach einer Seebestattung erfüllen. Ihre Mutter hatte Schulden von einem verstorbenen Onkel übernommen, die nun auf Claudia übergehen. Und Zuzahlungen für ihre Behandlungen kommen hinzu. Ihren Nebenjob kann sie noch nicht wieder aufnehmen

Kosten für zwei Beerdigungen und dann auch noch Streit um Unterhalt - das war zuviel

Der Vater ihres Sohnes stellt zu dessen Volljährigkeit die Unterhaltszahlungen ein. „Auch darum kämpfe ich gerade, weil er ja noch zur Schule geht, bei mir wohnt.“ Neben ihren Kindern – die 19-jährige Tochter ist bereits ausgezogen – findet Claudia auch großen Trost bei ihrer Dobermann-Hündin Lucy. Sie war noch ein Geschenk ihrer Mutter. „Die würde ich nie hergeben, trotz aller Kosten“, sagt Claudia ganz klar.

Die Suche nach Trost und Kraft

Eine weitere Kraftquelle ist für sie auch das Nähen. Das hat ihr Freundin Marina beigebracht. „Als die Chemo anfing, sagte sie, komm, du brauchst doch jetzt Beanies.“ Claudias großer Wunsch: mal beim Stoffkauf nicht so aufs Geld achten müssen. Deshalb ist sie auch so dankbar, dass die gemeinnützige Familienkrebshilfe Sonnenherz dazu aufgerufen hat, ihr zu helfen. Claudia wird nicht aufgeben. Durch den Austausch in Facebook-Gruppen weiß sie, dass es anderen Betroffenen ähnlich geht wie ihr: „So eine Diagnose ändert alles. Viele können nicht mehr arbeiten, Partnerschaften zerbrechen. Da wird es schnell finanziell eng.“

Erfahre in unserem Video, welche Anzeichen für eine mögliche Brustkrebserkrankung sprechen:

Video Platzhalter
Video: ShowHeroes

Autorin: Uta Paulus

Artikelbild und Social Media: Gunnar Geller