Weibliche Anatomie

Vagina-Fakten: Kanntest du schon diese wichtigen Infos zum weiblichen Intimbereich?

Was du über die Vagina wissen solltest: Hier findest du unsere Übersicht wichtiger Fakten zur Vagina, Vulva und Klitoris.

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Von Vulva bis Vagina – der weibliche Intimbereich hat viele einzigartige Eigenschaften. Was ist normal? Was sollte frau definitiv wissen? Und bei welchen Beschwerden besser zum*zur Gynäkolog*in gehen? Finde es in diesem Artikel heraus.

Die richtigen Begriffe: Vulva, Vagina, Venushügel – was ist was?

Die Vulva reicht vom Venushügel bis zum Anus und besteht aus den inneren und den äußeren Vulvalippen, dem Venushügel und der Klitoris.

Die Vagina reicht bis zum Gebärmutterhals und sei anatomisch ein relativ unspektakulärer Bereich aus Haut und Bindegewebe, der nur über wenige sensible Nerven verfüge, erklärt Prof. Dr. Mandy Mangler im "Großen Gynbuch". Das ergebe evolutionär Sinn und sei der Grund dafür, dass eine Geburt für die Vagina weniger schmerzhaft sei, so Mangler (vgl. S. 24).

Welche Begriffe sind veraltet?

Die Bezeichnung Scheide ist eine unzulässige Vereinfachung, da die Vulva und Vagina unter dem Begriff Scheide zusammengefasst werden und damit die eigentliche weibliche Anatomie nicht wahrheitsgemäß widerspiegeln.

Ebenso sind Begriffe wie Schamlippen, Schambein oder Schamhaare veraltet, da sie suggerieren, dass es sich um schambehaftete Körperteile handelt – was sie definitiv nicht sein sollten. Stattdessen ist es wichtig, die weiblichen Geschlechtsorgane mit ihren korrekten Namen zu benennen.

In dieser Abbildung siehst du den anatomischen Aufbau der Vulva:

Grafik: Unterschied zwischen Vagina und Vulva.
Anatomie der Vulva und Vagina Foto: Collage von Wunderweib.de & iStock/Evheniia Vasylenko

Nur die Spitze des Eisbergs – Wie sieht die Klitoris aus?

"Die Klitoriseichel und der Klitoriskörper sind am oberen Ende der inneren Vulvalippen äußerlich zu sehen", erklärt Prof. Dr. Mandy Mangler im "Großen Gynbuch". Wenn man erregt ist, vergrößere sich die Vulva, weil sich die Schwellkörper der Klitoris mit Blut füllen, so die Gynäkologin (vgl. S. 23, "Das große Gynbuch").

Der Vergleich der Klitoris mit einem 'Knöpfchen' oder einer 'Perle' sei unpassend, da die Klitoris im Durchschnitt elf Zentimeter groß ist. Schon der griechische Name Klitoris, der 'kleiner Hügel' bedeutet, sei irreführend, so Mangler (vgl. S. 24).

In dieser Abbildung siehst du die tatsächliche Form der Klitoris, von der ein Großteil innerlich liegt:

Was ist die Klitoris, wo ist sie zu finden und wie ist sie aufgebaut?
Was ist die Klitoris, wo ist sie zu finden und wie ist sie aufgebaut? Foto: Wunderweib.de / Dominica Zaborowski

Nicht Vagina, sondern Klitoris ist Gegenstück zum Penis

Viele denken immer noch, die Vagina sei das weibliche Äquivalent zum Penis. Dem widerspricht die heutige Wissenschaft jedoch deutlich. Denn anatomisch entsprechende Organe sind tatsächlich die Klitoris und der Penis. "Beide bestehen zum großen Teil aus Schwellkörpern und bilden das Zentrum der Lust des jeweiligen Menschen. Wenn man einen Unterschied finden wollte, dann vielleicht den, dass sich die Klitoris zu einem großen Teil innerhalb der Vulva befindet, während der Penis äußerlich sichtbar ist und von der Harnröhre durchzogen wird", erläutert Mangler (vgl. S. 24, "Das große Gynbuch").

Die einzige Funktion der Klitoris sei die Lustgewinnung, so Mangler. Die Eichel der Klitoris allein besitze schon 8.000 Nervenenden, die sehr erregbar seien (vgl. S. 33 f., "Das große Gynbuch"). Die Eichel des Penis habe nur rund halb so viele.

Klitoris und Penis gehen aus denselben Anlagen hervor

Entwicklungsbiologisch gehen der Penis und die Klitoris aus denselben Anlagen hervor. Die Geschlechtsorgane bilden sich beim Fötus aus den gleichen embryonalen Strukturen. In der 18. Schwangerschaftswoche haben sowohl männliche als auch weibliche Embryonen einen nicht-geschlechtsspezifischen Phallus, aus dem sich dann erst der Penis oder die Klitoris entwickelt.

Vagina und Vulva können sich selbst reinigen

Erstaunlich, aber wahr: Die Vagina und Vulva können sich selbst reinigen. Dies führt Prof. Dr. Mandy Mangler im "Großen Gynbuch" (vgl. S. 27) genauer aus: "Die Drüsen der Vulva und Vagina, zum Beispiel diejenigen am Gebärmutterhals, sondern Sekret ab und waschen auf diese Weise alte Zellen und Dinge, die nicht in die Vagina gehören, automatisch heraus. Eine zusätzliche Reinigung ist nicht nötig, denn dieser geniale Selbstreinigungsmechanismus arbeitet am liebsten ungestört."

Rein theoretisch würde es also reichen, sich mit lauwarmem Wasser zu waschen. Wenn du jedoch, deine Vulva mit einer Seife säubern möchtest, solltest du unbedingt darauf achten, dass diese pH-neutral ist (pH-Wert 3,8 bis 4,5), damit das Mikrobiom (die Bakterien, die deine Vulva und Vagina vor Verunreinigungen schützen) nicht durcheinander gerät. Sonst steigt das Risiko, sich eine Pilzinfektion einzufangen.

Ausfluss ist ein Zeichen einer gesunden Vagina

Fragst du dich welcher beziehungsweise wieviel Ausfluss normal ist? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Je Zyklusphase kann sich die Farbe und Konsistenz verändern. Ausfluss kann zum Beispiel klebrig, wässrig oder milchig sein.

Grundsätzlich ist vaginaler Ausfluss allerdings erstmal kein Grund zur Sorge – eher im Gegenteil, denn ein regelmäßiger Ausfluss signalisiert, dass deine Vagina gesund ist und ihre Selbstreinigungsfunktion erfüllt.

Zum Besuch eines Frauenarztes oder einer Frauenärztin rät Prof. Dr. Mandy Mangler (vgl. S. 29) erst, wenn eine starke und störende Veränderung beobachtet werde. Wenn der Ausfluss zum Beispiel viel stärker als gewöhnlich ist, anders riecht und diese Veränderungen nach ein paar Tagen noch nicht verschwunden sind. Weißlich bröckeliger Ausfluss könne beispielsweise ein Zeichen für eine Pilzinfektion sein. Grünlicher Ausfluss könne auf krankmachende Bakterien im Mikrobiom der Vulva hindeuten.

Es ist nicht möglich etwas in der Vagina zu verlieren

Auch wenn sich manche die Frage stellen, ob es möglich ist etwas in der Vagina zu verlieren, können wir euch beruhigen: Es können keine Gegenständen, wie Tampons oder Kondome, in der Vagina verloren gehen. Solltest du einmal selbst nicht mehr an etwas herankommen, kann dir dein*e Gynäkolog*in helfen, es herauszuholen.

Es gibt keine "zu großen" oder "zu kleinen" Vulvalippen

Auch wenn es uns von unrealistischen Schönheitsidealen und unnötigen Beauty-OPs für den Intimbereich suggeriert wird, dass es nur eine optimale Version der Vulva gibt, ist das natürlich vollkommener Unsinn.

"Auch die Zuordnung von 'groß' und 'klein' bei den Vulvalippen ist anatomisch inkorrekt", betont Prof. Dr. Mandy Mangler (vgl. S. 25 f., "Das große Gynbuch"). Bei 40 Prozent der Frauen seien die inneren Vulvalippen größer als die äußeren, bei 40 Prozent der Frauen seien die äußeren Vulvalippen größer als die inneren und bei 20 Prozent seien beide ungefähr gleich groß, schildert die Gynäkologin. "All das ist anatomische Normalität. Jede Vulva ist einzigartig und unvergleichlich", so Mangler.

Hier findest du inspirierende Vulva-Kunst: 100 Bilder einer Vulva: Diese Kunstwerke feiern Vulven-Diversität

Rosa Stoff in Falten gelegt symbolisiert Vulva (Themenbild)
Vagina und Vulva (Themenbild). Foto: AdobeStock/Alina Zavhorodnii

Es gibt keine vaginalen, sondern nur klitorale Orgasmen

"Ein Orgasmus ist nur über die Stimulation der Klitoris zu erreichen. Am einfachsten und ganz direkt geht das über verschiedene Areale an der Vulva", betont Mangler (vgl. S. 38 f., "Das große Gynbuch").

Dr. med. Jen Gunter macht diesen Punkt im Buch "Die Vagina-Bibel" besonders deutlich: Sie erklärt, dass es sich beim vaginalen Orgasmus sowie beim G-Punkt um Mythen handele (vgl. S. 50 f.). Denn selbst beim scheinbar "vaginalen" Orgasmus ist die Klitoris im Spiel. Die wenigen Frauen, die überhaupt allein durch die Penetration, also das Stoßen des Penis in die Vagina, einen Orgasmus haben können, kommen, weil dabei die Schwellkörper der Klitoris stimuliert werden. Das reicht für zwei Drittel der Frauen allerdings nicht aus. Und dies sei laut Gunter "kein Fabrikationsfehler, sondern Serienausstattung" (vgl. S. 50 f., "Die Vagina-Bibel").

Genauso handele es sich beim G-Punkt nicht um einen magischen Knopf, sondern eine erogene Zone am vorderen Teil der Vagina nahe der Harnröhre. Und wisst ihr, was sich in dem Bereich befindet? "Körper, Wurzel und Vorhofschwellkörper der Klitoris", erklärt Jen Gunter. Das heißt, "die Berührung der unteren Scheidenwand fühlt sich auch deshalb für viele Frauen gut an, weil hier die Klitoris ins Spiel kommt", verdeutlicht Gunter (vgl. S. 51, "Die Vagina-Bibel").

Menstruationsblut kann Leben retten

Unglaublich, aber wahr. Wissenschaftler*innen, wie Dr. Ping Shen aus dem Pitzer-Labor für Arthroseforschung am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), haben herausgefunden, dass Stammzellen aus dem Menstruationsblut bei der Behandlung von Schlaganfall-, Alzheimer- oder auch Leukämie-Patienten helfen können. Denn die Gebärmutterschleimhaut ist eine wahre Selbstheilungskünstlerin. Die im Menstruationsblut enthaltenen Zellen können auch anderen Regionen bei einer schnellen Heilung helfen.

Beckenbodentraining ist essenziell, um deine Vagina zu stärken

Es ist wichtig, dass wir unsere Vagina stark halten. Denn wenn wir es nicht tun, kann es nach einer Schwangerschaft zu einer Blasenschwäche kommen oder in den Wechseljahren zu Spannungsverlust. Darum solltest du regelmäßig Beckenbodentraining machen: Stelle dir dafür vor, du säßet auf der Toilette und wolltest den Urinstrahl unterbrechen – also eine Pause einlegen. Merkst du, wie sich Muskeln in deinem Inneren anspannen? Das ist dein Beckenboden!

Die Vagina kann wachsen

Normalerweise liegen die "Wände" der Vagina aufeinander. Doch wenn die Vagina etwas aufnehmen muss – wie einen Tampon oder einen Penis – zeigen sich die Wände ganz flexibel und öffnen sich. Im Normalfall weitet sich die Vagina bis zu 5 Zentimeter – aber sie kann natürlich noch viel mehr schaffen. Immerhin muss bei einer Geburt auch ein Baby hindurch passen.

Die Vagina kann nicht ausleiern

Schlimm, dass man das nochmal betonen muss, aber es gibt immer noch viele Frauen, die glauben, dass ihre Vagina ausleiern kann. Auch wenn du einen extrem gut bestückten Partner haben solltest, deine Vagina findet auch nach häufigem Sex mit ihm wieder in ihre Ursprungsform zurück. Nach einer Geburt ist das allerdings etwas anderes. Da helfen u. a. Beckenbodenübungen. Hier findest du mehr Infos zum Zustand der Vagina nach Geburt: Wie verändert sich die Scheide wirklich?

Bye, bye Mythos Jungfernhäutchen

"Niemand kann an einer vaginalen Corona erkennen, ob ihre Besitzerin schon einmal penetrativen Sex hatte", macht Prof. Dr. Mandy Mangler in ihrem Buch "Das große Gynbuch" (vgl. S. 62 ff.) klar. Warum? "Es ist ganz einfach: Das Jungfernhäutchen gibt es nicht", erklärt die Gynäkologin. "Wir Frauen verfügen über keine dünne Hautschicht in der Vagina, die wie ein Frischesiegel von einem eindringenden Penis, Sexspielzeug oder Untersuchungsgerät durchstochen werden kann und bei dieser Eröffnung blutet" (vgl. S. 62 ff.).

Stattdessen handele es sich bei diesem angeblichen 'Häutchen' um eine dünne, ringförmige Hautfalte zwischen Vulva und Vagina, die medizinisch 'Hymen' genannt wird. Der anatomisch zutreffendere Begriff ist 'Vaginale Corona' (lateinisch 'Kranz' oder 'Krone'). Falls du den Beweisen der Wissenschaft immer noch nicht glaubst, folgt hier Dr. Manglers Gegenfrage: "Denn hätten Mädchen und Frauen eine Versiegelung in der Vagina, wie sollten Flüssigkeiten wie Menstruationsblut oder Zervixschleim abfließen können?" (vgl. S. 62 ff.).

Und wie bei allem anderen auch, ist auch dieser Schleimhautkranz je Frau individuell verschieden. Das Fältchen könne dünn sein, etwas stärker ausgeprägt oder kaum vorhanden, so Mangler. Im Schnitt sei es drei Millimeter hoch. Außerdem könne die vaginale Corona bei jeder Frau gesehen werden – "ganz egal, ob sie kein Mal, ein Mal oder tausend Mal vaginal-penetrativen Sex hatte; egal, ob sie Kinder zur Welt gebracht hat; egal, wie alt sie ist. An diesen drei Millimetern kann niemand erkennen, ob eine Frau penetrativen Sex hatte oder nicht", bringt es Dr. Mangler auf den Punkt.

Du kannst nicht wieder zur Jungfrau werden

Noch ein hartnäckiges Gerücht, an dem die Serie "Sex and the City" nicht ganz unschuldig ist. Denn da behauptet Charlotte in einer Episode, dass wenn eine Frau ein Jahr keinen Sex hatte, kann sie wieder zur Jungfrau werden und der nächste Sex tut wieder weh wie beim ersten Mal. Das ist natürlich vollkommener Humbug! Natürlich kann es sein, dass deine Muskeln im Vaginalbereich nach einer langen Trockenphase beim ersten Sex etwas verkrampfen – vielleicht aus Nervosität –, aber wie beim ersten Mal wird es bestimmt nicht.

Lies hier: Kann jede Frau zur Jungfrau werden? Was das „Jungfernhäutchen“ tatsächlich mit Jungfräulichkeit zu tun hat.

Wie werde ich eine vaginale Infektion schnell wieder los?

Bei vielen Frauen hilft eine 1-Tages-Kombi-Therapie aus Vaginaltablette und Creme. Dank der Depotwirkung der Vaginaltablette, die den Wirkstoff Clotrimazol über vier bis fünf Tage kontinuierlich freisetzt, muss die Tablette nur einmal angewendet werden. Gut eignet sich zum Beispiel "Canesten GYN Once", eine Tablette, die zusätzlich unterstützende Milchsäure enthält. Diese beschleunigt die Freisetzung des Wirkstoffes und verbessert dessen Wirksamkeit. Die äußerlich anzuwendende Creme dient der Behandlung von Pilzherden in der Scheidenumgebung und um die Klitoris.

Muss der Partner mitbehandelt werden?

Ein Scheidenpilz ist keine Geschlechtskrankheit und wird seltener durch Männer übertragen. Es ist eher ein Problem der eigenen Immunabwehr. Wenn dein Partner Beschwerden hat, sollten diese durch eine*n Urolog*in abgeklärt werden und bei häufig wiederkehrenden Scheidenpilzinfektionen sollte der Partner zum Urologen gehen.

Schützen Kondome vor allen Geschlechtskrankheiten?

Jein, nicht ganz, aber vor vielen. Theoretisch ist es möglich, durch den Austausch von anderen Körperflüssigkeiten als Sperma und Scheidensekret Geschlechtskrankheiten zu übertragen, zum Beispiel durch Küssen oder durch die Berührung von zwei offenen Wunden. In der Praxis kommt dies jedoch eher selten vor. Erfahre hier mehr dazu, wie du dich vor Geschlechtskrankheiten schützen kannst: Chlamydien & Co.: Geschlechtskrankheiten nehmen in Europa drastisch zu – so schützt du dich!

Quellen

  • Prof. Dr. Mandy Mangler: Das große Gynbuch. Selbstbewusst für den eigenen Körper entscheiden. Sex, Zyklus, Wechseljahre aus weiblicher Sicht neu verstehen. Krankheiten erkennen und therapieren. Suhrkamp Verlag: 1. Auflage (2024). 496 Seiten.

  • Dr. med. Jen Gunter: Die Vagina-Bibel. Vulva und Vagina – Mythos und Wirklichkeit. Südwest Verlag: 1. Auflage (2020). 478 Seiten.