Herzinfarkt bei Frauen: Die Symptome werden oft unterschätzt!
Frauen mit akutem Herzinfarkt kommen im Schnitt 30 Minuten später ins Krankenhaus als Männer, denn die Symptome sind oft anders als bei Männern und werden deshalb falsch gedeutet. Wir erklären dir, welche Anzeichen auf einen Herzinfarkt bei Frauen hinweisen können.
Bei Frauen wird ein Herzinfarkt meist nicht sofort erkannt, da die Symptome häufig nicht so eindeutig auf einen Infarkt hinweisen, wie bei Männern. Diese Zeitverzögerung ist alarmierend, weil bei jedem Infarkt Herzmuskelzellen absterben.
Bei Frauen werden oft Kreislaufprobleme vermutet
Ein Grund dafür, warum ein Herzinfarkt bei Frauen so gefährlich ist: Die Herzinfarkt-Symptome werden übersehen, der Infarkt zu spät entdeckt. Viele Frauen sterben, noch bevor sie eine Klinik erreichen.
"Bricht ein Mann auf der Straße zusammen, denken die Umstehenden schnell an einen Infarkt und wählen 112", sagt Melanie Hümmelgen, Kardiologin am Reha-Centrum Hamburg. "Bei Frauen vermuten viele ein Kreislaufproblem."
So geht wertvolle Zeit verloren. Im Schnitt kommen sie bei Verdacht auf Herzinfarkt eine halbe Stunde später in die Klinik als Männer. Das ist fatal, denn wie beim Schlaganfall zählt hier jede Minute. Bei einem Infarkt ist ein Herzkranzgefäß verstopft, das Herz wird nicht mehr mit Blut versorgt. Damit kein Herzgewebe abstirbt, muss das Gefäß möglichst schnell wieder frei gemacht werden.
Prof. Dr. Georg Sabin, leitender Kardiologe am Internationalen Herz- und Gefäßzentrum Rhein-Ruhr in Essen, bestätigt zudem: "Zwei Drittel aller Infarktpatientinnen hatten im Vorfeld Symptome, die fehlgedeutet wurden."
Schon Wochen und Monate vor dem Herzinfarkt können unspezifische Beschwerden auftreten. Charakteristisch dabei: Das Herz selbst schmerzt nicht. "Das, was viele Menschen als Herzschmerz wahrnehmen, hat meist eine andere Ursache, z. B. erhöhten Blutdruck", sagt Prof. Dr. Sabin.
Das sind die Herzinfarkt-Symptome bei Frauen
- "Schmerzen und Unwohlsein, die aus der Ruhe heraus entstehen, sind bedenklich", erklärt der Exerte. Die Beschwerden halten einige Minuten an und verschwinden wieder. Häufig wachen betroffene Frauen frühmorgens schweißgebadet auf, leiden trotz fehlender körperlicher Belastung an Atemnot.
- Zudem treten bei Frauen oft ziehende Schmerzen in den Schulterblättern auf.
- "Man spricht auch vom orthopädischen Herzinfarkt ", sagt Prof. Dr. Sabin. dabei handelt es sich um einen Schmerz im oberen Rücken. Dieser entsteht, weil Gefäße schlecht durchblutet sind - und das kann einen drohenden Infarkt ankündigen."
- Auch Kieferschmerzen entstehen durch schlecht durchblutete Gefäße. Wie die Schulterschmerzen treten sie kurzzeitig auf und verschwinden schnell - um bald darauf wiederzukommen.
- Viele Frauen klagen vor dem Herzinfarkt über Schmerzen im Oberbauch.
- Oft treten dazu Übelkeit und Erbrechen auf, auch Durchfall ist eine häufige Begleiterscheinung.
Um einen drohenden Infarkt bei Frauen zu erkennen, hilft die sogenannte Nase-Arm-Nabel-Regel, kurz NAN-Regel: Alle plötzlich auftretenden Beschwerden zwischen Nasenspitze, Arm und Nabel, die länger als 15 Minuten anhalten, sind verdächtig.
Treten sie auf, sollten Betroffene sofort den Notarzt rufen. Vor allem, wenn sich die Beschwerden in ruhigen Momenten bemerkbar machen, muss schnell gehandelt werden.
Übrigens: Die meisten Infarkte geschehen am frühen Vormittag. Denn zu dieser Tageszeit produziert der Körper die meisten Stresshormone, die den Infarkt letztlich akut auslösen können.
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Wie kann ich einem Herzinfarkt vorbeugen?
Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht und Rauchen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Einige dieser Faktoren wirken sich auf die Herzkranzgefäße von Frauen besonders ungünstig aus: So ist die Gefahr eines Herzinfarkts bei Diabetikerinnen viermal so groß wie bei Männern mit Diabetes. Bei erhöhten Blutfettwerten tragen Frauen im Vergleich zu Männern ein doppelt so hohes Risiko. Raucherinnen, die die Pille nehmen, sind 20-mal gefährdeter als Nichtraucherinnen. Für Frauen ist es daher wichtig, dass Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Wer alle zwei Jahre die Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt wahrnimmt, ist auf der sicheren Seite.
Mit Beginn der Wechseljahre steigt das Risiko für einen Herzinfarkt bei Frauen deutlich an: Die Östrogenproduktion lässt nach und damit der natürliche Gefäßschutz. Daher sollten Frauen ab dem 50. Lebensjahr besonders aufmerksam sein, was Herzinfarkt Symptome (siehe oben) betrifft. Studien haben gezeigt, dass zwei von drei Frauen die Herzinfarkt Symptome für einen beginnenden Infekt, für Magenprobleme oder schlicht stressbedingte Verspannungen hielten.
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Herzbeschwerden nicht auf die Wechseljahre schieben
Bis Frauen wegen ihrer Beschwerden einen Arzt aufsuchen, dauert es meist sehr lange. Vor allem gehen sie nicht gleich zum Kardiologen. Sie steuern häufig erst den Hausarzt an oder den Orthopäden", sagt Expertin Hümmelgen. Die Probleme werden oft nicht richtig gedeutet, sondern zum Beispiel als Folge einer Depression abgetan oder mit Wechseljahresbeschwerden in Verbindung gebracht. "Ärzte müssen bei unspezifischen Beschwerden ihrer Patientinnen viel öfter an das Herz und mögliche Durchblutungsstörungen denken - und sie an einen Kardiologen überweisen", fordert sie. Häufig spielen Betroffene die Herzinfarkt-Symptome auch herunter. "Wenn eine Frau denkt, dass etwas nicht stimmt, sollte sie ruhig darauf dringen, dass ihre Herzdurchblutung untersucht wird."
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