Viruserkrankung

Hantavirus 2019: Deutlicher Anstieg an Infektionen in Deutschland

Das Hantavirus breitet sich 2019 wieder stärker in Deutschland aus. Wir verraten dir, wie du dich schützen kannst, welche Symptome auf das Virus hinweisen und welche Regionen besonders betroffen sind.

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Video: Glutamat

Hantavirus ist 2019 auf dem Vormarsch

Die Zahl der Hantavirus-Fälle steigt in diesem Jahr drastisch an, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet. "2019 ist ganz deutlich ein Ausbruchsjahr", bestätigt Mirko Faber, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Robert-Koch-Institut. Seit Anfang des Jahres wurden 460 Fälle gemeldet. Es sind deutlich mehr Fälle vermerkt worden als im ganzen letzten Jahr, in dem nur 235 Infektionen in Deutschland aufgetreten sind. 

Folgende Regionen sind besonders betroffen:

  • der Bayerische Wald
  • die Schwäbische Alb
  • das Münsterland
  • der Osten Hessens
  • der Westen Thüringens
  • der Großraum Osnabrück
  • die Region Unterfranken
  • der Raum Stuttgart

Was sind Hantaviren?

Hantavirus: Infektionskrankheit in Deutschland
Hantavirus: Infektionskrankheit in Deutschland Foto: iStock

Die bis zu 120 Nanometer großen Hantaviren kommen (fast) auf der ganzen Welt vor. Man unterscheidet unterschiedliche Virustypen, die von Land zu Land verschieden sind. Die Hantavirus-Typen in Deutschland und Mitteleuropa (Puumala- und Dobrava-Viren) sind beispielsweise weniger gefährlich, als in Amerika (wo sie etwa die Herz- und Lungenfunktion beeinträchtigen und somit zu lebensgefährlicher Atemnot führen können - wie 2012 bei Urlaubern im Yosemite-Nationalpark, USA, aufgetreten).

Die höchsten Fallzahlen wurden bislang in Skandinavien - speziell Schweden und Finnland - vermeldet. Auch in Teilen Österreichs (u.a. Steiermark, Kärnten, Burgenland, Bezirk Rohrbach) werden Infektionen mit Hantaviren regelmäßig gemeldet, sowie in China, Russland und in den Balkanländern (u.a. Griechenland, Bulgarien und Serbien).

Befallen Hantaviren den menschlichen Körper, sprechen Mediziner in Deutschland vom Hämorrhagischen Fieber mit Renalem Syndrom (HFRS) oder Nephropathia epidemica (NE).

Den Namen hat das Hantavirus von dem südkoreanischen Fluss Hantan-gang. Hier erkrankten in den 1950er Jahren tausende Soldaten des Korea-Krieges an dem Virus - der allerdings erst 1977 von Wissenschaftlern "entdeckt" wurde.

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Wovon hängt die Zahl der Inifzierungen ab?

Wie viele Menschen sich mit dem Hantavirus anstecken, hängt von der Population der infizierten Nagetiere ab, die das Virus übertragen. In der Regel gilt: Vermehren sich Mäuse, Ratten und Co. stark, erkranken auch mehr Menschen, als in Jahren, in denen die Nagetiere weniger Nachwuchs haben. 

Wie viele Mäuse und Ratten auf die Welt kommen, hängt auch vom Nahrungsangebot ab. Bucheckern gehören etwa zu den Lieblingsspeisen der Rötelmäuse - und gerade diese sind im vergangenen Jahr vermehrt vorgekommen. Durch das gute Nahrungsangebot hat sich wiederum die Rötelmaus, die das Hantavirus unter anderen überträgt, ebenfalls stark vermehrt.

Wer ist gefährdet, sich mit dem Hantavirus anzustecken?

Hantaviren werden vor allen Dingen von Nagetieren, wie etwa Ratten oder Mäusen, übertragen. In Süd- und Westdeutschland gilt vor allem die Rötelmaus als Überträger des Hantavirus; im Norden die Brandmaus.

Die Mäuse tragen das Hantavirus in sich, ohne sich selbst damit anzustecken. Sie dienen den Viren nur als Wirt. Durch Speichel, Urin und Kot eines infizierten Tieres, verbreiten sich die Viren - meist werden sie von Menschen eingeatmet. Auch ein Biss von einem infizierten Nagetier kann das Virus auf den Menschen übertragen.

Ebenfalls möglich ist eine Infektion durch kleine Hautverletzungen, durch die Hantaviren in den Körper eindringen können. Verzehrt man Lebensmittel, die mit infizierten Ausscheidungen eines befallenen Tieres in Kontakt kamen, kann man sich das Hantavirus ebenfalls einfangen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist hingegen nicht möglich.

Hierbei ist die Ansteckungsgefahr besonders groß:

  • Gartenarbeit (z.B. Laub rechen)
  • Joggen oder Zelten in Gebieten mit starkem Nager-Befall
  • Arbeiten in der Landwirtschaft
  • Arbeiten in der Forstwirtschaft (z.B. beim Holz schlagen)
  • Arbeiten (und Aufhalten) in Gebäuden, in denen Nager leben oder lebten (z.B. alte Häuser, Schuppen, Garagen, Ställe)

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Hantavirus: Die Symptome

Die Symptome sind davon abhängig, welcher Virustyp sie auslöst. Der Verlauf einer Infektion kann sowohl unbemerkt vonstattengehen, als auch tödlich verlaufen. Zur Diagnose benötigen Ärzte eine Blutprobe.

Die in Deutschland häufigsten Formen des Hantavirus verursachen:

  • Fieber (meist über 3 bis 4 Tage lang)
  • grippeähnliche Beschwerden (etwa Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen)
  • Sehstörungen (u.a. Lichtempfindlichkeit)
  • Rückenschmerzen
  • Husten
  • Rötungen des Rachens.

Nach einigen Tagen folgen

  • Bauchschmerzen
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Kreislaufstörungen (z.B. Blutdruckabfall).

Die Nierenfunktion wird von Hantaviren eingeschränkt (zeigt sich z.B. durch Blut im Urin), in schweren Fällen kann es zu Nierenversagen, in seltenen Fällen zum Tod führen.

In den meisten Fällen tragen Betroffene keine Folgeschäden nach einer Infektion mit Hantaviren davon. In seltenen Fällen kommt es allerdings zu Nierenschäden, die mit einer (zeitlich begrenzten) Dialyse aufgehoben werden können.

In der Regel treten die ersten Symptome etwa zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung auf.

Wie wird eine Hantavirus-Infektion behandelt?

Wer sich mit dem Hantavirus angesteckt hat, sollte dringend einen Arzt aufsuchen: Diese Infektionskrankheit ist in Deutschland seit 2001 meldepflichtig.

Da es kein Medikament gegen die Viren gibt, werden lediglich die Beschwerden behandelt. Werden die Symptome nicht behandelt, kann auch die milde Form des Hantavirus tödlich enden.

Eine Impfung gegen das Hantavirus gibt es nicht.

Hantavirus: Die wichtigsten Fragen zum Krankheitserreger

Wie können wir dem Hantavirus vorbeugen?

Präventiv kann man zum Schutz vor Hantaviren folgendermaßen vorgehen:

  • Nachdem man im Freien war, gründlich Hände waschen.
  • Nagetiere wie Ratten und Mäuse aus dem Wohnbereich (inkl. Keller, Dachboden, Schuppen) fernhalten.
  • Lebensmittel und Tierfutter verschlossen aufbewahren.
  • Abfall in verschlossenen Tonnen lagern.
  • Staub sollte befeuchtet werden, bevor er entfernt wird, damit Bakterien nicht durch die Luft aufgewirbelt werden.
  • Verstaubte Flächen sollten mit Desinfektionsmittel eingesprüht werden.
  • Türen und Fenster sollten im Auge behalten werden, damit keine Nager in den Wohnraum gelangen.
  • Kontakt zu Tieren und deren Ausscheidungen sollte vermieden werden.
  • Bei der Reinigung von Außenbereichen oder dem Entfernen von Mäusekot und toten Tieren sollten unbedingt Mundschutz und Handschuhe getragen werden! Den Raum rund 30 Minuten lang lüften und anschließend mit Haushaltsreiniger säubern (verwendete Lappen/Schwämme entsorgen!). Danach: Hände waschen!

(ww7)

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