Wie geht es nach Omikron weiter? Wissenschaftler*innen zeichnen vier Zukunftsszenarien
Britische Wissenschaftler*innen legen vier Modelle vor, wie sich die Corona-Pandemie nach Omikron entwickelt könnte. Erkrankungswellen gibt es in jedem der Szenarien – von "ganz okay" bis "richtig heftig".
Wissenschaftler*innen der britischen "Scientific Advisory Group for Emergencies" (SAGE) haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich die Corona-Pandemie in Zukunft entwickeln wird. Die Forschungsgruppe legt als Studienergebnis nun vier Zukunftsszenarien vor, die sie – bezogen auf Großbritannien – für realistisch hält.
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Vier Zukunftsszenarien: Was erwartet uns nach Omikron?
Die von den Wissenschaftler*innen vorgestellten Pandemie-Verläufe lassen erahnen, dass von einem wirklichen Ende der Krise in den kommenden Monaten keine Rede sein kann. Denn Corona-Ausbrüche und Infektionswellen treten vom Best-Case- zum Worst-Case-Szenario durchgehend auf.
Szenario 1: Der Best Case
In diesem Szenario sagen die Forschenden eine schwache Corona-Welle mit weniger schweren Krankheitsverläufen für den Herbst und Winter 2022/2023 hervor.
Es entwickeln sich eine oder mehrere neue Virusvarianten, die aber weder ansteckender noch tödlicher sind als Delta oder Omikron. Corona-Ausbrüche treten lokal oder saisonal nur noch aufgrund der abnehmenden Immunität in der Bevölkerung und der neuen Varianten auf. Impfungen und Corona-Medikamente bleiben jedoch wirksam.
Szenario 2: Der optimistische Verlauf
Die im Herbst/Winter auftretenden Infektionswellen unterscheiden sich in ihrer Intensität: Mal ähneln sie eher einer schweren Delta-Welle, mal einer leichten Omikron-Welle. Die Forschenden bezeichnen dies als "gute und schlechte Jahre".
Die Immunität in der Bevölkerung nimmt ab und es treten neue Virusvarianten auf. Betroffen von Tod und schweren Verläufen sind vor allem Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen und nicht geimpfte oder genesene Personen.
Impfstoffe werden weiterentwickelt und in guten Jahren bevorzugt den vulnerablen Gruppen, in schlechten Jahren allen angeboten. Freiwillige Schutzmaßnahmen, wie das Tragen einer Maske, Abstand, weniger Kontakte, sind zentral und werden umgesetzt.
Szenario 3: Der pessimistische Verlauf
Heftige Infektionswellen treten auch im Frühling und Sommer auf. Ältere, Menschen aus Risikogruppen und nicht geimpfte Personen erkranken schwer und sterben.
Neue Virusvarianten treten immer wieder unvorhergesehen auf und beeinflussen das Infektionsgeschehen maßgeblich. Im Vergleich zu Omikron sind diese Mutationen ansteckender und lösen häufiger schwere Krankheitsverläufe aus.
Auf der einen Seite werden Impfstoffe immer weiterentwickelt und bieten einer Vielzahl von Menschen einen soliden Schutz. Auf der anderen Seite wirken sich die häufigeren Infektionswellen auf bestimmte Bevölkerungsgruppen aus – etwa auf Kinder und deren Schulalltag. Zusätzlich nimmt die Wirksamkeit der Corona-Medikamente ab.
Freiwillige Schutzmaßnahmen müssen immer wieder durch staatliche Maßnahmen ergänzt werden.
Szenario 4: Der Worst Case
Dieses Szenario sagt eine sehr heftige Infektionswelle mit zahlreichen schweren Verläufen in breiten Schichten der Bevölkerung in nächsten 12 bis 18 Monaten vorher. Nicht geimpfte Personen sind am stärksten betroffen.
Durch zu hohe Quoten an Ungeimpften bei gleichzeitig vielen Ansteckungen entstehen weltweit mehrere Mutationen, auch Rekombinationen aus bisherigen Virenstämmen. Zwar sind nicht alle Virusvarianten gleich gefährlich. Einige jedoch gehören zu den Escape-Varianten und entziehen sich dem Immunschutz durch Impfung und Infektion. Auch jüngere Menschen sind zunehmend gefährdet.
SARS-CoV-2 breitet sich auf das Tierreich aus und entwickelt sich in den neuartigen Wirten weiter. Mindestens einmal pro Jahr muss die Weltbevölkerung eine angepasste Impfung erhalten. Die bestehenden Corona-Medikamente wirken nicht mehr.
Aufgrund gesellschaftlicher Konflikte werden freiwillige Schutzmaßnahmen nicht mehr umgesetzt. Regelmäßige und strenge staatliche Maßnahmen müssen das ausgleichen.
Den englischen Originalbericht der SAGE-Forschenden kannst du hier nachlesen!
Corona-Pandemie: (K)Ein Ende in Sicht
Die SAGE-Wissenschaftler*innen betonten, man solle die vier möglichen Szenarien nicht streng unterteilt betrachten. Dass entweder nur das eine oder nur das andere eintritt, ist unwahrscheinlich: "Verschiebungen von einem in das andere Szenario in einem längeren Zeitraum sind möglich."
Ein weiterer Faktor ist wichtig: Die vier Szenarien sind zwar realistisch, aber "nicht die einzigen plausiblen Verläufe, die die Pandemie nehmen könnte". Wie genau sich die Pandemie in den kommenden Monaten und Jahren entwickelt, kann nicht vorhergesagt werden. Dennoch ist es wichtig, sich anhand möglicher Zukunftsszenarien vorzubereiten.
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Artikelbild & Social Media: iStock/blackred
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